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Gauck und Napolitano gedenken der Opfer von SS-Massaker

Hunderte Zivilisten in Sant'Anna di Stazzema ermordet

Bundespräsident Joachim Gauck hat in der italienischen Ortschaft Sant'Anna di Stazzema der Opfer eines SS-Massakers im Jahr 1944 gedacht. "Das Verbrechen, das hier stattgefunden hat, darf niemand, der davon weiß, vergessen", sagte Gauck laut Mitteilung bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano. Zum Gedenken legten beide Politiker Blumengebinde an einem Denkmal nieder.

Gauck warb für Versöhnung. Diese könne jedoch nie verlangt, sondern nur erbeten und gewährt werden, "wenn auf Täterseite glaubwürdig Reue gezeigt und Veränderung in Wort und Tat gelebt wird", sagte er. Napolitano mahnte, Italien und Deutschland müssten "die Brüderlichkeit und die Einheit, die wir aufgebaut haben", pflegen. "Die Regierungen Italiens und Deutschlands werden nicht zulassen, dass dieses Erbe verschwendet wird, und halten an ihrem Einsatz zum Aufbau Europas fest", sagte er.

In der Ortschaft rund 40 Kilometer nördlich von Pisa waren am 12. August 1944 mehr als 560 Menschen erschlagen, erschossen und verbrannt worden. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft entschied im Oktober 2012, es könne nicht mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden, dass es sich bei dem Massaker der Panzergrenadierdivision "Reichsführer SS" um eine "befohlene Vernichtungsaktion gegen die Zivilbevölkerung" gehandelt habe. Die Anklagebehörde stellte deswegen das Ermittlungsverfahren gegen acht noch lebende Beschuldigte ein.

"Es verletzt unser Empfinden für Gerechtigkeit tief, wenn Täter nicht überführt werden können, wenn Täter nicht bestraft werden können, weil die Instrumente des Rechtsstaats das nicht zulassen", sagte Gauck dazu. Schuld sei aber nicht nur eine Frage des Strafrechts. Die öffentliche Benennung von Schuld und Schuldigen sei erlaubt und notwendig, um "den folgenden Generationen klar und deutlich zu sagen, was Recht und was Unrecht war". "Hier in Sant'Anna wurde Recht massiv verletzt und Menschenwürde mit Füßen getreten", sagte Gauck.