Gerhard Schröder macht den Wahlkampf spannend – für Angela Merkel

Gerhard Schröder und Wladimir Putin pflegen eine langjährige Männerfreundschaft (Bild: AP Photo/Dmitry Lovetsky)
Gerhard Schröder und Wladimir Putin pflegen eine langjährige Männerfreundschaft (Bild: AP Photo/Dmitry Lovetsky)

Der Altkanzler will einen Posten im Putin-Imperium annehmen. Damit legt er seinem Parteifreund Martin Schulz ein Kuckucksei ins Nest.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Es gibt Gründe, in Russland einen wichtigen Nachbar zu sehen. Es gibt auch Gründe, vorerst nicht lösbare Probleme in den bilateralen Beziehungen nicht bei jeder Agenda ganz oben zu markieren, wie die Frage der Annexion der Krim – Gründe, die ich nicht teile. Dass Russland die Krim annektierte, war ein Akt brutaler Machtpolitik und gehört schon auf jede Agenda und in jedes Hinterstübchen bei einem politischen Auskommen mit Russland.

Nur sollten diese Gründe aus Überzeugung vorgebracht werden, nach reiflicher Überlegung. Geld sollte dabei keine Rolle spielen, und damit sind wir bei Gerhard Schröder und seinem Drang, nach seinem Politikerleben noch…

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Tja, eigentlich ist mir schleierhaft, was Schröder treibt, ein Aufsichtsrat bei Rosneft zu werden, einem Ölunternehmen aus dem Reiche Putins, und zwar im Wortsinne. Geld genug sollte Schröder haben, eine Kanzlerpension reicht für so manche Currywurst. Es gibt auch Politiker, die nach ihrem Ausscheiden aus Mandat und Verantwortung anfangen zu schreiben. Oder sie malen, musizieren, geben einem künstlerischen Drang nach. Nicht wenige wollen auch einfach nur das Gefühl, wichtig zu sein, nicht aufgeben. Unter „wichtig“ verstehen sie einen Dienstwagen samt Chauffeur, oder einen Freund, der einen mal übers Wochenende nach Mallorca fliegt, zu halbwarmen Tapas mit einem Krümel Kaviar drauf.

Was man alles bewirken kann

Schröder setzt sich noch einmal von den Mallorcafliegern ab, denn er will sich verdingen bei Leuten, deren Wirken kein Segen ist. Russland unter Wladimir Putin ist das Projekt eines Geheimdienstmitarbeiters, der mit den ihm bekannten Methoden Größe und Macht akkumulieren will, dem Freiheit und Demokratie schnurz sind und der im Übrigen Größe und Macht seines Landes verwechselt mit der eigenen Größe und Macht. Putin ist ein Varietékünstler: Er verkauft die Illusion, dass es einem Land gut gehe, wenn es ihm gut geht.

Ein wichtiger Baustein im Imperium Putins (und nicht des Landes) ist die Andockung der Gas- und Ölunternehmen Russlands; nicht unter den Mantel des Staates, sondern als eine Ansammlung von Firmen, die von Putins Freunden geleitet werden. Daraus ergibt sich Ergebenheit. Die Firmen sind Spielbälle.

Das hat Schulz gerade noch gefehlt

In einem dieser Spielbälle namens Rosneft will also der Altkanzler wirken. Da stimmt es schon misstrauisch, dass Schröder auch nicht ständig über die Krim-Annexion mit seinem Buddy Wladimir lamentieren will – tut er es aus Überzeugung, wie zum Beispiel die Kameraden von der AfD, die in Putin einen ebenso lupenreinen Demokraten sehen, wie sie es womöglich sind? Oder weil Geld im Spiel ist? Diesen Gedanken kann Schröder nicht wegwischen, der ist institutionell. Und damit schadet er seinem Parteifreund Martin Schulz, der beim ohnehin nicht allzu aussichtsreichen Rennen um die Kanzlerschaft nicht wirklich auf die Nachricht gewartet hat, dass Schröder kurz nach der Bundestagswahl ein für Geld angestellter Diener Putins werden will. Schröder legt gerade seinem Spitzenkandidaten ein Kuckucksei ins Nest. Und Angela Merkel muss sich gerade zwicken, so günstig läuft es derzeit für sie.

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Schulz wird in diesen Tagen immer sagen müssen, er würde nicht wie Schröder handeln. Und dass er nach einem Ende seiner Kanzlerschaft eher wieder Buchhändler würde als zum Beispiel in einem von Silvio Berlusconis Medienunternehmen einen Aufsichtsratsposten anzustreben, spricht nicht gegen Schulz als Kanzler. Auch Merkel würde als Ex-Kanzlerin ähnlichen Unfug kaum anstellen. Schröder ist eben ein Testosteronpolitiker. Was ihn mit Putin verbindet, mag Freundschaft sein. Es muss aber eine sonderbare Beziehung sein, bei so vielen Themen, welche die beiden aussparen müssen. Oder es ist eben schlicht eine Testosteronfreundschaft.

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