Ganz schön grimmig: Archäologen rekonstruieren Steinzeit-Teenager

Steinzeit-Mädchen Avgi soll rund 7000 Jahre vor Christus gelebt haben. (Bild: Reuters)
Steinzeit-Mädchen Avgi soll rund 7000 Jahre vor Christus gelebt haben. (Bild: Reuters)

Griechische Wissenschaftler und ein schwedischer Bildhauer haben das Gesicht eines Mädchens rekonstruiert, das vor 9000 Jahren in Südeuropa gelebt haben soll. Auffälliges Detail: Der Ur-Teenie hat äußerst männliche Züge und wirkt ziemlich missmutig.

Forscher der Universität von Athen haben einem Ur-Skelett, das im Jahr 1993 gefunden wurde und aus der Steinzeit stammt, ein Gesicht gegeben – und zwar ein äußerst realistisches. An dem aufwendigen Projekt, das vom griechischen Kieferorthopäden Manolis Papagrigorakis geleitet wurde, waren unter anderem Neurologen, Pathologen, Radiologen und Endokrinologen beteiligt, berichtet die britische „Daily Mail“. Nun wurde das Ergebnis im Akropolismuseum in Athen präsentiert.

Angefertigt wurde die Skulptur allerdings nicht durch einen der Wissenschaftler – diese leisteten die Vorarbeit – sondern von einem schwedischen Bildhauer. Oscar Nilsson hat bereits mehreren Urzeitmenschen durch seine Arbeit Leben eingehaucht. Das Steinzeit-Mädchen, dessen Gesicht Nilsson nun rekonstruierte, bekam den Namen Avgi, was übersetzt „Dämmerung“ bedeutet – denn sie lebte zu einer Zeit, die als „Dämmerung der Zivilisation“ bezeichnet wird.

Die Skulptur kann aktuell im Akropolismuseum in Athen besichtigt werden. (Bild: Reuters)
Die Skulptur kann aktuell im Akropolismuseum in Athen besichtigt werden. (Bild: Reuters)

Avgi lebte laut Experten vor rund 9000 Jahren im Mesolithikum, der Mittelsteinzeit. Laut Aussage der Wissenschaftler soll sie nur 15 bis 18 Jahre alt geworden sein. Das hervorstechendste Merkmal an Avgi sind ihre Gesichtszüge mit ausgeprägten Wangenknochen und einem hervorstehenden Kinn.

Avgi hat, zumindest nach heutigen Maßstäben, ein eher maskulines Gesicht. Bildhauer Nilsson bestätigte laut „Daily Mail“: „Objektiv betrachtet, sehen sowohl Frauen als auch Männer heute weniger maskulin aus.“ Darüber hinaus wirkt Avgis Ausdruck ziemlich missmutig. Und das ist offenbar genau so gewollt: „Zu jener Zeit war es für sie unmöglich, nicht missmutig auszusehen“, sagte Forschungsleiter Papagrigorakis gegenüber „Reuters“ in Anspielung auf die harten Lebensumstände dieser frühen Zivilisation.

Gefunden wurde das Skelett im Jahr 1993 in der Theopetra-Höhle in der historischen Landschaft von Thessalien, die sich im Norden Griechenlands befindet.

Für die Anfertigung der Skultpur arbeitete Oscar Nilsson laut „National Geographic“ unter anderem mit einem Computertomographie-Scan und einem 3-D-Drucker. Auf eine erste Rohfassung des Schädels brachte der Bildhauer dann Dübel an, um bestimmte anatomische Merkmale hervorzuheben, die das Gesicht originalgetreu werden lassen.