Gehaltsgefüge ist ein Scherbenhaufen - Musiala will Riesengehalt - dieses Grab hat sich der FC Bayern selbst geschaufelt

Der FC Bayern will Jamal Musiala halten.<span class="copyright">Swen Pförtner/dpa</span>
Der FC Bayern will Jamal Musiala halten.Swen Pförtner/dpa

Der FC Bayern will unbedingt mit Supertalent Jamal Musiala verlängern. Doch der fordert vom deutschen Rekordmeister ein absolutes Spitzengehalt - und er ist nicht der Einzige. Dieses Problem haben sich die Bayern vor Jahren selbst eingebrockt.

Jamal Musiala will beim FC Bayern laut englischen Medienberichten künftig 18,5 Millionen Euro im Jahr verdienen. Damit würde der 21-Jährige zu den absoluten Topverdienern aufsteigen. Das erste Vertragsangebot der Bayern soll jedoch deutlich niedriger gewesen und von der Musiala-Seite abgelehnt worden sein. Sportvorstand Max Eberl muss sparen. Denn obwohl Musiala zum neuen Gesicht des Vereins werden soll und sportlich unverzichtbar ist, verdienen sieben Spieler im Kader noch mehr als das, was der Superdribbler fordert.

Gleich fünf Stars sollen Berichten zufolge jährlich mindestens 20 Millionen Euro einstreichen: Harry Kane (25 Millionen), Manuel Neuer (21 Millionen), Thomas Müller (20,5 Millionen), Leroy Sané und Kingsley Coman (beide 20 Millionen). Auch Joshua Kimmich (19,5 Millionen) und Serge Gnabry (19 Millionen) streichen enorme Gehälter ein. Nicht jedes davon wirkt sportlich gerechtfertigt - Coman absolvierte in der vergangenen Saison lediglich 20 von 49 möglichen Pflichtspielen, Gnabry stand 23 Mal auf dem Platz. Zum Vergleich: Kane spielte 45 Mal, Musiala 38 Mal.

Gehaltsgefüge beim FC Bayern ist kaputt - Fanliebling de Ligt musste gehen

Eberl ist derzeit darum bemüht, das aus den Fugen geratene Gehaltsgefüge zu reparieren. Die hohen Spielergehälter waren ein mit entscheidender Grund dafür, dass Fanliebling Matthijs de Ligt im Sommer an Manchester United verkauft wurde - trotz offensichtlicher Schwächen in der bayerischen Innenverteidigung. De Ligt soll jährlich 16 Millionen Euro eingestrichen haben. Eberl gestand im August: „Wir schaffen es sonst nicht, das Gehaltsgefüge zu stemmen.”

Sportvorstand Max Eberl<span class="copyright">Foto: IMAGO</span>
Sportvorstand Max EberlFoto: IMAGO

 

Eigentlich wollten die Bayern auch Coman loswerden, aber ein Last-Minute-Transfer nach Saudi-Arabien scheiterte. Auch Goretzka spielt in den Planungen von Trainer Vincent Kompany keine Rolle, wollte aber nicht gehen. Zuletzt stand er weder beim Pokalspiel in Ulm noch beim 6:1-Erfolg in Kiel im Bayern-Kader.

Mit Rekordtransfer Hernández begann der Gehalts-Wahnsinn

Der Ursprung des bayerischen Gehalts-Wahnsinns liegt schon einige Jahre zurück. Der Innenverteidiger Lucas Hernández kam im Sommer 2019 als Rekordtransfer für 80 Millionen Euro aus Madrid an die Isar und wurde prompt mit einem 17-Millionen-Gehalt ausgestattet. Sportlich konnte der Franzose diesen Status nie rechtfertigen, fiel immer wieder verletzt aus. Letztes Jahr ging er für 45 Millionen Euro Ablöse nach Paris.

Lucas Hernandez<span class="copyright">DeFodi Images via Getty Images</span>
Lucas HernandezDeFodi Images via Getty Images

 

Wegen Hernández forderten andere Stars, finanziell in ähnliche Sphären vorzustoßen. So verlängerte der FC Bayern im Jahr nach dem Sextuple-Gewinn mit Kimmich und Goretzka, ein Jahr später mit Coman und Gnabry. Sie alle wurden nach ein bis zwei sehr starken Saisons zu Spitzenverdienern, bis auf Kimmich konnte dies aber danach niemand mit Leistung rechtfertigen.

Dazu kommen die hohen Ausgaben, die das Trainer-Chaos der letzten Jahre mit sich brachte. Julian Nagelsmann kostete 25 Millionen Euro und musste nach eineinhalb Jahren wieder gehen. Danach kam Thomas Tuchel, der ebenfalls wenig später rausflog und bis zu zehn Millionen Euro Abfindung kostete.

Musiala, Davies, Alaba - Bayern fällt Gehaltsgefüge immer wieder auf die Füße

Nicht nur bei Musiala fällt das den Bayern nun auf die Füße. Schon die Verlängerung mit David Alaba scheiterte, weil der Abwehrchef ähnlich viel verdienen wollte. Alaba ging daraufhin nach 13 Jahren ablösefrei zu Real Madrid und gewann dort direkt die Champions League. Den Bayern fehlt seitdem ein Anführer in der Abwehr. Auch die Gespräche mit Alphonso Davies liegen auf Eis. Der Kanadier soll 16 Millionen Euro pro Jahr fordern, das können und wollen die Bayern aber nicht zahlen.

Alphonso Davies fordert deutlich mehr Gehalt<span class="copyright">Foto: IMAGO</span>
Alphonso Davies fordert deutlich mehr GehaltFoto: IMAGO

 

So stehen die Bayern nun vor dem Problem, dass die Forderungen von Musiala beim derzeitigen Gehaltsgefüge leistungstechnisch absolut berechtigt sind. „Es ist schwierig, aber es ist nicht unmöglich“, sagte Eberl im „Sport1“-Doppelpass in Bezug auf die Musiala-Verlängerung. Womöglich ist es zu schwierig. Denn momentan fehlt das Geld. Schließlich soll im Sommer auch noch Florian Wirtz oder Xavi Simons kommen - auch diese Supertalente werden teuer.

Bei den Neuzugängen in diesem Sommer versuchte Eberl bereits, die Gehälter zu drücken - von denen verdient Michael Olise mit 13,5 Millionen Euro jährlich das meiste. Doch bevor die Altlasten von der Gehaltsliste gestrichen werden, könnten andere Top-Klubs wie beispielsweise aus England das von Musiala geforderte Gehalt wohl deutlich eher zahlen. So laufen die Bayern Gefahr, ihr größtes Talent seit Jahren und das künftige Aushängeschild wegen der schlechten Arbeit in den letzten Jahren zu verlieren.