Gefährliche Fettdepots - Was Ihre Körperform über Ihr Demenz-Risiko verrät

Die Körperform hat etwas mit dem Demenzrisiko zu tun<span class="copyright">Getty Images</span>
Die Körperform hat etwas mit dem Demenzrisiko zu tunGetty Images

Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer nehmen zu. Zu den Risikofaktoren gehört auch Übergewicht. Forscher haben nun festgestellt, dass Fettdepots an Bauch und Armen das Erkrankungsrisiko um bis 20 Prozent erhöhen – und Muskelaufbau dagegen schützt.

Immer mehr Menschen erkranken an neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, eine der häufigste Formen von Demenz. Allein in Deutschland sind über 1,8 Millionen Menschen davon betroffen. Da unsere Gesellschaft immer älter wird, gehen Experten davon aus, dass die Fallzahlen in Zukunft deutlich ansteigen.

Bei der Alzheimer-Erkrankung kommt es zu Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen) im Gehirn, wodurch immer mehr Nervenzellen absterben. Die Ursache, was genau dazu führt, ist nach wie vor ungeklärt. Auch ein Heilmittel gibt es noch nicht – nur Medikamente, die den Verlauf verlangsamen. Neben dem Alter gelten laut Alzheimer Forschungsinitiative e.V. auch Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel und Übergewicht als Risikofaktoren.

Studie untersucht Zusammenhänge zwischen Körperfett und neurodegenerativen Erkrankungen

Nun haben Forscher aus China den Faktor Übergewicht in Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer genauer beleuchtet. Dabei ging es ihnen nicht einfach nur ums Körpergewicht bzw. den Body-Mass-Index (Gewicht im Verhältnis zur Größe), sondern darum, wo genau sich die Fettdepots am Körper befinden.

„Diese neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson betreffen weltweit über 60 Millionen Menschen, und diese Zahl wird voraussichtlich mit der Alterung der Bevölkerung steigen. Daher ist es entscheidend, dass wir Wege finden, Risikofaktoren zu verändern, um einige vorbeugende Instrumente zu entwickeln“, begründete Studienautorin Huan Song von der chinesischen Sichuan-Universität diesen Forschungsansatz in einer Mitteilung .

Über 400.000 Probanden aus der britischen Biodatenbank

Für ihre Studie, die im Fachmagazin „ Neurology “ veröffentlicht wurde, griffen Song und ihre Kollegen auf Daten von über 412.691 Probanden der britischen Biodatenbank zurück.

Sie waren zu Studienbeginn durchschnittlich 56 Jahre alt, mehr als die Hälfte von ihnen (55,1 Prozent) war weiblich. Zu Beginn der Studie hatten die Studienteilnehmer keine neurodegenerativen Erkrankungen. Die Forscher nahmen unter anderem ihre Daten zu Fett- und Muskelmasse im Körper auf. Außerdem maßen sie den Arm- und Bauchfettanteil.

Höhere Erkrankungsrate bei Menschen mit Bauchfett

Im Nachbeobachtungszeitraum von durchschnittlich 9,1 Jahren traten bei 8224 Probanden neurodegenerative Erkrankungen auf. Der Großteil entwickelte Alzheimer und andere Arten von Demenz, ein kleinerer Teil erkrankte an Parkinson. Ähnlich wie bei Alzheimer kommt es bei Parkinson auch zu Eiweißablagerungen im Gehirn, die zum Absterben der Nervenzellen führen.

Bei den männlichen Teilnehmern mit hohem Fettanteil im Bauchbereich konnten die Forscher feststellen, dass diese Erkrankungen mit einer Rate von

  • 3,3 pro 1000 Personenjahre*

auftrat. Zum Vergleich: Bei den Männern ohne hohen Fettanteil am Bauch lag die Rate deutlich niedriger bei

  • 1,82 Fällen pro 1000 Personenjahre.

Bei den weiblichen Teilnehmern lag die Rate bei hohem Fettanteil am Bauch bei

  • 2,55 Fällen pro 1000 Personenjahre

und bei niedrigem Fettanteil bei

  • 1,39 pro 1000 Personenjahre.

*Personenjahren bezieht sich auf die Summe der Jahre, die alle Studienteilnehmer insgesamt von den Wissenschaftlern untersucht wurden.

