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Aus dem Gefängnis an die Chart-Spitze: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Xatar (Emilio Sakraya) bastelt hinter Gittern weiter an seiner Musiker-Karriere: Mit "Rheingold" erzählt Star-Regisseur Fatih Akin eine atemberaubende Rapper-Geschichte. (Bild: Warner Bros.)
Xatar (Emilio Sakraya) bastelt hinter Gittern weiter an seiner Musiker-Karriere: Mit "Rheingold" erzählt Star-Regisseur Fatih Akin eine atemberaubende Rapper-Geschichte. (Bild: Warner Bros.)

Die queere Romanze "Bros", der hochkarätig besetzte Retro-Krimi "See How They Run" und "Rheingold", eine spektakuläre Rapper-Geschichte von Star-Regisseur Fatih Akin: Das sind die Kino-Neustarts am 27. Oktober.

Knallharte Typen, die vom Leben auf der Straße erzählen, davon gibt es im deutschen HipHop bis heute eine Menge. Aber wie viele von ihnen wissen wirklich, wie dreckig und brutal das Leben sein kann? Er weiß es in jedem Fall und hätte die nötige "Street Credibility" wahrscheinlich schon als Zehnjähriger besessen: Giware Hajabi alias Xatar wurde 1981 im Iran geboren, saß schon als Kleinkind mit seinen kurdischen Eltern im irakischen Gefängnis. In Deutschland angekommen, landete er wieder ganz unten, arbeitete sich dann aber schnell nach oben. Als Rapper und als Gangster. Im Biopic "Rheingold" erzählt Star-Regisseur Fatih Akin diese atemberaubende Geschichte nach.

Was das Kino-Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: Mit "Bros" kommt eine queere romantische Komödie auf die große Leinwand, im hochkarätig besetzten Retro-Krimi "See How They Run" gehen Sam Rockwell und Saiorse Ronan auf Mördersuche im London der 50-er.

Mit der Familie saß er in den 80-ern im Gefängnis, später machte er sich einen Namen als Rapper und Verbrecher: Fatih Akins "Rheingold" basiert auf Xatars autobiografischem Roman "Alles oder Nix". (Bild: Warner Bros.)
Mit der Familie saß er in den 80-ern im Gefängnis, später machte er sich einen Namen als Rapper und Verbrecher: Fatih Akins "Rheingold" basiert auf Xatars autobiografischem Roman "Alles oder Nix". (Bild: Warner Bros.)

Rheingold

Was von all dem im Film Gezeigten wirklich genau so passiert ist, das weiß man natürlich nicht. Es ist die Geschichte aus Hajabis Perspektive, der Film basiert auf seinem autobiografischen Roman "Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir". Aber Narrativ und Gossen-Romantik hin oder her, die großen Eckpunkte der Geschichte sind historisch dokumentiert. Da ist Hajabis Aufstieg als Rapper, die Gründung seines ersten Labels, die frühe Zusammenarbeit mit späteren Szene-Größen wie SSIO oder Schwesta Ewa. Und dann ist da eben auch noch diese andere große, eigentlich noch viel größere Sache.

Hajabi fängt als kleiner Straßendealer an, wird dann zum Großhändler. Als er dann eine gigantische Drogenladung verliert und Ärger mit dem Kartell droht, entschließt er sich zu einem spektakulären Raub, um das Geld wieder reinzuholen. Hajabi überfällt im Dezember 2009 mit ein paar Komplizen einen Transporter in Nürnberg, erbeutet Gold im Wert von 1,7 Millionen Euro. Das waren echte, große Schlagzeilen damals. Hajabi flieht über Moskau in den Irak, wird von Geheimdiensten gejagt und eingefangen, sitzt dann bis 2014 in einem Gefängnis in NRW. Und schraubt von da an weiter an seiner bereits gestarteten Musiker-Karriere.

Über heimlich in den Knast geschmuggelte Handys nimmt Xatar neue Raps auf, sein zweites Album "Nr. 415" (benannt nach seiner Gefangenennummer) entstand quasi komplett hinter Gittern - glaubwürdiger geht's kaum. "Nr. 415" verhilft Xatar zum kommerziellen Durchbruch, heute gehört er mit zwei Nummer-eins-Alben und mehreren eigenen Plattenfirmen zu Deutschlands einflussreichsten HipHop-Musikern.

Fatih Akin hat sich hier einen Stoff fürs Kino ausgesucht, der viel erzählt über die facettenreiche Persönlichkeit Giware Hajabi, über die Rap-Kultur und über das Leben auf der Straße, nicht nur in Deutschland. "Krasses" Zeug, von einem der heute renommiertesten deutschen Regisseure für ein breites Publikum aufbereitet. In der Hauptrolle als Xatar ist Emilio Sakraya zu sehen. Den Soundtrack, Ehrensache, lieferte der "Baba aller Babas" Xatar selbst.

"Bros" ist laut des Filmstudios Universal die "erste RomCom eines großen Studios über eine schwule Beziehung". (Bild: 2022 Universal Studios)
"Bros" ist laut des Filmstudios Universal die "erste RomCom eines großen Studios über eine schwule Beziehung". (Bild: 2022 Universal Studios)

Bros

Ob "Harry und Sally" oder "Schlaflos in Seattle" - romantische Komödien haben seit jeher einen festen Platz im Kino. Und das, obwohl die Geschichten meist nach ähnlichem Muster gestrickt sind: Zwei Menschen verlieben sich, müssen gemeinsam Hindernisse umschiffen, entfremden sich dann kurzweilig, um sich beim Happy End doch in den Armen zu liegen. So gesehen entspricht "Bros" dem klassischen RomCom-Klischee - wäre es nicht laut des Filmstudios Universal die "erste RomCom eines großen Studios über eine schwule Beziehung".

