"Es sind gefährliche Zeiten": Pierce Brosnan über Hollywood nach dem Weinstein-Skandal

Schauspieler Pierce Brosnan verurteilt im Interview mit dem "Guardian" den Missbrauch in Hollywood durch Harvey Weinstein und äußert sich zur Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Regisseur Roman Polanski. Eine weitere Frage wollte er dagegen lieber nicht beantworten.

Bereits seit 45 Jahren ist Pierce Brosnan als Schauspieler aktiv und erfolgreich, Rollen wie James Bond machten ihn zum Superstar. Doch das gerade in der schönen Scheinwelt Hollywoods nicht alles rund läuft, weiß der 67-Jährige nur zu gut. Besonders die Missbrauchs-Enthüllungen rund um den Produzenten Harvey Weinstein und was diese ausgelöst haben, verstörten ihn sehr.

"Es war ein Schock", erklärt Brosnan in einem Interview mit der englischen Tageszeitung "The Guardian". "Das war wirklich entsetzlich und hat die Arbeitsbedingungen für Frauen in Hollywood nachhaltig verändert. Es war ein gewaltiger Absturz, hässlich und traurig für alle, die daran beteiligt waren." Er fügt hinzu: "Dass sich dieser Mann ein solches Verhalten in Gegenwart junger Frauen erlaubt hat, die versucht haben, sich eine Karriere aufzubauen - es war wirklich verstörend zu sehen, dass er das fast täglich oder wöchentlich gemacht hat."

"Die ganze Welt ist toxisch"

Auch zur Zusammenarbeit mit dem Regisseur Roman Polanski, der in den USA seit den 70er-Jahren wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt ist und das Land seitdem nicht mehr betreten hat, äußert der Schauspieler sich. "Ich habe nicht zugelassen, dass sein Leben meine Rollenauswahl beeinflusst", räumt der Ex-Bond-Star ein, der mit Polanski 2010 den Film "Der Ghostwriter" gedreht hatte.

"Ich habe die Rolle wegen der Arbeit übernommen, die Roman als Künstler und Regisseur geleistet hat. Ich habe mir gesagt, dass der Gerechtigkeit zumindest halb Genüge getan worden sei und habe dann als Schauspieler einfach weitergemacht." Er könne nicht sagen, ob er im heutigen #MeToo-Klima diese Entscheidung noch einmal so treffen würde. "Es sind gefährliche Zeiten, die ganze Welt ist toxisch. Ich weiß es nicht."

Wie giftig er das Klima einschätzt, zeigt sich auch in seiner Antwort auf die Frage, warum es bei Fans so viel Widerstand gebe, ikonische Rollen wie James Bond oder Doctor Who mit Frauen zu besetzen: "Ich lasse das jetzt mal so stehen", sagte er, nachdem er sich im letzten Jahr noch klar als Anhänger einer Geheimagentin 007 positioniert hatte ("Macht Platz, Jungs, und lasst eine Frau ran!").

"Ich möchte nicht in Rente gehen"

Anlass für das "Guardian"-Interview war Brosnans Auftritt im neuen Netflix-Film "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga", der beim Streamingdienst zum Start des diesjährigen ESC-Wettbewerbs hätte laufen sollen und nach der Absage nun seit Ende Juni zu sehen ist. Pierce Brosnan spielt darin den Vater des ambitionierten, von Will Ferrell verkörperten Sängers Lars Erickssong,

Aktuell befinden sich vier Filme mit Pierce Brosnan in der Postproduktion, ein fünfter soll bald in die Kinos kommen. Ein Ende seiner Karriere ist nach Aussagen des Schauspielers noch lange nicht in Sicht. "Ich möchte nicht in Rente gehen", erklärt er. "Ich bin 67 Jahre alt und die Rollen, die auf mich zukommen, sind die von älteren Männern, Rollen, die schon etwas ins Komische abdriften. An diesem Punkt meines Lebens weiß ich nicht, was ich sonst tun sollte - außer zu drehen und zu malen."