Geistig behindertes Pferd rührt: Besitzerin ist von Resonanz überwältigt

Capis Schicksal bewegte viele Tierfreunde
Capis Schicksal bewegte viele Tierfreunde

Tina Recknagel aus Stuttgart-Plieningen würde für ihr Pferd alles tun: Dabei kann sie es niemals reiten. Ihr Capi ist geistig behindert. Vor wenigen Tagen startete die Besitzerin eine Unterstützungsaktion. Seitdem bewegt das Schicksal hunderte Leser.

Im Frühjahr 2015 schließt Tina Recknagel Capi in ihr Herz. Durch Zufall stößt sie im Reitstall ihrer Tochter auf das Pferd: „Er war ein halbes Gerippe, stand tagelang im eigenen Saft, war nass und vollgekotet“, sagt Recknagel, die als Beraterin und Kabarettistin arbeitet. „Er sah aus wie ein spanischer Straßenköter.“ Fortan kümmert sie sich um ihn, während ihre achtjährige Tochter Reitstunden nimmt. Als Capis Besitzerin ihn aufgrund finanzieller Nöte zum Schlachthof bringen will, entschließt sich Recknagel spontan zum Kauf. Kein Pferd solle “zu Wurst verarbeitet” werden.

Zum damaligen Zeitpunkt vermutete Recknagel, dass ihr Capi an einer Muskelschwäche leidet, wie von der Vorbesitzerin angenommen. Capi konnte damals kaum laufen. Doch ärztliche Untersuchungen zeigten nach dem Kauf, dass nicht die Muskeln das Problem sind. Capi, der sogar als Premiumfohlen gehandelt wurde, ist hochgradig geistig behindert.

Capis Schicksal machte Recknagel nun bekannt: Die Resonanz auf ihren Unterstützungsaufruf in der Stuttgarter Zeitung war enorm: Nach vier Tagen heißer Telefondrähte und unzähligen Mails sei Recknagel dazu gekommen, einen Newsletter einzurichten: “Als wir ihn retteten lief er wie besoffen, jetzt kann er sehr oft den Takt halten, allerdings an schlechten Tagen muss er sich schonen, da kann er kaum ohne Verletzungen an den Beinen gehen”, schreibt Recknagel in ihrem “Capi-Verteiler”, der mittlerweile schon gut 100 Leute informiert. “Die Homepage hat viel Anklang gefunden“, schreibt sie. „Sachspenden gingen ein. Wer schickte denn die tollen Kühlpads?” Trotz der bisherigen Hilfe seien weitere finanzielle Spenden dringend von Nöten. Ein Konto für Capi gibt es bereits.

Geistige Behinderung ist selten bei Pferden

Geistige Behinderung sei bei Pferden eine Seltenheit. Um die Ursache herauszufinden, vor allem aber um Capi weiterhin trainieren zu können, und zwar so, dass er “einfach nur wie ein gesundes Pferd normal laufen kann”, bedarf es weiterer Untersuchungen. “Capi braucht zum Beispiel spezielles Selen, da kostet ein Sack schon 200 Euro und Infusionen. Denn auch, wenn er nun laufen und seinen Schweif wieder heben kann, medizinisch bleibt er immer behindert.” Recknagel hat schon eine Idee, wie sie die Spenden darüber hinaus einsetzen will, wenn sich für Capi ein Pate oder ein Platz auf einem Gnadenhof finden lässt: “Das Spendengeld für Capi werde ich privat nicht anrühren, man könnte auch anderen behinderten Pferden oder Tieren helfen. Capis laufende Pferdekosten trage ich gern weiterhin, doch mit der Krankheit konnte ich nicht wissen, dass es solche Ausmaße annimmt.”

Die Rettung treibe sie fast in den Bankrott. Momentan fallen monatlich noch immer 1000 Euro für Capi an. Artzbesuche und Therapien haben bisher mehr als 10.000 Euro verschlungen. Recknagel kämpft aktuell vor Gericht wegen Betruges, um wenigstens eine kleine Entschädigung von der Vorbesitzerin zu erhalten. Auch eine Entschuldigung für das Verschweigen der Behinderung stünde noch aus.

Ihren bisherigen Unterstützern dankt sie von ganzem Herzen. “Da war zum Beispiel ein Vater einer behinderten Tochter, der mir gut zusprach, auch seine Tochter habe wieder laufen gelernt. Und nun freut sich der Vater wieder des Lebens.” Recknagel will den vielen Unterstützern gern selbst helfen: “Die größte Freude wäre es, wenn das Kind mit dem Vater kommen könnte und einen Nachmittag mit Capi verbringt.”
Unterstützer können sich unter tina.recknagel@imail.de melden.

Foto: Privat/Tina Recknagel