Auf eine Liebesgeschichte deutet zunächst allerdings gar nichts hin. Podcaster Bobby (Billy Eichner) hangelt sich zwischen teils recht bizarren Rein-Raus-Grindr-Dates hin und her und hat sich vor sich selbst und seinen Zuhörern längst als beziehungsunfähig klassifiziert. Dass ausgerechnet der Anwalt Aaron (Luke Macfarlane), der mit seinem muskelbepackten Adonis-Körper einer Parfümwerbung entsprungen sein könnte, daran etwas ändert, ist zunächst nicht abzusehen. Doch dann greift die ungeschriebene RomCom-Binsenweisheit: Gegensätze ziehen sich an.

Das klingt zunächst mal nach einer weiteren x-beliebigen romantischen Komödie. Aber Regisseur Nicholas Stoller ("Bad Neigbours") unterläuft neben dem typischen Handlungsstrang die Erwartungen des Publikums spielerisch, mal mit amüsanten und subtil platzierten Meta-Gags, mal mit trockenen Kommentaren des zynischen Bobby. Gerade bei den Sitzungen eines LGBTQIA+-Komitees für eine Museumseröffnung, dem Bobby vorsitzt, toben sich die Drehbuchautoren Billy Eichner und Nicholas Stoller aus.

Besonders macht "Bros" auch die Tatsache, dass der Großteil der queeren Rollen auch von queeren Schauspielern verkörpert wird - anders also als etwa in schwulen Liebesgeschichten à la "Brokeback Mountain", in denen heterosexuelle Schauspieler homosexuelle Rollen bekleideten. Der von Universal beworbene "Meilenstein für Hollywood" scheint also gar nicht so weit hergeholt, auch wenn die Handlung am Ende doch eher gewöhnlich ausfällt.

Aaron (Luke Macfarlane, links) und Bobby (Billy Eichner) passen auf den ersten Blick nicht wirklich zusammen. (Bild: 2022 Universal Studios)
Aaron (Luke Macfarlane, links) und Bobby (Billy Eichner) passen auf den ersten Blick nicht wirklich zusammen. (Bild: 2022 Universal Studios)

See How They Run

Ein Mord! Aber wer hat's getan? Das wollen Inspector Stoppard (Sam Rockwell) und seine junge Kollegin Constable Stalker (Saoirse Ronan) unbedingt herausfinden. Er ein ausgebuffter Ermittler mit viel Erfahrung, sie eine übermotivierte Nachwuchs-Polizistin, die mit den Handschellen gerne mal etwas schneller ist als mit dem Kopf - die Kombination an sich ist schon spannend. Und lustig. Es ist eine recht vergnügliche Mördergeschichte, könnte man sagen: Mit "See How They Run" wird die Film- und vor allem Krimiwelt der goldenen 50-er zu neuem Leben erweckt.

Der hübsch ausgestattete Film im klassischen "Whodunit"-Stil spielt 1953 in London, Ausgangspunkt ist - wie passend - ein Theaterstück von Agatha Christie. "Die Mausefalle" wird im West End zum 100. Mal aufgeführt, viele prominente Gäste finden sich zu dem Anlass ein. Unter anderem auch der etwas schmierige amerikanische Filmproduzent Leo Köpernick (Adrien Brody), der aus dem Theater-Klassiker einen Kinofilm machen will. Er wirft sich hinein in die feine Gesellschaft, trinkt zu viel, gerät über die ungebührliche Annäherung an eine Schauspielerin in Streit mit deren Ehemann. Und dann, wenig später, findet man eine Leiche im Theater. Stoppard und Stalker schließen alle potenziellen Täterinnen und Täter im Gebäude ein, beginnen mit der Befragung. Ein kniffliger Fall, denn wie sich nach und nach herausstellt, hätte fast jeder und jede Anwesende ein Motiv - wie das eben so ist im "Whodunit"-Film.

Das Drehbuch zu "See How They Run" schrieb Mark Chappell, Regie führte Tom George, und das Ergebnis soll ganz offensichtlich einer dieser Filme sein, "wie man sie heute nicht mehr macht". Eine unterhaltsame und charmante Zeitreise ist es in jedem Fall, zumal für Fans von großen Namen. Mit Adrien Brody, Saoirse Ronan und Sam Rockwell ist der Mix aus Krimi-Komödie und Thriller erstklassig besetzt, zudem werden auch diverse historische Persönlichkeiten in die Geschichte eingewoben - neben Agatha Christie (Shirley Henderson) sind unter anderem auch die einstige Star-Schauspielerin Sheila Sim (Pearl Chanda) und der legendäre Richard Attenborough (Harris Dickinson) als zentrale Figuren dabei.

Der Produzent Leo Köpernick (Adrien Brody) will ein Theaterstück von Agatha Christie verfilmen, benimmt sich bei der Jubiläums-Vorstellung jedoch ordentlich daneben. (Bild: Disney)
Der Produzent Leo Köpernick (Adrien Brody) will ein Theaterstück von Agatha Christie verfilmen, benimmt sich bei der Jubiläums-Vorstellung jedoch ordentlich daneben. (Bild: Disney)