Menschen mit Armfett mehr gefährdet als Menschen ohne

Auch bei der Auswirkung von Fettdepots an den Armen kamen die Forscher zu deutlichen Ergebnissen. Probanden mit Armfett hatten eine

  • um 18 Prozent

höhere Wahrscheinlichkeit, eine neurodegenerative Krankheit zu entwickeln.

Hohe Muskelkraft verringert das Risiko deutlich

Muskelmasse dagegen scheint ein Schutzfaktor gegen diese Erkrankungen zu sein. Wer über eine hohe Muskelmasse verfügt, hatte ein um

  • 26 Prozent

geringeres Erkrankungsrisiko.

Reduktion von Bauch- und Armfett sowie Muskelaufbau schützen

Die Studie zeige also, dass die Veränderung der Körpers in Bezug auf Fett und Muskulatur das neurodegenerative Erkrankungsrisiko verringern kann. „Gezielte Eingriffe zur Reduzierung des Rumpf- und Armfetts bei gleichzeitiger Förderung eines gesunden Muskelaufbaus können zum Schutz vor diesen Krankheiten wirksamer sein als eine allgemeine Gewichtskontrolle“, erläutert Song weiter in der Mitteilung.

Auch beobachten die Forscher, dass bei vielen der Betroffenen im Vorfeld ihrer neurodegenerativen Erkrankungen Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftraten wie die Herzinsuffizienz und Schlaganfälle. „Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, diese Herz-Kreislauf-Erkrankungen sofort zu behandeln, um die Entwicklung von Alzheimer, Parkinson oder anderen degenerativen Erkrankungen zu verhindern oder zu verzögern“, betonte Song.

Alzheimer-Risiko senken - mit diesen 12 Tipps

Wie die Alzheimer Forschung Initiative e.V.   informiert, zeigten Studien, dass Menschen seltener an Demenz erkranken, wenn sie folgende zwölf Tipps beherzigen:

1. Bewegung: Was gut für Ihr Herz ist, ist auch gut für Ihr Gehirn. Dazu gehört, sich ausreichend zu bewegen - mindestens 2,5 Stunden pro Woche sind ideal.

2. Geistige Fitness: Lernen Sie Neues - auch im Alter. Das hält Ihr Gehirn auf Trab. Egal ob ein Musikinstrument, eine Sprache oder der Umgang mit dem Computer, probieren Sie etwas Neues aus.

3. Gesunde Ernährung: Orientieren Sie sich an der klassischen mediterranen Ernährung. Essen Sie viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Nüsse. Bevorzugen Sie Fisch an Stelle von rotem Fleisch.

4. Soziale Kontakte: Zu zweit oder in der Gruppe machen Aktivitäten mehr Spaß und Ihre grauen Zellen werden gefordert. Verabreden Sie sich zum Sport, zum Musizieren, zum Kartenspielen oder zum gemeinsamen Kochen.

5. Übergewicht reduzieren: Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viele Kilos auf die Waage bringen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen Ihnen dabei.

6. Ausreichend Schlaf: Sorgen Sie für guten und ausreichenden Schlaf, damit das Gehirn Schadstoffe abbauen und sich erholen kann.

7. Nicht rauchen: Rauchen schadet auch Ihrem Gehirn. Hören Sie auf zu rauchen, es ist nie zu spät.

8. Kopfverletzungen vermeiden: Passen Sie im Alltag und beim Sport auf Ihren Kopf auf und tragen Sie zum Beispiel einen Helm beim Fahrradfahren.

9. Bluthochdruck checken: Lassen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren. Bluthochdruck sollte auf jeden Fall behandelt werden.

10. Diabetes überprüfen: Behalten Sie Ihren Blutzuckerspiegel im Blick. Ist er dauerhaft zu hoch, sollten Sie in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin aktiv werden.

11. Depressionen behandeln: Sorgen Sie gut für sich. Wenn Sie über eine längere Zeit antriebslos oder niedergeschlagen sind, ist es sinnvoll, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Eine Depression sollte nicht unbehandelt bleiben.

12. Auf Schwerhörigkeit achten: Nehmen Sie es ernst, wenn Sie merken, dass Sie schlechter hören. Mit einer Hörhilfe können Sie eine nachlassende Hörfähigkeit sehr gut korrigieren.