Gastbeitrag von Gabor Steingart - Für Anleger beginnt ein neues Zeitalter: Trump und Musk politisieren den Bitcoin
Der Bitcoin, vor 15 Jahren als experimentelle Idee geboren, steigt zur heimlichen Reservewährung der USA auf. Unternehmer Elon Musk, der neue Präsident selbst und neuerdings auch Notenbank-Chef Jerome Powell stellen sich hinter die Kryptowährung.
Fakt ist: Seit Donald Trumps Wahlsieg Anfang November ist der Bitcoin-Preis um rund 30.000 Dollar gestiegen. Die Märkte erwarten jetzt Großes.
Aber warum? Was hat sich verändert seit jener Zeit, als wir uns angewöhnt hatten, den Bitcoin als Zockerwährung zu betrachten? Diese und sieben weitere Fragen sind zu stellen und wie folgt zu beantworten.
Trump will den Bitcoin von der Zocker-Währung zum staatstragenden Investment machen
Frage #1: Entspringt Trumps kryptofreundliche Haltung nur einer Laune des Augenblicks oder steckt mehr dahinter?
Antwort: Donald Trump hat Bitcoin und das Thema digitale Währungen schon früh in den Mittelpunkt seiner Finanzpolitik gerückt. Er sieht darin nicht nur eine innovative Technologie, sondern auch ein strategisches Instrument zur Stärkung der amerikanischen Wirtschaft. Auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville im Juli dieses Jahres erklärte er, dass die USA zur „Krypto-Hauptstadt der Welt“ werden sollen.
Ein zentraler Bestandteil seiner Vision ist die Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve. Nach dem Vorschlag der Senatorin Cynthia Lummis (eine Republikanerin aus Wyoming) könnten die USA in den nächsten fünf Jahren bis zu einer Million Bitcoins kaufen. Diese Reserve sollte über 20 Jahre gehalten werden.
Dem dürften auch andere Notenbanken folgen, sodass der sicherste aller Investoren den Markt betreten würde: der amerikanische Staat.
Die Börsenaufsicht wird kryptofreundlich
Frage #2: Welche Haltung nehmen die amerikanische Aufsichtsbehörde SEC und ihr zukünftiger Chef Paul Atkins gegenüber dem Bitcoin ein?
Paul Atkins ist 66 Jahre alt, ein studierter Jurist und ehemaliger SEC-Kommissar (2002–2008), der sich als Befürworter von Kryptowährungen einen Namen gemacht hat. Seine Nominierung durch Trump markiert eine Wende in der Regulierung digitaler Assets.
Atkins hat sich als Berater der Digital Chamber of Commerce und der Token Alliance für Innovationen in der Blockchain-Branche eingesetzt.
Atkins strebt einen innovationsfreundlicheren Kurs an, der den Markt für Bitcoin-ETFs und andere Kryptoprodukte erweitern dürfte.
Bitcoin soll digitaler Ersatz für Gold werden
Frage #3: Welche Rolle spielen die amerikanische Notenbank und ihr Präsident Jerome Powell?
Antwort: Die Federal Reserve unter Powell hat dem Bitcoin mit ihrer jüngsten Politik mächtig Auftrieb gegeben. Er erklärte, dass er den Bitcoin nicht als Konkurrenten zum US-Dollar sehe, sondern als digitalen Ersatz für Gold. Diese Aussage verlieh dem Bitcoin zusätzliche Legitimität als Wertspeicher und stärkte sein Image als „digitales Gold“.
Frage #4: Welche Rolle spielen die Inflationserwartungen für den Kurs des Bitcoins?
Die Inflation bleibt mit über zwei Prozent weiterhin ein Top-Thema, was den Bitcoin als inflationsresistente Anlage attraktiver macht. Der Bitcoin ist deshalb immun gegen Inflation, weil man ihn nicht beliebig vermehren kann. Zwar können Bitcoins durch das sogenannte „Mining“ – ähnlich wie bei Gold – gewonnen werden, aber nur bis die maximale Obergrenze von 21 Millionen Bitcoins erreicht ist, was nach Schätzungen erst im Jahr 2140 erreicht wird.
