Geheimwaffe gegen Volkskrankheiten? - Ernährungsforscher: Kaffee führt weder zu Bluthochdruck noch entwässert er
Während der Duft frisch gebrühten Kaffees viele Morgen versüßt, bringt eine aktuelle Studie Licht ins Dunkel der gesundheitlichen Auswirkungen. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop zeigt, was hinter dem beliebten Wachmacher steckt.
Was hat die neueste Kaffee-Studie ergeben?
Die neue Beobachtungsstudie hat die Kaffeetrinkgewohnheiten von über 360.000 Teilnehmern im Hinblick auf Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfall ("kardiometabolische Multimorbidität") untersucht. Dabei fanden die Wissenschaftler folgenden Zusammenhang (Korrelation): Regelmäßiger Kaffee- oder Koffeinkonsum, insbesondere in moderatem Maße, war mit einem geringeren Risiko für das Auftreten vorgenannter Ereignisse verbunden.
Im Vergleich zu Nichtkonsumenten oder Konsumenten von weniger als 100 mg Koffein pro Tag hatten Konsumenten von mäßigen Mengen Kaffee (3 Getränke/Tag) oder Koffein (200-300 mg/Tag) das geringste Risiko für ein Neuauftreten von Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfall.
Das Fazit der Autoren lautet dementsprechend: Die Förderung eines mäßigen Kaffee- oder Koffeinkonsums als Ernährungsgewohnheit könnte für gesunde Menschen weitreichende Vorteile für die Vorbeugung dieser Erkrankungen haben. So gesund das auch klingen mag, es gibt ein „kleines aber“: Wie immer in der Ernährungsforschung zeigt auch diese Studie ausschließlich Korrelationen, aber keine Kausalität - ob also der Kaffee ursächlich für die beobachteten gesundheitsfördernden Zusammenhänge verantwortlich ist bleibt eine Hypothese. In dem Fall ist es jedoch eine sehr wahrscheinliche Vermutung, denn die aktuelle Studie bestätigt bekanntes Wissen.
Also ist dieses positives Ergebnis für Kaffee nicht neu?
Korrekt. Unzählige Studien der letzten 20 Jahre haben unisono gezeigt: Kaffee ist wahrscheinlich mehr als nur ein morgendlicher Wachmacher: Von Diabetes über Depressionen bis hin zu Herzerkrankungen - zahlreiche Studien zeigen positive Zusammenhänge zwischen Kaffee und Gesundheit. Der Deutschen liebstes Getränk (noch vor Wasser!) könnte gemäß Erkenntnissen zahlreicher Beobachtungsstudien ein wahres Allheilmittel sein.
Und diese „Panazee“ steht nicht nur in Zusammenhang mit weniger Erkrankungen, sondern sie scheint auch Einfluss auf den härtesten aller klinischen Endpunkte zu haben, auf die medizinische Goldwährung: Mortalität (Sterblichkeit). Gleich drei paneuropäischen Großstudien zufolge leben Kaffeetrinker länger (mehr dazu finden Sie hier).
Früher hieß es immer: Kaffee führt zu Bluthochdruck und entwässert - stimmt das nicht?
Nein. Kaffee führt weder zu Bluthochdruck noch entwässert er - ganz im Gegenteil. Inzwischen wird Kaffee sogar offiziell als „Flüssigkeitszufuhr“, also im „Wasser-auftankenden“ Sinne gewertet.
Wie viel Kaffee sollte ich denn trinken, um meine Gesundheit bestmöglich zu fördern?
Das ist absolut individuell. Bis zu vier Tassen am Tag sind in den meisten Studien im „gesundheitsfördernden Korrelationsbereich“. Aber in den Studien wird oft nicht zwischen den verschiedenen Kaffeearten unterschieden und meist ist auch unklar, was genau „eine Tasse“ bedeutet. Achten Sie daher nicht auf Studien, sondern vertrauen Sie den Signalen ihres Körpers: Trinken Sie nur so viel Kaffee, dass Ihnen jede Tasse richtig gut schmeckt, sie ihn gerne trinken, gut vertragen und sich dabei rundum wohl fühlen.
Was ist von Kaffeehypes wie Proffee, Bulletproof-Coffee & Co. zu halten?
Es ist wahrlich verblüffend, wie kreativ die Erfinder exotischer Kaffeemischungen sind: Neben Proteinpulver im Proffee war der Hype davor die Butter im Bulletproof-Coffee. Anscheinend generieren diese „Kaffeemixturen mit herbeigedichteten Heilkräften“ ordentlich Views & Clicks. Und das gefällt den Social-Media-Machern - denn alles, was Traffic bringt, bringt Geld. Aber: Proffee, Chiffee, Bulletproof und wie sie noch alle heißen mögen - das alles sind nicht mehr luftleere Hypes ohne jegliche Beweise für irgendeine besondere Gesundheitswirkung; geschweige denn gibt es Beweise für deren „Schlankmachereffekte“!