Gefährliche Challenges: So will TikTok künftig stärker dagegen vorgehen

Auf der Jagd nach vielen Likes gehen TikTok-Nutzer*innen oft Risiken ein und nehmen an gefährlichen Challenges teil. In der Vergangenheit kam es dadurch mehrfach zu Todesfällen. Nun will TikTok Maßnahmen ergreifen, um riskante Herausforderungen einzudämmen.

Das TikTok-Logo auf einem Smartphone. (Bild: Getty Images)
Das TikTok-Logo auf einem Smartphone. (Bild: Getty Images)

TikTok wird immer populärer. Kein Wunder, Langeweile kommt auf dem Videoportal nicht auf. Doch neben süßen Tiervideos, cleveren Lifehacks und spannenden Kochanleitungen gibt es auch gefährliche Challenges. Um an denen teilzunehmen, riskieren Nutzer*innen oft einiges und manchmal sogar ihr Leben.

Verletzungen und Todesfälle

So starb Anfang dieses Jahres ein zehnjähriges Mädchen im Bad ihrer Eltern, weil sie an der "Blackout Challenge" teilnahm und sich dabei selbst stranguliert hatte. Leider kein Einzelfall. Ein Zwölfjähriger starb ebenfalls, nachdem er sich mit einem Schnürsenkel strangulierte. Im vergangenen Sommer setzte sich eine 13-Jährige selbst in Brand und erlitt schwerste Verletzungen.

Zu zahlreichen Verletzungen und Knochenbrüchen kam es auch durch die "Kulikitaka-Challenge", bei der Teilnehmer*innen auf Kühe zu rannten, um sie zu erschrecken. Ebenso durch die "Skullbreaker-Challenge", bei der Menschen hochhüpfen sollten und wenn sie in der Luft waren, traten danebenstehende Teilnehmer*innen ihnen die Beine weg.

Leider sind dies nur einige Beispiele für viele gefährliche Herausforderungen, die auf TikTok veröffentlicht wurden und andere zum Nachmachen einluden.

Studie soll bei Entwicklung von Maßnahmen helfen

Nun will TikTok zusätzliche Schritte unternehmen, um gefährliche Challenges einzudämmen. Als Grundlage dafür hat das Videoportal eine Studie in Auftrag gegeben, die Klarheit bringen soll, wie der britische Nachrichtendienst "BBC" berichtet.

Die Untersuchung basiert auf einer Umfrage unter Lehrern, Eltern und 5400 Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren aus Großbritannien, den USA, Deutschland, Australien, Italien, Brasilien und Mexiko, Indonesien, Vietnam und Argentinien.

Mehr als jeder Fünfte hat schon an Online-Challenges teilgenommen

Den Ergebnissen zufolge hat mehr als jeder fünfte Teenager schon einmal an einer Online-Challenge teilgenommen. Aber nur jeder 50. hat sich einer "riskanten und gefährlichen" Herausforderung gestellt und weniger als jeder 300. einer "sehr gefährlichen".

Die Umfrage untersuchte die Online-Erfahrungen von Teenagern im Allgemeinen, ohne sich auf eine bestimmte Plattform festzulegen. Dabei habe sich herausgestellt, dass risikobehaftete Challenges auf verschiedenen Plattformen im Internet zu finden sind.

TikTok setzt auf erweiterte Sicherheitsmechanismen

Als Reaktion auf die Ergebnisse, will TikTok nun seine Sicherheitsmechanismen ausbauen. Das Unternehmen setzt auf eine Technologie, die "unsere Sicherheitsteams vor einem plötzlichen Anstieg von rechtsverletzenden Inhalten im Zusammenhang mit Hashtags warnt". Die Technologie werde erweitert, "um auch potenziell gefährliches Verhalten zu erfassen".

Das Sicherheitsteam werde auch Videos untersuchen, die plötzlich großes Interesse bei den Nutzer*innen wecken, auch wenn sie unter harmlosen Hashtags wie etwa #foodchallenge (wird für Kochrezepte verwendet) veröffentlicht werden.

Sicherheitszentrum als Anlaufstelle

Darüber hinaus erklärte TikTok man entferne auch sogenannte Hoaxes. Falschmeldungen, die negativen Einfluss auf Kinder und Jugendliche haben und zu psychischen Beeinträchtigungen führen können.

In Zusammenarbeit mit Experten seien zudem die Warnhinweise verbessert worden, die Personen angezeigt werden, wenn sie nach potenziell gefährlichen Inhalten suchen. Dafür habe man eine neue Anzeige entwickelt, die Community-Mitglieder ermutigen soll, das TikTok-Sicherheitszentrum zu besuchen, um weitere Informationen zu erhalten.

Im Sicherheitszentrum hält das Unternehmen zahlreiche Leitfäden bereit, die sich mit Themen wie Essstörungen, Mobbing, Suizid oder Selbstverletzung beschäftigen. Hier geht’s zum TikTok-Sicherheitszentrum.

Anmerkung der Redaktion: Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

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