„Geschickter Schachzug“ - Deutsche Forscher finden Corona-Impfstoff, der gegen zahlreiche Varianten wirkt
Deutsche Wissenschaftler haben einen Corona-Impfstoff entwickelt, der einen langen Immunschutz hervorruft. Außerdem kann das Vakzin vor verschiedenen Varianten schützen. Und das alles auf Basis eines tierischen Herpesvirus.
Forscher des deutschen Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) sowie weiterer nationaler und internationaler Forschungseinrichtungen haben einen Corona-Impfstoff hergestellt, der einen langanhaltende Schutzwirkung entfaltet. Das ergab eine Untersuchung an Mäusen, die nun im Fachmagazin „ Frontiers in Immunology “ veröffentlicht wurde.
Deutsches Forscherteam entwickelt neuen Corona-Impfstoff
Bei dem Vakzin handelt es sich um einen Vektorimpfstoff. Er enthält wie für diese Art von Impfstoff üblich das Gen des Spike-Proteins, das wie ein Stachel auf der Oberfläche des Coronavirus sitzt und deshalb für das Immunsystem gut erkennbar ist.
Allerdings wurde die DNA nicht wie herkömmlich in ein verändertes Adenovirus eingebaut – sondern in das Zytomegalievirus, einem Herpesvirus, das bei Menschen und Tieren vorkommt. Das Zytomegalivirus fungierte somit als Vehikel, um die Bauanleitung für das Spike-Protein in den menschlichen Körper zu schleusen.
Die Forscher verwendeten bei der Herstellung ein tierisches Zytomegalievirus. Das sei „ein geschickter Schachzug“, heißt es in einer Pressemitteilung des HZI. Schließlich gehe von den tierischen Zytomegalieviren keine Gefahr für den Menschen aus, da sie sich im Unterschied zu den humanen Zytomegalieviren nicht im Menschen vermehren können.
Immunschutz auch sechs Monate nach Impfung mit Vektorimpfstoff stabil
„Das ganz große Plus“ sei laut den Forschern um Luka Čičin-Šain vom HZI die lange Schutzwirkung des Vektorimpfstoffes – auch nach nur einer Impfdosis. „Am Tiermodell wurde nachgewiesen, dass die Konzentration von Antikörpern, die im Fall einer späteren Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 für die Erregerabwehr verfügbar sind, über einen Zeitraum von sechs Monaten nach der Impfung stabil bleibt“, schreiben sie. Forschungsergebnisse der Universität Rijeka, die ebenfalls an der Untersuchung mitwirkte, deuteten sogar auf eine noch länger anhaltende Immunantwort hin.
Ein möglicher Grund dafür könne die wiederholte Stimulation der Immunabwehr sein, die die Wirkung des Impfstoffs aufrechterhält. Die genauen Ursachen wollen die Wissenschaftler jetzt erforschen.
Vakzin schützt auch vor verschiedenen Coronavarianten
Neben dem langen Immunschutz zeigte der Vektorimpfstoff noch einen zusätzlichen Vorteil: Er schützte nicht nur vor dem Wildtyp des Coronavirus, sondern auch vor weiteren Varianten wie Omikron. Bei der Entwicklung des Impfstoffs hatten die Wissenschaftler zwar nur das Spike-Gen des originalen Coronavirus verwendet. Allerdings konnte der Impfstoff wohl einen Mechanismus des Immunsystems zur Abwehr von Erregern optimal fördern.
Die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass der Vektorimpfstoff, den sie bereits 2022 erstmals vorstellten, im Kampf gegen Corona ein wichtiges Instrument werden kann. „Auch sei denkbar, mit diesem Vektor Kombinationsimpfstoffe herzustellen, die auf einen Schlag Immunität gegenüber verschiedenen Krankheiten vermitteln“, heißt es in der Pressemitteilung. „Die kombinierte Impfung gegen Covid-19 und Influenza wäre ein sinnvolles Beispiel.“