Günther Jauch hilft zockendem Pastor: "Wenn das falsch ist, können wir Geschichte schreiben"

Der Glaube versetzt Wisente. Ein Pastor einer Freikirche bewies am Montag im "Zocker-Special" von "Wer wird Millionär?" zum Einen, wie cool Kirche sein kann. Zum anderen verhalf ihm sein Gottvertrauen zu einer Fortsetzung am Dienstag.

Zu den Sonder-Ausgaben von "Wer wird Millionär?" zählen die Zocker-Specials. Was sie spektakulär macht: Am Ende der Fragen winken zwei Millionen Euro. Dafür allerdings sind die Regeln deutlich gemeiner. Der erste Joker darf erst nach der 16.000-Euro-Frage genutzt werden, sonst sind alle weiteren Joker ungenutzt futsch. Auch ist das Erspielte erst ab der 1.000-Euro-Marke sicher. In den regulären Ausgaben ist das bereits ab 500 Euro der Fall.

Die ersten beiden Kandidaten am Montagabend lernten die letztere Regel schnell kennen. Sowohl Carina Holzhüter aus Hamburg als auch der nachfolgende Joschka Linke aus Neuenhagen wollten ihren kostbaren Joker nicht zu früh einsetzen - und verzockten sich. Beide rieten falsch und mussten sich mit 1.000 Euro zufrieden geben. Moderator Günther Jauch war erstaunt. "Also wenn das so weiter geht, brauchen wir keine zweite Sendung morgen", resümierte er. Denn für den Dienstag war eine Fortsetzung des Zocker-Specials angedacht.

Yvonne Joerdel aus Bremen erspielte immerhin 32.000 Euro.

Trotzdem: Jauch machte sich Sorgen, wie er die Sendezeit füllen sollte, wenn ein Kandidat nach dem anderen so früh aus dem Sattel stürzte. Zum Glück kam das Beste zum Schluss. In Gestalt eines Mannes, der im Auftrag des Herrn unterwegs war. Auch wenn man ihm das nicht ansah: Mit seinem legeren Outfit und der San-Francisco-49ers-Cap hätte man den 32-Jährigen eher für einen Rap- oder American-Football-Fan gehalten. Letzteres war er zwar auch, doch der hauptberufliche Arbeitgeber von Lukas Gotter aus Halle an der Saale ist Gott.

Jauch: "Nun steht Ihnen die Himmelsleiter offen"

Allerdings ist Gotter nicht in einer der Großkirchen tätig, sondern in einer Freikirche. Seine Antwort auf Jauchs Frage, was diese von der katholischen oder evangelischen Kirche unterscheide, war ein spannendes Beispiel: "Wir taufen keine Kinder, sondern erwachsene Leute." Die Begründung war gleichzeitig eine Kritik an den etablierten Mitbewerbern: "Wir legen Wert darauf, dass jeder für sich selbst entscheidet." Für sich selbst entschied Lukas Gotter auch alle Fragen bis zur magischen 16.000-Euro-Marke. Nachdem er auch diese ohne Joker-Einsatz meisterte, wurden seine vier Joker freigeschaltet. "Nun steht Ihnen die Himmelsleiter in Richtung zwei Millionen offen", stellte Günther Jauch in Aussicht.

Gotter glaubte nicht nur an den lieben Gott, er lernte auch den überraschend lieben Jauch kennen. Denn der Moderator bot bei der 32.000-Euro-Frage seine Hilfe an. "Was findet man in den Namen unserer 16 Bundesländer am häufigsten?" Zur Wahl standen: burg, rhein, land, stein. "Ich mach burg und rhein", schlug Jauch vor. "Gerne", erwiderte der Pastor. "Aber sagen müssen Sie es schon selbst", erklärte der Moderator. Ach so! Was folgte, war eine eigenwillige Adaption von "Stadt, Land Fluss", welche gefühlt ein Viertel der Sendezeit fraß. Jauch verriet zwar keine Bundesländer, aber immerhin zählte er für den Pastor mit. Der entschied sich schließlich für "burg". Jauch fürchtete: "Wenn das jetzt falsch ist, können wir Geschichte schreiben, indem wir beide unseren Job aufgeben."

Standing Ovations für ein Schlagzeug-Solo

Pastor an den Drums (RTL)
Pastor an den Drums (RTL)

So weit kam es nicht. Stattdessen durfte Lukas Gotter an einem eigens für ihn ihm Studio aufgebauten Set sein musikalisches Hobby demonstrieren. "Also eine Minute würde uns reichen", mahnte Jauch zur Kürze. "Sie können ja dann winken, wenn es langweilig wird", schlug der Kandidat vor. Jauch winkte nicht. Nach dem Schlagzeug-Solo jubelte das Publikum, und Günther Jauch machte Standing Ovations.

Bei der 64.000-Euro-Frage zog der Kandidat das Publikum zu Rate: "Wobei handelt es sich um eine Klappbrücke?" Als der Pastor das Publikum als Joker einsetzen wollte, versuchte Jauch ihn mit einer Anekdote über die russische Version von "Wer wird Millionär?" zu verunsichern. "In Russland stimmt das Publikum mit Absicht falsch ab, wenn sie einen nicht mögen", behauptete der Moderator. Der Pastor glaubte an das Gute im Publikum. Zu Recht: Die Schwarmintelligenz votierte für die Tower Bridge.

Für 125.000 Euro wollte Jauch wissen: "Welches in Deutschland wieder in freier Wildbahn lebende Tier wird auch Europäischer Bison genannt?" Jauch drückte dem Pastor die Daumen, dass der Zusatzjoker aus dem Publikum "ein abgeschlossenes Studium der Wald- und Wisent-Wissenschaften" haben solle. Wisent war der korrekte Tipp des Herrn aus dem Publikum. "Der Pastor setzt nicht nur auf Gottvertrauen, sondern fragt mal hier und fragt mal da", stellte Jauch fest. Die Antwort von Lukas Gotter gefiel dem Publikum: "Oder der Herr hat ihn geschickt." Wie geschickt er selbst auf dem Weg zu zwei Millionen Euro ist, darf Gotter gleich am nächsten Tag beweisen. Das Zocker-Special wird am Dienstag fortgesetzt.