Das Geschäft mit den Sonderwünschen

Fluggäste zahlen meist mehr als das Ticket allein: Ein extra Koffer hier, ein warmes Mittagessen da und ein paar Bonusmeilen oben drauf. Wer verdient am meisten an den Extrawünschen über den Wolken?

Meilen sammeln, mehrere Koffer aufgeben, um den halben Kleiderschrank mitzunehmen, oder noch ein Mitbringsel an Board erwerben: Alles, was Fluggäste neben dem Ticket noch kaufen können, wird als Zusatzeinnahme für die Airline verbucht. Womit die Fluggesellschaften am meisten Geld verdienen und wer den größten Profit aus den kleinen Extras der Flugreise zieht, hat die Beratungsfirma für Reiseveranstalter Idea Works Company in ihrem Car-Trawler-Jahrbuch untersucht.

Dafür haben sie die Finanzberichte von 138 Fluggesellschaften analysiert. 66 davon veröffentlichten detaillierte Umsatzzahlen. Sie setzten zusammen im Jahr 2016 44,6 Milliarden US-Dollar allein aus Zusatzeinnahmen um, heißt es in der Untersuchung im Auftrag des Mobilitätsdienstleisters CarTrawler. Das sind 8,7 Prozent mehr als - und ein neuer Höchstwert.

Zu den ertragreichsten Zusatzeinnahmen zählen in dem Jahrbuch vor allem die Vielfliegerprogramme. Airlines verkaufen die Meilen oder Punkte an Programm-Partner wie Hotel-Ketten oder Autovermieter. Auch die Kreditkarten für Meilenprogramme treiben die Profite nach oben. United Airlines nahm 2016 allein mit ihrem Vielfliegerprogramm United Mileage Plus fast drei Milliarden US-Dollar ein.

Die nächste große Gruppe der Zusatzeinnahmen machen die „A la Carte Angebote“ aus. Zu ihnen gehört der Verkauf von Speisen und Gütern wie Schmuck an Board. Auch Extra-Gepäckstücke und Plätze an Notausgängen lassen sich die Airlines extra bezahlen.

Ruft ein Passagier bei einer Kunden-Hotline an, fließen die Verbindungseinnahmen auch in die Sparte der Sondereinnahmen. Auch Umsätze, die durch Werbung generiert werden, wie die einer Airport-Lounge, gehören dazu. Die Airline Wizz Air verkaufte beispielsweise über zehn Millionen Schokoriegel und 8,9 Millionen Becher Kaffee an seine Kunden im Jahr 2016.

Im Vergleich zum Vorjahr gibt es im Bereich der Koffergebühren und Snacks nur ein sehr geringe Wachstumstendenz, weil Kunden diese Kosten zu umgehen wissen.

Welche Bedeutung Zusatzeinnahmen wie Sondergepäck oder Bonusprogramme für die Airlines haben, unterscheidet sich je nach Segment stark. Für Billigairlines wie Spirit, Frontier oder Allegiant sind sie überlebenswichtig. Dort machen die Zusatzeinnahmen oft über 40 Prozent des gesamten Umsatzes und über 48 Dollar pro Passagier aus. Bei Allegiant müssen beispielsweise alle zusätzlichen Annehmlichkeiten kostenpflichtig dazu gebucht werden. Die Airline begründet dies folgendermaßen: „Unsere Preisstruktur erlaubt uns, Kunden anzuziehen, die darauf bedacht sind, günstig zu fliegen. Wir sprechen damit aber auch Kunden an, die einen besseren Service haben wollen. Sie können die gewünschten Optionen hinzu buchen.“

Bei Ryanair stammen immerhin 26,8 Prozent des Umsatzes aus Zusatzeinnahmen. Zum Vergleich: Lufthansa Network hat 1,349 Milliarden Dollar an Zusatzumsätzen erzielt. Gemessen am Gesamtumsatz sind das aber nur 5,5 Prozent. Im Branchenschnitt machen Zusatzeinkünfte 9,7 Prozent des Umsatzes aus.

KONTEXT

Diese Airlines verdienen am meisten an ihren Zusatzleistungen

Platz 10

Air Canada

Einnahmen: 1,17 Milliarden US-Dollar

Die kanadische Airline erwirtschaftet 45 Prozent ihrer Zusatzeinnahmen aus ihrem Vielflieger-Programm. Die übrigen 55 Prozent nimmt Air Canada aus zubuchbaren Optionen und Partnerschaften mit Hotel-Vermittlern oder Autovermietern ein.

