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Wie gefährlich sind die Lecks in den Gaspipelines für die Umwelt wirklich?

Bilder des Methanschaums, der aus den Nord Stream-Rohren an die Oberfläche sprudelt. Die Schaumkreise sind über einen Kilometer breit, doch was bedeutet das für Klima und Umwelt?

Professor Bill Collins, Professor für Klimaprozesse an der englischen Universität Reading zufolge führt Methan in der Atmosphäre zu höheren Ozonwerten an der Erdoberfläche. Das Treibhausgas trägt zur globalen Erwärmung bei:

Es handelt sich um etwas, das um die Welt geweht wird. Man kann davon ausgehen, dass auf diese Weise mehr Menschen betroffen sein werden. Es wird sich auf alle auswirken.

"Es ist also nicht so, dass es sich um einen lokal begrenzten Schadstoff handelt, der für die Einwohner von Schweden und Norwegen wirklich gefährlich ist. Es handelt sich um etwas, das um die Welt geweht wird. Es wird sich also abschwächen. Man kann davon ausgehen, dass auf diese Weise mehr Menschen betroffen sein werden. Es wird sich also auf alle auswirken.

Lecks in Erdgasleitungen weltweit ein Problem

Lecks in Erdgasleitungen müssten gestopft werden - weltweit seien sie ein Problem für das Oberflächenozon und den voranschreitenden Klimawandel, so der Experte.

Auf Bornholm, der dänischen Ostsee-Insel, die sich nur rund 20 Kilometer entfernt von einem der Lecks befindet, bleiben die Menschen gelassen: "Es sieht jetzt alles gut aus. Wir messen kontinuierlich das Gas, das durchsickert, um zu sehen, ob irgendwas hier ankommt. Es scheint, dass es in die richtige Richtung geht", meint Louise Lyng Bojesen, Notfall-Managerin auf Bornholm.

Ein Anwohner meint: "Es gibt diejendigen, die ständig die Eilmeldungen im Fernsehen ansehen. Sie werden wahrscheinlich etwas unruhig."  Auf die Frage des Reporters, ob es denn keinen Grund dafür gebe, verneint dieser Anwohner der Ostseeinsel.

Expertin hält zufällige Ursache für Lecks "unwahrscheinlich"

Die dänische und schwedische Regierung gehen davon aus, dass es sich bei den am Montag entdeckten Lecks in den Pipelines, die durch die Gewässer ihrer Länder verlaufen, um "vorsätzliche Handlungen" geht.

Auch Joan Cordiner, Professorin für Verfahrenstechnik an der englischen Universität Sheffield, hält angesichts der Menge des ausgetretenen Gases eine zufällige Ursache für die Lecks unwahrscheinlich:

"Wenn wir diese Pipelines entwerfen und bauen, berücksichtigen wir die Gefährdungsbeurteilung und die Risikobewertung von massiven Stürmen, von Bruchstücken wie bei dem Hurrikan in Florida, von Trümmerteilen, die einschlagen. Es kann also nichts Derartiges passiert sein, denn die Rohre sind so konzipiert und gebaut, dass sie dem standhalten", sagt sie.

Um dem Druck standzuhalten, müssen die Rohre einige Zentimeter dick sein, und, was noch wichtiger ist, die Verbindungstücke der Rohre müssen unglaublich gut abgestützt sein.

Eine Explosion müsse demnach durch eine enorme Kraft verursacht worden sein: "Um dem Druck standzuhalten, müssen die Rohre einige Zentimeter dick sein, und, was noch wichtiger ist, die Verbindungstücke der Rohre müssen unglaublich gut abgestützt sein. Die Kraft, von der wir hier sprechen, beträgt also mehrere hunderttausend Pfund."

Die Wartung der Tiefseerohre werde von speziellen Drohnen und erfahrenen Tauchern durchgeführt, so Cordiner, die glaubt, dass Kameras den Vorfall nicht verhindert hätten.

Nach Informationen des "Spiegel" liegt die Vermutung nahe, dass nur ein staatlicher Akteur hinter den Lecks an den Pipelines stecken könne, auch wenn sich die Behörden in Deutschland bislang mit Schuldzuweisungen bedeckt halten.