Deutscher WM-Starter kontert: „Sind nicht zu schlecht“
Kapitän Christopher Linke hat nach seinem erneuten fünften Platz bei der Leichtathletik-WM zu einer Verteidigungsrede für das DLV-Team angesetzt. „Ich würde nicht sagen, dass wir aktuell zu schlecht sind. Vielleicht ist die internationale Konkurrenz einfach zu stark“, sagte Linke angesichts der bislang ausbleibenden Medaillen in Budapest.
Der simple Blick auf Gold, Silber und Bronze ist dem Vize-Europameister zu oberflächlich. Schließlich hätten die deutschen Athleten in Ungarns Hauptstadt durchaus "Topleistungen gebracht", sagte Linke.
Man könne daher "nicht nur darauf gucken, ob wir eine Medaille gewinnen", sondern müsse auch beachten: "Wie hat sich die Welt im Vergleich zu Deutschland entwickelt? Und da haben wir irgendwas verpasst." Was genau verpasst wurde, konnte auch Linke nicht beantworten: "Ich bin kein Trainingswissenschaftler."
Der Potsdamer unterbot bei seinen Auftritten in Budapest sowohl über 20 km als auch über 35 km den deutschen Rekord und holte mit zwei fünften Plätzen zusammen mit Hochspringer Tobias Potye die bislang besten DLV-Ergebnisse bei den Titelkämpfen. Er habe im 35-km-Rennen am Donnerstag "insgeheim auf eine Medaille gehofft", gab Linke zu. Als die Spitze auf den letzten fünf Kilometern das Tempo verschärfte, konnte er jedoch nicht mehr mithalten.
Deutsche Leichtathletik in einem Umbruch?
Der 34-Jährige glaubt, dass sich die deutsche Leichtathletik in einem Umbruch befindet. "So krass würde ich es nicht sagen, dass die neue Generation es nicht bringt", bekräftigte Linke: "Wir haben teilweise sehr, sehr, sehr gute Nachwuchsathleten, die kommen, die brauchen Zeit."
Allerdings glaubt Linke auch, dass in anderen Nationen bessere Trainingsbedingungen herrschen. "Ich arbeite teilweise mit amateurhaften Mitteln", sagte der Olympia-Fünfte und verwies auf sein Hitzetraining: "In Italien, in China, in Japan gibt es Hitzekammern. Ich habe mein Hitzetraining vor einer offenen Saunatür absolviert."
An seiner persönlichen Förderung als Sportsoldat würde es „nicht hapern“. Die Mittel der Sporthilfe sieht Linke jedoch als keine echte Motivation, um Leistungssport zu betreiben. „Früher hieß es mal von der Sporthilfe: Leistungssport soll sich lohnen. Und ich finde, wenn man die Top 8 bei Olympia erreicht und dann 400 Euro kriegt von der deutschen Sporthilfe, ich weiß nicht, ob das ein Anreiz ist“, sagte Linke.