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„Geduld lässt nach“: Schauspielerin Thelma Buabeng ist von Rollenklischees genervt

Ab Mittwoch steht sie mit „Geächtet“ in Köln auf der Bühne.

Zwei befreundete Paare treffen sich zu einem Abendessen. Noch ist alles gut, es wird über Belanglosigkeiten geplaudert. Doch die Stimmung kippt. Eine Diskussion über religiöse Traditionen eskaliert – alle Vier haben einen anderen ethnischen Hintergrund. „Geächtet“ ist das Debütstück von Autor Ayad Akhtar und wurde bereits 2013 mit dem Pulitzer Theaterpreis ausgezeichnet. Am Mittwoch feiert es nun Premiere im Schauspiel Köln und Schauspielerin Thelma Buabeng schlüpft in die Hauptrolle der afroamerikanischen Jory. „Das Stück ist wie ein Kammerspiel, wie ein Film von Woody Allen. Und es thematisiert den Konflikt des Nichtdazugehörens – das Gefühl, dass man Teil einer Gesellschaft ist und trotzdem nicht anerkannt wird“, sagt Buabeng. Eine Situation, die die 36-Jährige, die unter anderem durch Filme wie „Heil“, „Das Adlon. Eine Familiensaga“ oder „bestefreunde“ bekannt wurde, nur allzu gut kennt: „Meine Eltern kommen aus Ghana, aber ich bin in Deutschland aufgewachsen. Ich bin also Deutsche. Doch das wird mir von den Leuten oft nicht geglaubt.“ Kindheit in Meckenheim Ihre Kindheit hat Buabeng in Meckenheim bei Bonn verbracht. Ihre Schauspielausbildung begann sie dann im Kölner Theater der Keller, bevor sie 2005 in die Hauptstadt zog, um die Filmschauspielschule Berlin zu besuchen. „Ich wollte schon immer Schauspielerin werden. Meine Mutter war früher sehr streng und wenn sie mal wieder geschimpft hat, habe ich mich nie getraut Widerworte zu geben. Da bin ich dann als Kind in mein Zimmer verschwunden und habe vor dem Spiegel ganz theatralisch all das rausgelassen, was ich eigentlich am liebsten gesagt hätte. Und mich in Szene setzen, im Mittelpunkt stehen, laut sein – das konnte ich schon immer gut“, sagt Buabeng. Debüt in der „Lindenstraße“ Ihre erste Rolle erhielt sie 2003 in der WDR-Serie „Lindenstraße“: Bariya Birabi, eine aidskranke Nigerianerin, die den Sohn ihrer verstorbenen Schwester in Köln abholen möchte. „Ich kann mich noch gut an meine erste Szene erinnern. Ich komme mit dem Taxi in die Lindenstraße gefahren, habe aber offensichtlich kein Geld dabei und schnorre die Leute an, um das Taxi bezahlen zu können. Nicht ganz so angenehm“, erzählt sie lachend. Mittlerweile hat Buabeng den Sprung ins Filmgeschäft und auf die Theaterbühne geschafft. Sie drehte bereits mit Schauspielkollegen wie Benno Fürmann, Wotan Wilke Möhring oder Josefine Preuß. Zudem steht sie – neben den Proben in Köln für „Geächtet“ – derzeit noch in der Berliner Volksbühne im Stück „Faust“ auf der Bühne. Die Hauptfarbe als Kriterium Doch obwohl sich Buabeng mittlerweile einen Namen in der Film- und Medienbranche gemacht hat, ist es nicht immer leicht. „Mir passieren öfters komische Sachen, weil ich schwarz bin. Dass mir zum Beispiel ein Regisseur sagt, dass er eine Rolle für mich habe, weil er einen Film über eine Völkerschau machen möchte, wo die Schwarzen in Käfigen sitzen. Ist das das Einzige, woran er denkt, wenn er mich sieht? Da habe ich nur dankend abgelehnt.“ Denn „normale“ Rollen, bei denen es um die schauspielerische Leistung und nicht um den ethnischen Hintergrund geht, gebe es, laut Buabeng, in Deutschland nur selten. Oft würden Menschen mit dunkler Hautfarbe lediglich Rollen als Dienstmädchen, Sklaven oder Flüchtlinge bekommen. „Diese Rollen habe ich schon so oft besetzt, dass ich sie mittlerweile perfekt spielen kann.“ Früher habe sie der alltägliche Rassismus noch nicht so gestört: „Ich dachte mir immer, dass das nicht so schlimm ist, weil die Leute ja nur neugierig sind, wenn sie nach Hautfarbe oder Herkunft fragen. Aber im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass ich es nicht mehr ertrage und meine Geduld lässt nach. Nicht, weil ich jedem meiner Gegenüber unterstelle, dass er ein Rassist ist.“ Comedyformat auf Youtube Im vergangenen Jahr startete sie daher ihr eigenes Comedyformat „Tell Me Nothing From The Horse“ bei Youtube: In den kurzen Videos schlüpft Buabeng in die Rollen von fünf unterschiedlichen Frauen. „Damit verarbeite ich meine ganzen Traumata der letzten Jahre – was man sich alles anhören muss als schwarze Schauspielerin in Deutschland.“ Doch für ein Opfer hält sie sich nicht, „ich bin nur eine Frau, die zufällig schwarz geboren wurde und das fand ich nie schlimm. Denn in erster Linie bin ich ein Mensch.“ Das Comedyformat ist ein Herzensprojekt, mit dem sie einen Querschnitt durch die Gesellschaft zeigen möchte. „Es gibt auch Annemie, die schwarze Nazi-AfD-Frau. Aber ich möchte eben vor allem Wahrheiten an den Tag bringen und das auf eine humorvolle Weise. Denn so erreicht man die Leute am besten, anstatt immer nur den Finger zu erheben.“ Bisher gibt es vier Episoden, weitere sollen folgen. Doch erst einmal steht sie nun mit dem Stück „Geächtet“ auf der Bühne – „ich freue mich einfach total, mal wieder in Köln zu sein.“ „Geächtet“ feiert heute mit zwei Vorstellungen (18 Uhr und 20.30 Uhr) Premiere im Schauspiel Köln. Weitere Vorstellungen finden am 28. und 30. Mai sowie am 17., 18. und 30. Juni jeweils um 20 Uhr statt. Karten kosten ab 18,70 Euro....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta