Ganze Generationen sind Verlierer - Diese Rendite geht jungen Sparern durch das Rentenpaket II verloren

Rentner profiitieren vom Rentenpaket. Jüngere verlieren, Menschen mittleren Alters wahrscheinlich auch.<span class="copyright">Stephan Scheuer/dpa</span>
Rentner profiitieren vom Rentenpaket. Jüngere verlieren, Menschen mittleren Alters wahrscheinlich auch.Stephan Scheuer/dpa

Konstante Rente, steigende Beiträge: Dieser Beschluss der Ampel-Koalition schafft langfristig nur Verlierer, hat das Ifo-Institut errechnet. Ob Sie auch kurzfristig zu ihnen gehören, entscheiden eine Altersgrenze und ihre Anlagestrategie.

Was das Ifo-Institut Dresden über die Rentenpläne der Bundesregierung schreibt, gleicht einer Generalkritik. Die Ampel-Koalition…:

  • „bürdet die Kosten allein der erwerbsfähigen Generation auf“.

  • opfere den bisherigen Ansatz, die Kosten der alternden Gesellschaft zwischen Rentner und Arbeitenden aufzuteilen.

  • binde jährlich Milliarden Euro, die sie dringend braucht, für ein Rentengeschenk.

  • verteuere die Arbeit in Deutschland, was Arbeitsanreize mindere und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen verschlechtere.

Harsche Kritik, die Experten so schon seit Monaten äußern. Neu ist: Das Ifo-Institut hat ausgerechnet, was das sogenannte Rentenpaket II konkret für die Jahrgänge bedeutet: Kurzfristig gewinnen immerhin ältere. Langfristig verlieren alle.

Rentenniveau bleibt gleich, Beiträge steigen deutlich

Hintergrund der Kritik ist der Beschluss der Bundesregierung, künftig ein Rentenniveau von 48 Prozent zu garantieren. Nach geltendem Recht fiele die Rente eines Durchschnittsverdieners nach 45 Beitragsjahren bis 2035 auf 45,3 Prozent des Durchschnittseinkommens. Die Ampel will diesen Wert auf 48 Prozent halten. Also 2,7 Prozentpunkte mehr Bezüge.

Angestellte merken das im Geldbeutel. Das Land altert, es gibt immer mehr Rentner. Bleiben die Beiträge gleich, steigen die Beiträge in den kommenden Jahren deutlich: bis 2035 von derzeit 18,6 auf dann 22,3 Prozent.

Die Hälfte des Rentenbeitrags zahlt der Arbeitgeber. Angestellte führen also 1,85 Prozent ihres Lohnes zusätzlich an den Staat ab. Für den Arbeitgeber verteuert sich der Angestellte ebenfalls um 1,85 Prozent, ohne dass dieser eine Lohnerhöhung bekommt.

Durch die Änderung muss der Staat der Rente Milliarden zusätzlich zuschießen. Im Jahr 2035 dürften es sieben Milliarden Euro sein. Derzeit beträgt der Zuschuss insgesamt rund 133 Milliarden Euro.

So viel zu den Kosten. Was bringt das alles? Wenig.

Alle unter 26 Jahren verlieren fast sicher, alle unter 40 Jahren wahrscheinlich

Wer noch arbeitet, zahlt vorerst höhere Beiträge, erhält im Alter aber höhere Bezüge. Die Ifo-Experten haben berechnet, für wen sich der Tausch lohnt. Es sind wohl die wenigsten Angestellten.

Zwar erhalten selbst jetzige Berufseinsteiger mehr Geld von der Rente als sie einzahlen. Weil sie das Geld aber Jahrzehnte später erhalten als sie es einzahlen, ist ein Euro in der Rente weniger wert als ein Euro derzeit: Bei 2 Prozent Inflation im Jahr, verlieren alle Angestellten Kaufkraft die derzeit jünger als 26 Jahre sind. Die Änderung macht sie faktisch ärmer.

Hätten Angestellte das Geld, das sie zusätzlich an die Rente zahlen, nicht ausgegeben sondern angelegt, vergrößert sich der Kreis der Verlierer. Dann hätte das Geld bis zum Renteneintritt Rendite angehäuft. Diese Rendite nimmt ihnen die Bundesregierung.

Schon ein monatlicher Sparbetrag von 20 Euro entwickelt sich bei sechs Prozent Rendite, zum Beispiel mit einem ETF, nach einem Arbeitsleben (45 Jahre) zu über 40.000 Euro. Heben Angestellte im Rentenalter nur die Rendite ab, haben sie rund 200 Euro pro Monat extra. Das können sie nun nicht mehr tun.

Je höher die Rendite, umso weniger lohnt sich die Änderung. ETFs warfen in der Vergangenheit sieben bis zehn Prozent Rendite pro Jahr ab.

  • Selbst Angestellte mit Mitte 40, die statt der höheren Beiträge einen ETF bespart hätten, wären mit der alten Regel wohl oft vermögender in den Ruhestand gestartet.

  • Junge Menschen, die ihr gesamtes Arbeitsleben lang einen ETF bespart hätten, stellt die Neuregelung wohl massiv schlechter.

Die Gen Z zählt also fast sicher zu den Verlierern des Rentenpakets. Millenials wahrscheinlich auch.

„Kein Beitrag“ zur nachhaltigen Rente

Die Probleme der Rente löse die Änderung nicht, folgern die Ifo-Experten. „Ein Beitrag zu erhöhter Nachhaltigkeit der Rentenfinanzierung ist damit also nicht verbunden; vielmehr bleibt der Handlungsbedarf bestehen.“

Das Rentenpaket nimmt Jüngeren private Vorsorgemöglichkeiten und zwängt sie in ein nicht mehr funktionierendes System.    Künftige Rentnergeneration macht es vor allem ärmer.

In der Zwischenzeit versteckt das Rentenpaket bestehende Probleme und verringert die Chancen, dass diese gelöst werden: Laut Ifo-Institut braucht das Rentensystem unbequeme Maßnahmen wie die Verlängerung der Lebensarbeitszeiten oder niedrigere Renten statt steigender Beiträge.