Gaza-Krieg: Katar setzt Vermittlerrolle aus - Zivilschutz meldet 30 Tote im Gazastreifen
Inmitten der anhaltenden Kämpfe im Gazastreifen haben die Hoffnungen auf eine Waffenruhe einen weiteren Dämpfer erhalten: Katar zieht sich nach eigenen Angaben vorerst als Vermittler in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas um eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln zurück. Im Gazastreifen wurden dem örtlichen Zivilschutz zufolge am Sonntag 30 Menschen bei zwei israelischen Angriffen getötet. Unter den Opfern waren demnach 13 Kinder.
Katar werde sich erst wieder in die Verhandlungen einschalten, wenn beide Seiten "ihren Willen und ihre Ernsthaftigkeit" unter Beweis stellten, erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madsched al-Ansari, am Samstag. Bereits bei der letzten Verhandlungsrunde vor zehn Tagen habe Katar die Konfliktparteien darüber informiert, "dass es vorhat, seine Vermittlungsbemühungen zwischen der Hamas und Israel auszusetzen, wenn bei dieser Runde keine Einigung erzielt wird", fügte er hinzu.
Angaben aus den Diplomatenkreisen, Katar schließe womöglich das Hamas-Verbindungsbüro in Doha, wies der katarische Außenamtssprecher zurück. "Das Hauptziel des Büros in Katar ist es, ein Verbindungskanal zwischen den betroffenen Parteien zu sein", betonte al-Ansari. Die Hamas hat mit Billigung der USA seit 2012 eine politische Repräsentanz in Doha. Dieser Kommunikationskanal habe zur bislang einzigen Waffenruhe im Gaza-Krieg im vergangenen November beigetragen, erklärte der katarische Außenamtssprecher.
Zusammen mit den USA und Ägypten versuchte Katar seitdem, zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation zu vermitteln. Es gab zahlreiche Verhandlungsrunden, bei denen jedoch kein Ergebnis erzielt wurde. Die Hamas und Israel beschuldigen sich gegenseitig, eine Einigung zu blockieren.
Die Waffenruhe vor knapp einem Jahr hatte eine Woche gedauert und die Freilassung von im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Austausch für palästinensische Gefangene in israelischer Haft ermöglicht.
Die Kämpfe im Gazastreifen wurden am Wochenende fortgesetzt. Bei zwei israelischen Luftangriffen wurden nach Angaben der örtlichen Behörden 30 Menschen getötet. Ein Angriff habe ein Wohnhaus in Dschabalija im Norden des Gazastreifens getroffen, teilte der Zivilschutz in dem Palästinensergebiet am Sonntag mit. 25 Menschen seien dabei getötet worden, unter ihnen 13 Kinder. Mehr als 30 Menschen seien zudem verletzt worden.
Den Angaben des Zivilschutzes zufolge wurden bei einem Angriff auf die Stadt Gaza zudem fünf Menschen getötet. Die israelische Armee erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, sie prüfe die Berichte.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den brutalen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit laut israelischen Angaben 1206 Toten, die meisten von ihnen Zivilisten, ausgelöst worden. Zudem wurden 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Von den 97 Geiseln, die sich weiterhin dort befinden, sollen 34 bereits tot sein.
Nach dem Hamas-Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen zufolge wurden dabei bisher mehr als 43.600 Menschen getötet, mehrheitlich Zivilisten. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen, die UNO stuft sie als glaubhaft ein.
Experten warnten angesichts der Verschärfung der Kämpfe und der fast vollständigen Einstellung von Lebensmittellieferungen in den Gazastreifen vor einer "unmittelbaren und erheblichen Wahrscheinlichkeit einer Hungersnot". Die Situation verschlechtere sich derzeit schnell, teilte das Famine Review Committee, eine Expertengruppe zur Bewertung der Ernährungssicherheit, in einem Bericht mit.
Diese Einschätzung wird von der UNO unterstützt. Dem Bericht zufolge gelangen derzeit so wenige Hilfslieferungen in den Gazastreifen wie noch nie seit Oktober 2023.
Die israelische Armee stellte die Glaubwürdigkeit des Berichts in Frage. Die zugrundeliegenden Daten seien lückenhaft und parteiisch und stammten von "oberflächlichen Quellen mit Eigeninteressen", hieß es.
bfi/mhe