Günstigere E-Autos: So will deutscher Autozulieferer das anstellen

Bosch streicht 7.000 Arbeitsplätze, bleibt aber dem Elektroantrieb treu. Technik-Chef Mathias Pillin enthüllt Pläne, wie E-Autos künftig günstiger werden sollen.

Der Technologiekonzern Bosch steht vor mehreren Herausforderungen: Verzögerungen beim Renditeziel, schwächelnde Umsätze im Wärmepumpenbereich und eine geringere Nachfrage im Autosektor, der zwei Drittel des Umsatzes ausmacht. Auch die Verkaufszahlen bei Hausgeräten und Elektrowerkzeugen sind rückläufig, betont Unternehmenschef Stefan Hartung im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

"Wir sehen leider allgemein eine starke Eintrübung des bauabhängigen Konsums, der auch uns trifft", so Hartung. "Insgesamt gesehen sind wir bei Bosch in einer Situation, die wir in den vergangenen Jahrzehnten selten hatten: Unser Unternehmen ist ganz bewusst sehr breit aufgestellt über viele Produkte und Märkte – aber aktuell gibt es fast überall Probleme bei der Nachfrage." Infolge dieser Herausforderungen plant Bosch, 7.000 Stellen abzubauen, davon 3.200 im Automobilsektor.

"Jedes Unternehmen muss für sich selbst entscheiden, welcher der richtige Weg ist"

Trotz der Herausforderungen im wichtigen Autosektor will Hartung am Elektroantrieb festhalten. Bosch könnte jedoch seine Position als weltgrößter Autozulieferer an CATL verlieren: "Wenn Sie die Batterieproduktion mitzählen, dann kann das passieren. Bosch ist nicht im Batteriegeschäft, und wir werden da auch nicht reingehen, deshalb werden wir das auch gelassen verfolgen. Das wäre eine Konsequenz unserer strategischen Ausrichtung", so der Bosch-Chef gegenüber der FAZ.

Auf die Frage, ob Boschs Zurückhaltung bei der Batterietechnologie zu den Abhängigkeiten von China geführt habe, erklärt Hartung: "Jedes Unternehmen muss für sich selbst entscheiden, welcher der richtige Weg ist. Es kann nicht das Kernziel von Unternehmen sein, europäische Abhängigkeitsprobleme zu lösen. Unternehmen müssen ihr Geschäft erfolgreich betreiben."

Obwohl die Themen Batterieversorgung und Lieferketten-Diversifizierung in Europa politisch brisant sind, ist Hartung überzeugt, dass Bosch die richtige Entscheidung getroffen hat: "Das finanzielle Risiko war zu hoch", meint der Unternehmenschef.

Bosch plant Vereinfachung und Skalierung der Antriebsproduktion

Auf dem Automotive News Europe Congress (<-- ZIELADRESSE KANN NICHT GEFUNDEN WERDEN) in Frankfurt erläuterte Mathias Pillin, Technikchef bei Bosch Mobility, wie die Kosten für E-Autos gesenkt werden könnten. Er schlägt vor, den Antriebsstrang zu vereinfachen, um die Produktion der Antriebskomponenten im größeren Maßstab zu ermöglichen, was die Preise senken würde.

Chinesische Elektroautohersteller nutzen bereits diese Strategie und produzieren dadurch deutlich günstiger. Experten zufolge sind ihre Produktionskosten mindestens 30 Prozent niedriger als die der westlichen Hersteller.

"Wir sollten aufhören, all die winzigen Teile eines E-Antriebsstrangs zu konstruieren und stattdessen etwas wirklich Kosteneffizientes für unsere Fahrzeuge entwickeln", so Pillin.

Bosch verfolgt eine "Technologieoffenheit" beim Ausbalancieren von Elektro- und Verbrennerportfolios, wie Technikchef Mathias Pillin erklärt. "Was auch immer der Markt verlangt, wir werden es liefern", so Pillin. Bosch bleibt stark bei klassischen Verbrennungsmotoren und investiert gleichzeitig in elektrische Komponenten und Wasserstoffantriebe. Die Elektrifizierungsrate variiert regional, wobei chinesische Marken schnell in die standardisierte Massenfertigung von Elektrofahrzeugen einsteigen. "Das ist etwas, womit wir als Zulieferer sehr gut dienen können", sagte Pillin.

Unternehmenschef Hartung rechnet mit profitablem E-Auto-Geschäft

Pillin und Unternehmenschef Hartung gaben beide zu, dass der Absatz von Elektrofahrzeugen derzeit langsamer wächst. Bosch hat dies jedoch bereits in seinen Vorhersagen berücksichtigt. Pillin betonte, dass der Verkauf von Elektrofahrzeugen wieder steigen könnte, wenn die Hauptkostentreiber, insbesondere die Batterie, im Fokus der Kostensenkung stehen.

"Die Schlüsselfrage ist, wie viel Batterie Sie in Ihr Fahrzeug einbauen, denn das wird den Preis bestimmen", erklärte Pillin. "Das können wir nicht beeinflussen, weil wir keine Batterien herstellen, aber wir können daran arbeiten, unsere Komponenten so effizient wie möglich zu machen."

Ein Beispiel dafür sind Siliziumkarbid-Halbleiter. "Wenn man sie einsetzt, braucht man weniger Batterien, um die gleiche Strecke zu fahren", so Pillin. Bosch hat erheblich in diese Technologie investiert, besonders durch die Übernahme des kalifornischen Unternehmens TSI Semiconductors im Jahr 2023.

Bosch-Chef Hartung will den Elektroantrieb indes nicht als Kostentreiber verstanden wissen: Bosch habe in diesem Feld Geschäfte, "die werfen jetzt schon Ertrag ab und wachsen dynamisch", so Hartung gegenüber der FAZ. "In anderen Bereichen wird das noch etwas dauern. Aber in den nächsten Jahren wird das Elektroauto für uns ordentlich Gewinn abwerfen."

Einen konkreten Zeitpunkt, wann es so weit sein soll, will Hartung aber nicht preisgeben. "Sonst würde ich vielleicht den einen oder anderen Wettbewerber entweder erschrecken oder übermütig machen. Aber ja, das E-Auto wird ein gutes Geschäft für Bosch, insbesondere die Leistungselektronik, die Motoren und Achsen. Wir gehen aktuell davon aus, dass in der EU im Jahr 2030 mehr als zwei Drittel der neuen Autos vollelektrisch sind. Weltweit wird 2030 etwa jedes dritte Fahrzeug ein E-Auto sein, 2035 schon jedes zweite."

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