Quelle: Idea Works Company

Stand: Umsatzzahlen 2016

Platz 9

Qantas

Einnahmen: 1,19 Milliarden US-Dollar

Die nationale Fluggesellschaft Australiens nimmt 90 Prozent ihrer Zusatzeinnahmen aus dem Vielfliegerprogramm ein.

Platz 8

Lufthansa Network

Einnahmen: 1,34 Milliarden US-Dollar

Auch der deutsche Luftfahrtkonzern hat es unter die Top 10 der Zusatzeinnahmen-Milliardäre geschafft. 57 Prozent kommen aus dem Vielfliegerprogramm und 43 Prozent nimmt Lufthansa aus Sonderleistungen für die Passagiere ein. Die Zusatzleistungen machen 5,5 Prozent des Gesamtumsatzes von Lufthansa aus.

Platz 7

easyJet

Einnahmen: 1,35 Milliarden US-Dollar

Bei der Billigfluggesellschaft gibt es keine Annehmlichkeiten geschenkt. Ein Vielfliegerprogramm gibt es gar nicht erst. Also kommen 1,35 Milliarden Dollar von Kooperationen mit Portalen wie Booking.com und Europcar, sowie Speisen an Board und Sondergepäck. 47 Prozent von easyJets Zusatzeinnahmen bestehen aus Zahlungen für Gepäckstücke. Eine Besonderheit der Airline ist das Frühflieger-Programm. Reisende können am Reisetag spontan einen früheren Flug nehmen. Die Kosten dafür betragen lediglich 15 Dollar.

Platz 6

Ryanair

Einnahmen: 1,98 Milliarden US-Dollar

Auch Ryanairs Zusatzeinnahmen leben von Sonderleistungen für Fluggäste. Dazu gehört auch der schnelle Gang durch die Sicherheitschleuse, genannt "Fast Track". Dies erspart den Fluggästen lange Warteschlangen an der Sicherheitskontrolle. Die Zusatzleistungen machen 26 Prozent des Gesamtumsatzes von Ryanair aus.

Platz 5

Air France/KTM

Einnahmen: 2,1 Milliarden US-Dollar

Die Franzosen verdienen sich 33 Prozent ihrer Zusatzleistungen an einem Vielfliegerprogramm. Der Rest kommt durch "A la Carte"-Angebote und Partnerschaften mit Reiseveranstaltern. Die Nutzer des Vielfliegerprogramms haben von Air France im Jahr 2016 mehr als 250 millionen E-Mails bekommen. Das sind 9,3 Mails pro Nutzer.

Platz 4

Southwest

Einnahmen: 2,8 Milliarden Euro

Hinter Qantas (Platz 9) verdient Southwest prozentual gesehen mit 80% der Zusatzeinnahmen am meisten am Vielfliegerprogramm.

Platz 3

American Airlines

Einnahmen: 4,9 Milliarden US-Dollar

Die amerikanische Fluggesellschaft profitiert von ihren hohen Preisen für Gepäckstücke. Diese gehören zu den "A la Carte"-Angeboten und machen 57 Prozent der Zusatzeinnahmen aus. Für Flüge innerhalb der USA und Kanada kostet das erste Gepäckstück 25 Dollar, das zweite 35 Dollar.

Platz 2

Delta

Einnahmen: 5,1 Milliarden US-Dollar

Diese amerikanische Airline nimmt die gleichen Gepäck-Preise wie die American Airlines. Der Begleitservice für unbegleitete Minderjährige kostet 150 Dollar. Leistungen wie diese machen 48 Prozent der Zusatzeinnahmen von Delta-Airlines aus. Die anderen 52 Prozent kommen aus dem Vielflieger-Programm.

Platz 1

United

Einnahmen: 6,2 Milliarden US-Dollar

United Airlines führt die Liste der Verdiener an Zusatzleistungen an, prozentual machen diese am Gesamtumsatz der Airline lediglich 17 Prozent im Jahr 2016 aus. Der Datensatz des Vielfliegerprogramms "Mileage Plus" ist 1,7 Billionen Dollar wert. Einnahmen aus dem Programm machten 48 Prozent der Zusatzumsätze im Jahr 2016 aus.