Geld zurück vom Internetanbieter: Online-Test macht es möglich
Laut der Bundesnetzagentur sind viele Internetanschlüsse in Deutschland zu langsam. Mit einem eigens erstellten Mess-Tool können Sie das sogar belegen.
"Bis zu 50 MBit/s", "Bis zu 200 MBit/s" oder "Bis zu 1 GBit/s", groß hervorgehoben werden aber meist nur die Speed-Werte, der Zusatz "Bis zu" wird dabei gern in der Werbung für Internet-Festnetzanschlüsse weniger auffällig dargestellt.
Doch genau das ist das Problem, mit dem viele Nutzer kämpfen. Sie hätten gern den super-schnellen Anschluss, aber den gibt es eben nicht für alle. Trotzdem soll man als Kunde den vollen Preis zahlen.
Das Telekommunikationsgesetz erlaubt es Nutzern aber seit Ende 2021, die Zahlungen an den Provider zu reduzieren, wenn der Anschluss nicht hält, was er verspricht.
Und das kommt recht häufig vor, wie die Bundesnetzagentur verrät. Rund 22.000 Messungen seien mit der Breitbandmessung-App der Bundesnetzagentur bis Ende 2022 abgeschlossen worden, fast ausschließlich sei dabei ein Minderungsanspruch festgestellt worden, heiß es auf eine Anfrage der dpa.
Wenn also auch Ihr Internet-Anschluss zu langsam ist, können Sie das mit dem offiziellen Messverfahren nachweisen und Geld zurück vom Provider fordern.
Zu langsamen Internet-Anschluss richtig messen
Gefühlt ist der Internet-Anschluss immer zu langsam, doch das muss nicht immer die Schuld des Providers sein. Im kostenlosen Programm Breitbandmessung der Bundesnetzagentur können Sie zwei Dinge erledigen: Eine Einzelmessung der bereitgestellten Internet-Geschwindigkeit vornehmen oder ein gezieltes Nachweisverfahren starten.
Am besten verschaffen Sie sich durch Einzelmessungen einen Überblick und starten dann in ein Nachweisverfahren. Letzteres wurde mit dem Zweck entwickelt, eine Minderleistung durch den Provider gezielt nachzuweisen. Mit der Messkampagne nehmen Sie mindestens 30 Messungen an drei unterschiedlichen Tagen vor.
In der Breitbandmessung akzeptieren Sie zuerst die Datenschutzerklärung und wählen danach den Punkt "Zum Nachweisverfahren" aus.
Nachweisverfahren für zu langsamen Internet-Anschluss
Das Verfahren sieht vor, dass Sie an mindestens drei verschiedenen Tagen mindestens jeweils 10 Speed-Messungen vornehmen, unter dem Strich also 30 Messwerte sammeln. Am besten klicken Sie erst auf "Nutzereingaben vervollständigen" und prüfen die Angaben zu Provider und Tarif. Danach gilt es folgende Schritte zu beachten:
WLAN deaktivieren: Machen Sie keine Messungen im WLAN, denn die Funknetze sind anfällig für jede Menge Störungen. Deshalb gilt, machen Sie die Messung an PC oder Mac und verwenden Sie eine LAN-Verbindung direkt zum Router.
Keine Netzwerk-Bremsen: Ihre Netzwerk-Hardware darf die Messung nicht ausbremsen. Beispiel: Sie sollen einen GBit-Anschluss korrekt messen. Dann muss die Netzwerkkarte mindestens genauso schnell sein, sonst haben Sie einen Flaschenhals im System sitzen.
Strom ans Notebook: Wenn Sie über ein Notebook die Messungen vornehmen, sollten Sie es mit einer Stromquelle verbinden, um Bremsen durch Energiesparmodi auszuschließen.
Nur messen: Wenn Sie die Messungen ausführen, sollten Sie alle anderen Programme auf dem System beenden. Auch andere Netzwerkgeräte sollten die Messungen nicht beeinträchtigen.
Aktueller Router: Achten Sie darauf, dass der WLAN-Router die aktuellste Firmware nutzt.
WLAN abschalten: Schalten Sie am Router das WLAN aus und kappen Sie die Verbindung anderer LAN-Geräte.
VPN abklemmen: Alle Umleitungen für den Datenverkehr müssen ebenfalls ausgeschaltet werden, etwa ein VPN auf dem Router.
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, klicken Sie auf "Messung durchführen". Das Tool prüft jetzt nochmal, ob Sie nicht doch im WLAN messen oder die Netzwerkkarte eine Bremse darstellen könnte. Mit "Ok, beachtet" können Sie loslegen.
Messungen mit vielen Pausen
Eine Messung mit dem Breitbandtest dauert in der Regel nicht mal eine Minute, das ist also so, wie man sich das wünscht. Gemessen werden Down- und Upload.
Nach jeder Messung verdonnert Sie das Tool aber dazu, bis zur nächsten Messung mindestens 5 Minuten zu warten. Eine Automatik, die den kompletten Messprozess auf Knopfdruck übernimmt, gibt es nicht. Sie müssen jede Messung explizit starten und vorher alle geforderten Punkte für die Messung einzeln abhaken.
Es geht aber noch komplizierter: Zwischen der fünften und sechsten Messung an einem Tag muss eine Pause von drei Stunden liegen. Außerdem muss an drei verschiedenen Tagen gemessen werden und zwischen den Messtagen muss auch mindestens jeweils ein Pausentag liegen.
Der Breitbandtest hilft hier schon, weil sich die geforderten Messungen und Pausen wohl niemand merken kann. Trotzdem sind Sie damit gut beschäftigt, der Preisnachlass beim Provider will also verdient sein.
Sind mindestens 30 Messungen, verteilt auf je 10 an drei verschiedenen Tagen erfolgt, wird im Programm ein Messprotokoll erstellt. Das PDF-Dokument ist digital signiert und Sie können es in einen Ordner Ihrer Wahl speichern.
Mit diesem Dokument können Sie den Nachlass beim Provider einfordern. Das Problem: Es gibt dafür kein einheitliches Vorgehen. Die Anbieter betrachten jeden Einzelfall und schlagen dann Minderungen vor, die nach Angaben von Verbraucherschützern oft sehr gering ausfallen.
CHIP meint: Internet-Anschluss mühsam prüfen
Mit dem Nachweisverfahren in der Breitbandmessung der Bundesnetzagentur ist es möglich, einen zu langsamen Internet-Anschluss korrekt zu messen und die Verbraucherrechte gegenüber Internet-Providern zu stärken. Leider muss man sich für die geforderten Messungen halbwegs auf den Kopf stellen und darf danach mit dem Provider um jeden Euro feilschen, verbraucherfreundlich geht anders.
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