Für dieses Foto erntet Markus Söder zu Unrecht Twitter-Häme
Dem bayerischen Ministerpräsidenten fehlt der Durchblick: Diesen Eindruck vermittelt zumindest ein Schnappschuss von Markus Söder an der deutsch-österreichischen Grenze. Der Spott auf Twitter ließ nicht lange auf sich warten. Allerdings ist den Kritikern ein wichtiges Detail entgangen.
Die neue Bayerische Grenzpolizei hat am Mittwoch am Grenzübergang Kirchdorf am Inn ihre Arbeit aufgenommen. Markus Söder ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu erscheinen, um die neue, gehobene Ausstattung der Beamten zu checken. Drohnen, Wärmebildkameras, Nachtsichtgeräte – mit der neuesten Technik und flexiblen Kontrollen wolle man ein klares Zeichen an Schlepper, Schleuser und Kriminelle senden: “Bayerns Grenzen sind sicher”, so der CSU-Politiker. Um das mit einem symbolträchtigen Bild zu unterstreichen, ließ er sich mit einem Gerät fotografieren, das aussah wie ein Fernglas. Ein Fernglas, auf dem sich scheinbar noch die Abdeckungen befanden – ein gefundenes Fressen für die Twitter-Community.
Womöglich sieht man noch mehr, wenn man vorher diese Deckel runter nimmt. #servicetweet pic.twitter.com/Obqad2PZ8r
— Chr Deutschländer (@CDeutschlaender) July 18, 2018
Es geht ihm doch nicht ums Sehen, sondern ums Aussehen. #Söder #CSU
— (((Dieter W))) (@dieterjosef) July 18, 2018
Da sind von innen Hunderttausend Geflüchtete aufgemalt, die über die unschuldige Bavaria herfallen. Deswegen sieht die nur Söder.
— (((M. Unbenannt))) (@redpoint80) July 18, 2018
Er hat in seine Zukunft geschaut und schwarz gesehen
— HOLGER (@sachsenholly) July 18, 2018
„Nur mit dem Herzen sieht man gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“
aus: Le Petit Prince
von Antoine de Saint Exupéry— Thomas K.W. (@ThomasKW3) July 18, 2018
Die meisten Tweets drehten sich um den fehlenden Durchblick von Söder, im eigentlichen und im übertragenen Sinn. Aber er musste sich auch mit anderen Politikern vergleichen lassen, die bereits in ähnlichen Situationen abgelichtet wurden.
In guter Tradition pic.twitter.com/uBk7Q50JYo
— Jörg Jendricke (@RAJendricke) July 18, 2018
@markus_soeder orientiert sich eben an anderen großen Staatsmännern mit Wahnvors… ähh Visionen. pic.twitter.com/hPLi2SW16C
— MORITZ (@m0ritz187) July 19, 2018
Kritik an den Kritikern
Was die Spötter nicht beachtet haben: Zwar sieht es auf den ersten Blick so aus, als schaue Söder durch ein verschlossenes Fernglas, in Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um ein Nachsichtgerät, in dessen Deckel kleine Löcher eingearbeitet sind, um es auch bei helleren Lichtverhältnissen nutzen zu können. Dies bestätigt auch die Schilderung eines dpa-Reporters, der vor Ort war:
“Und natürlich greift Söder trotz hellster Morgensonne zu dem Nachtsichtgerät, das aussieht wie ein großes Fernglas, hält es hoch, schaut durch, die Kameras klicken. Einmal probiert er es mit aufgesteckten Schutzkappen, was bei der Benutzung am Tag richtig ist, dann probiert er es aber auch noch ohne – und zuckt kurz zurück.”
Die Häme kassierte Markus Söder also ohne Grund, wenngleich der Griff zum Nachtsichtgerät am hellichten Tag wohl auch nicht die beste Wahl war…
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