Gastkommentar von Gabor Steingart - Achtung, Trump meint es ernst! Deutschland muss diese Fakten kennen

US-Präsident Donald Trump kämpft mit China und hat dabei gute Ausrüstung.<span class="copyright">The Pioneer</span>
US-Präsident Donald Trump kämpft mit China und hat dabei gute Ausrüstung.The Pioneer

Donald Trump meint es ernst mit seinem Wirtschaftskrieg gegen China. Der US-Präsident wird eine ökonomische Zeitenwende einläuten - die Deutschland noch gar nicht verstanden hat.

Am kommenden Montag startet mit der Amtseinführung von Donald Trump II. die verschärfte Etappe eines amerikanisch-chinesischen Wirtschaftskrieges um die Dominanz im 21. Jahrhundert. Das Duell zweier Systemrivalen dürfte die globale Agenda auf absehbare Zeit prägen – und könnte die Weltordnung in neuerliche Unordnung stürzen.

Kalter Friede: Während die Raketen im Depot bleiben, wird dieser Krieg mit Zinsen, Zöllen und Sanktionslisten geführt. Es geht nur scheinbar um Marktanteile, Börsenkurse und Währungsparitäten. In Wahrheit geht es darum, wer technologisch dominiert: wer folgt, wer führt.

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Härte zuerst: Alles an Donald Trump kann man bestreiten, aber nicht seinen Siegeswillen. Vieles kann man den Chinesen vorwerfen, aber nicht ihre mangelnde Zielstrebigkeit.

Trump hatte eine gute Ausgangsbasis

Vorteil USA: Zu Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump stehen die USA solide da. Das ist nicht sein Verdienst, aber das ist seine Ausgangsbasis.

Mit einem durchschnittlichen Wachstum von 2,7 Prozent und einer Anleihenrendite von über fünf Prozent bieten die Vereinigten Staaten den Investoren die gewünschte Stabilität und Perspektive. Europa ist für sie nur noch ein Nebenkriegsschauplatz.

Der S&P 500 verzeichnete zwischen Januar 2023 und Dezember 2024 einen Wertzuwachs von über 50 Prozent, befeuert durch technologische Innovationen und enorme Kapitalzuflüsse.

Unternehmen wie Apple, Nvidia, Alphabet und Microsoft dominieren den Technologiemarkt, flankiert von den Investmentbanken Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Morgan und Bank of America. Deren Börsenwert übertrifft den der zehn größten europäischen Banken um das 3-Fache.

Rivale China muss mit massiven Eingriffen gegenhalten

Der Rivale China hingegen hat derzeit zu kämpfen . Die Zentralbank muss in diesen Tagen massiv eingreifen: Der Stopp von Staatsanleihekäufen im Januar 2025 war ein Versuch, die Währung zu stabilisieren und die Kapitalflucht zu begrenzen.

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Der US-Dollar bleibt stark: Die Kombination aus hohen Renditen und globaler Nachfrage nach sicheren Anlagen treibt den Greenback auf Höchststände. Die Federal Reserve zeigt sich entschlossen, das Vertrauen in die amerikanische Währung zu bewahren.

Zollmauer gegenüber China steht: Derzeit sind durchschnittliche Importzölle von 19,3 Prozent in Kraft und die Regierung versucht, sie nun zielgerichteter einzusetzen. Das Handelsministerium der Vereinigten Staaten hat im Rahmen einer vierjährigen Zollprüfung mehr als 1.400 Kommentare aus der Industrie gesammelt, um das Zollregime effektiver zu machen.

Xi Jinping täuscht beim wirtschaftlichen Erfolg

China hingegen kämpft mit einem schwachen Yuan. Trotz Interventionen der Zentralbank fällt die Währung weiter. Zhou Guannan von Huachuang Securities warnt: „Die anhaltenden Liquiditätsprobleme verstärken die Instabilität des Yuan und erschweren eine nachhaltige Erholung.“

Der Yuan hat kürzlich die Marke von 7,5 Yuan pro US-Dollar erreicht – ein Minus von knapp zehn Prozent gegenüber Januar 2025. Xi Jinpings Verweise auf wirtschaftlichen Erfolg in seiner Neujahrsansprache – darunter ein BIP von 130 Billionen Yuan – täuschen nicht darüber hinweg, dass die Wachstumsrate von 4,9 Prozent die niedrigste seit Jahren ist.

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In den USA ziehen steigende Realzinsen das Kapital aus aller Welt an. Die Renditen auf 10-jährige Staatsanleihen liegen bei knapp fünf Prozent – ein Niveau, das zuletzt 2023 und davor nur 2007 erreicht wurde.

Westliche Firmen weichen nach Vietnam und Südkorea aus

China hingegen verzeichnet Kapitalabflüsse. Der Spread zwischen US- und chinesischen Anleihenrenditen hat sich auf drei Prozent ausgeweitet, was die Investoren in den Dollar treibt.

Zum Vergleich: Der Shanghai Composite Index ist 45 Prozent von seinem Höchstkurs im November 2007 entfernt. Der Nasdaq Composite verzehnfachte sich im gleichen Zeitraum und notiert derzeit etwas unter seinem Allzeithoch.

China plus Strategie: Viele westliche Firmen ziehen sich zwar nicht aus China zurück, aber versuchen alternative Produktionsstätten in Vietnam, Südkorea und anderen asiatischen Staaten aufzubauen. Das De-Risking, also die bewusste Reduktion des China-Risikos, hinterlässt Bremsspuren beim Zufluss von Kapital.

Das Meinungsklima dreht sich zugunsten von Trump

Das Meinungsklima in den USA hat sich enorm gedreht – zugunsten von Trump und auch zugunsten seiner Anti-China-Politik. Dr. Elizabeth Economy und Dr. Melanie Hart ermuntern Trump, es nicht bei einer Zollpolitik zu belassen. Der Präsident müsse radikaler werden, schreiben sie in der jüngsten Ausgabe von Foreign Affairs:

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„Washington betreibt seine China-Politik immer noch mit einer Hand hinter dem Rücken. Der Fortschritt, obwohl erheblich, bewegt sich zu langsam.“

Sie empfehlen, das gesamte Instrumentarium der Handelspolitik zu nutzen:

„Wir brauchen die gesamte Palette der Politik, von wirtschaftlichen Anreizen, öffentlich-privaten Partnerschaften sowie Investitions- und Handelsabkommen, um die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten und ihrer Partner von China zu verringern.“

Trump könnte Großes leisten, wenn er jetzt „eine ehrgeizigere Wirtschafts- und Handelspolitik“ starten würde: „The job is far from done.“

Fazit: Amerika meint es ernst. Die deutsche Außenpolitik und die meisten deutschen Konzerne haben den geostrategischen Schwenk der USA vernommen, aber noch nicht verstanden. Das ist die ökonomische Zeitenwende, die unsere bisherigen Routinen beendet.