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"Genau das wollten wir verhindern": Virologe verurteilt Peter Altmaiers Lob privater Kita-Gruppen

"Die Corona-Krise - Wo stehen wir, was kommt noch?" - Zu diesem Thema diskutierte Frank Plasberg am Montag bei "Hart aber fair". Wirtschaftsminister Peter Altmaier lobte die Improvisationsfähigkeit deutscher Eltern. Plasberg und ein Virologe konnten da nur den Kopf schütteln.

Kein Studiopublikum, zwei Meter Sicherheitsabstand am Diskussionspanel: Ungewohnte Anblicke sind das, die langsam Normalität werden in Zeiten der Pandemie. Erst recht, wenn wie bei "Hart aber fair" am Montag in einer langen Sondersendung zur viralen Lage der Nation gesprochen wird: "Die Corona-Krise - Wo stehen wir, was kommt noch?" Und doch wurde sichtbar, wie schwer es im Einzelfall fällt, die richtigen Schlüsse aus der Gefährdungslage für den Alltag zu ziehen. Selbst bei denen, die täglich darüber Entscheidungen fällen.

Angesprochen auf die angespannte Situation vieler Eltern, parallel zur Arbeit im Home Office auch noch die Kinderbetreuung leisten zu müssen, kam Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier fast romantisch ins Schwärmen. Dies sei "im Übrigen auch eine Chance für viele Menschen", so der Minister. So könne man zu Hause doch endlich mal telefonieren, Briefe schreiben, skypen und "vieles andere tun, was man sonst nie getan hat". Altmaier kühn: "Deshalb dürfen wir das Ganze auch nicht nur als eine Einschränkung von Freiheiten sehen."

Auf den Einwand von Moderator Frank Plasberg hin, man wolle das Ganze auch "nicht romantisieren", entgegnete der CDU-Politiker: "Ich erlebe auch im Bekanntenkreis meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass sich oft die Menschen in der Nachbarschaft organisieren und zusammenfinden. Und zwar so, dass man sich gegenseitig hilft. Dass man bei der Kinderbetreuung dafür sorgt, dass immer ein Erwachsener da ist."

"Man hat keine Kontrolle. Das kann zu neuen Infektionsketten führen"

Nicht nur "Hart aber fair"-Gastgeber Frank Plasberg horchte bei diesen Ausführungen auf. "Wenn Sie das als Virologe mal betrachten: Wie groß ist die Gefahr, dass man da neue Kindergruppen zusammensetzt, die es im Kindergarten so gar nicht gab?", reichte Plasberg Altmaiers Gesprächsbeitrag an den Tropenmediziner Professor Jonas Schmidt-Chanasit weiter. "Genau das wollten wir verhindern!", bekräftigte der Virenforscher entschlossen. Es sei wichtig, "die Notversorgung in den Kitas zu gewährleisten", allerdings auch nur "für die Eltern, die für die Versorgungssicherheit wirklich wichtig sind", also Krankenschwestern, Ärzte, Feuerwehrleute und Polizisten etwa. Kontraproduktiv, so Schmidt-Chanasit weiter, sei es, wenn sich "privat diese Gruppen bilden. Man hat keine Kontrolle. Das wechselt täglich. Das kann dann natürlich zu neuen Infektionsketten führen."

Und wie kann den Home-Office-Eltern ohne Schul- und Kita-Betreuung nun ganz praktisch geholfen werden? "Wir brauchen bis spätestens Ende dieser Woche eine Lösung für diese Familien, und wir sind entschlossen, eine zu finden", beteuerte Altmaier.

Darüber hinaus äußerte sich Wirtschaftsminister Altmaier auch zur Frage der ökonomischen Verwerfungen, welche die Pandemie für Deutschland mit sich bringt. "Wir werden über den Härtefallfonds sehr zeitnah beraten", versprach das Kabinettsmitglied. Altmaier ließ sich sogar zu einem forschen Versprechen hinreißen: "Wir haben so viele Reserven, dass wir versprechen können, dass kein einziger Arbeitsplatz wegen Corona verloren geht!"