JP-Morgan-Chef Jamie Dimon spielt hier eine wichtige Rolle, weil er davon ausgeht, dass die Inflation nicht besiegt ist. Er sagt in einem Schreiben an seine Kunden, dass er mit hartnäckigeren Inflationsraten rechnet: „Es besteht ein wachsender Bedarf an höheren Ausgaben, da wir den Übergang zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft fortsetzen, die globalen Lieferketten umstrukturieren, die Militärausgaben erhöhen und gegen die steigenden Kosten im Gesundheitswesen ankämpfen. Dies könnte zu einer stärkeren Inflation und höheren Zinsen führen, als die Märkte erwarten.“
Als Faustregel gilt: Steigt die Inflation oder auch nur die Inflationsangst, legt der Bitcoin zu.
Trump will Bitcoin gesetzlich fördern
Frage #5: Welche neuen Gesetzesvorschläge sind in der Pipeline, die den Bitcoin beflügeln könnten?
Der Financial Innovation Act, der unter der neuen Trump-Regierung vorangetrieben werden dürfte, soll Kryptowährungen in ein klares regulatorisches Rahmenwerk integrieren. Ziel ist es, Innovationen zu fördern, ohne Anleger zu gefährden.
Ein weiterer wichtiger Vorschlag ist der Digital Asset Market Structure Act. Dieser würde klare Definitionen für digitale Vermögenswerte schaffen und Zuständigkeiten zwischen SEC und anderen Regulierungsbehörden abgrenzen. Diese Maßnahmen sind wichtig, damit aus den bisherigen Bitcoin-Spekulanten in den kommenden Jahren echte Bitcoin-Investoren werden können.
Elon Musk hat viel in den Bitcoin investiert
Frage #6: Welche Rolle spielt Elon Musk?
Elon Musk bleibt eine der einflussreichsten Figuren der Kryptowelt. Er organisiert den Übergang von der Theorie zur Praxis. Sein Leitsatz: „The first step is to establish that something is possible; then it is likely to happen.“
Tesla besitzt derzeit rund 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin und Musk hat mehrfach angedeutet, die Kryptowährung in das Zahlungsökosystem seiner Plattform X (ehemals Twitter) zu integrieren. Schon jetzt akzeptieren Unternehmen wie Microsoft und Starbucks den Bitcoin als Zahlungsmittel.
Frage #7: Was sind die Markterwartungen für 2025?
Langfristig wird sich entscheiden, ob Bitcoin als Zahlungsmittel, Wertspeicher oder beides benutzt wird. Einige Analysten in diesem Bereich, zum Beispiel Cathie Wood vom ARK Invest, gehen davon aus, dass das Kurspotenzial bis zu 250.000 US-Dollar im kommenden Jahr beträgt.
Warren Buffett bleibt kritisch: Bitcoin ist wie Lotto
Frage #8: Ist es denkbar, dass sich das Thema Bitcoin und Blockchain noch als großer Schwindel erweisen und die Milliarden an investierten Geldern sich im Nichts auflösen?
Antwort: Die Zahl der Kritiker ist kleiner geworden, aber es gibt sie noch. Angeführt wird dieser Trupp von Investoren wie Warren Buffett, dem CEO von Berkshire Hathaway.
Buffett bezeichnet den Bitcoin als „Rattengift hoch zwei“. Er besitze keinen intrinsischen Wert, da es sich weder um ein produktives Asset wie Aktien noch einen greifbaren Wert wie Gold handeln würde. In Bitcoin zu investieren, sei wie Lotto spielen, urteilt Buffett.
Fazit: Mit Trump und Musk hat im Finanzmarkt eine Zeitenwende eingesetzt. Der Bitcoin ist nicht mehr allein ein Spielball der Finanzspekulanten. Er ist jetzt eine Figur auf dem Schachbrett der geopolitischen Spieler, was im Kern bedeutet: Die politischen Investoren spielen jetzt mit.