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"Kann nicht funktionieren": "Markus Lanz"-Gast kritisiert Arbeitsmoral der jungen Generation

"Diese Anspruchshaltung irritiert mich": Die Arbeitseinstellung der "Generation Z" wurde bei "Markus Lanz" kontrovers diskutiert. SPD-Chefin Saskia Esken nahm derweil Stellung zur Energiewende. Trotz Koalitionsdauerstreits und Umfragetief ist sie sich sicher, "dass wir wiedergewählt werden".

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Bei "Markus Lanz" ging es am Donnerstagabend um die Arbeitsmoral der "Generation Z". (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

"Arbeitest du noch, oder lebst du schon?", fragte Markus Lanz seine Gäste provokant zu Beginn seines ZDF-Talks am Donnerstagabend. Thema der Ausgabe war ein Phänomen, dem "Der Spiegel" unter der Überschrift "Wir machen uns nicht mehr kaputt" unlängst eine ganze Titelstory widmete: das Lebens- und Arbeitsmodell der sogenannten "Generation Z", also denjenigen Menschen, die laut gängiger Definition zwischen 1997 und 2012 zu Welt gekommen sind und die den Arbeitsmarkt bereits signifikant prägen.

Während sich ältere Generationen gerne und oft über ihren Beruf definiert haben, scheint die junge Generation vielmehr nach Sinnhaftigkeit und Flexibilität zu streben. Anzeichen von Faulheit und Lustlosigkeit oder eine legitime Priorisierung? Und was steckt dahinter, dass für viele junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Job nicht mehr an erster Stelle steht?

Ökonomin Laura Bornmann erläuterte bei "Markus Lanz" zunächst, dass der deutsche Arbeitsmarkt aufgrund des Fachkräftemangels vor großen Veränderungen und Herausforderungen stehe, denn: "Wir haben heute einen Arbeitnehmermarkt." In dem Kontext sei es nur logisch, "dass junge Generationen - aber eigentlich alle Generationen - heute andere Forderungen stellen können". Gleichzeitig betonte sie, dass Forderungen etwa nach mehr Flexibilität kein Zeichen von Faulheit seien: "Eigentlich ist uns allen wichtig, dass wir Privates und Berufliches vereinbaren können." Für Bornmann sei daher klar: "So sehr unterscheiden sich die Generationen gar nicht."

"Jeder fünfte Mitarbeitende unter 34 Jahren hat schon innerlich gekündigt"

Unternehmensberaterin Ronja Ebeling gab zu Protokoll:
Unternehmensberaterin Ronja Ebeling gab zu Protokoll: "Jeder fünfte Mitarbeitende unter 34 Jahren hat schon innerlich gekündigt." (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Dem konnte Ronja Ebeling nicht ganz zustimmen, die Journalistin, Podcasterin und Unternehmensberaterin gab zu: "Ich glaube, Arbeit ist heute nicht mehr der Lebensinhalt von vielen jungen Menschen." Und weiter: "Jeder fünfte Mitarbeitende unter 34 Jahren hat schon innerlich gekündigt."

Lanz hakte daraufhin nach und wollte wissen, woran das liegt. Dazu sagte die 27-Jährige entschlossen, dass heutzutage viel Leistung im Beruf - im Vergleich zu früher - keinen sozialen Aufstieg mehr garantiere. "Wir sind die erste Generation, für die das Aufstiegsversprechen nicht mehr einzuhalten ist", erklärte Ebeling. Daraufhin plädierte Laura Bornmann bei "Markus Lanz" für einen Wandel in der Unternehmensführung: "Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit, aber wir brauchen auch bessere Voraussetzungen, damit wir mehr Bock auf Arbeit haben."

Ronja Ebeling nickte und fügte hinzu, ihr sei es wichtig, "dass alle Generationen von den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt profitieren". Sie halte es demnach für einseitig, in Debatten um die "Generation Z" immer wieder "die Yoga-Matte" ins Spiel zu bringen.

Ein Argument, das bei "FAZ"-Redakteurin Helene Bubrowski einen Nerv zu treffen schien. Sie bemängelte, dass "die Lifestyle-Frage" nur unter "privilegierten Akademikern" geführt werden könne und sagte über die Forderung nach mehr Flexibilität und Sinnhaftigkeit: "Diese Anspruchshaltung irritiert mich." Laut der Journalistin wolle die "Generation Z" gerne mehr Zeit für Kinder, Freunde, Hobbys und die Selbstverwirklichung haben - und das am liebsten gleichzeitig. "Das als Selbstverständlichkeit anzusehen, ist, glaube ich, falsch. Das kann nicht funktionieren", kritisierte Bubrowksi mit ernstem Blick.

SPD-Chefin Saskia Esken: "Wir haben die Wucht der Debatte ganz klar unterschätzt"

SPD-Chefin Saskia Esken machte bei
SPD-Chefin Saskia Esken machte bei "Markus Lanz" deutlich, dass die Ampelkoalition in ihrer Erwartung halten wird. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Ähnlich kritisch blickte Bubrowski auch auf den Zustand der Ampelkoalition und bemängelte, dass die Regierung einst mit dem Versprechen einer "guten Kultur des Zusammenarbeitens" angetreten sei. Die Journalistin echauffierte sich in dem Zusammenhang über den "Profilierungs-Drang" vieler Kabinettsmitglieder und zeigte sich genervt von den ständigen Reibereien innerhalb der Koalition, die sie als "ziemlich verrottet" beschrieb.

Ein Vorwurf, zu dem SPD-Chefin Saskia Esken sagte: "Wir haben in den vergangenen 15 Monaten schwerwiegende Krisen auch zu bewältigen gehabt." Sie sei deshalb trotz der vielen Streitigkeiten "der Überzeugung, dass die Ampel nicht nur hält bis zum Ende dieser Legislatur, sondern dass wir wiedergewählt werden".

Eine mutige Prognose, gegen die Markus Lanz prompt stichelte: "Sie kriegen Tag für Tag belegt, dass der Kessel richtig brodelt. 18 Prozent bei der AfD." Darauf sagte Esken fast kleinlaut, dass die Menschen "extrem verunsichert schon alleine aus Corona rausgegangen" seien. "Dann hat auch dieser Krieg uns ja den Boden unter den Füßen weggezogen." Die SPD-Chefin weiter: "Es mag sein, dass der Streit ums Heizungsgesetz diese Verunsicherung noch erhöht, aber es muss ja auch vorangehen mit der Wärmewende." Über das Heizungsgesetz sagte sie abschließend offen: "Wir haben die Wucht der Debatte ganz klar unterschätzt."

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