Gesundheit und Lebenserwartung - In welchem Alter Einsamkeit besonders gefährlich wird - und was dagegen hilft

Einsamkeit und soziale Isolation gehören zu den unsichtbaren, aber einflussreichen Faktoren unserer Gesundheit, die oft unterschätzt werden.<span class="copyright">Getty Images/Pasotraspaso. Jesus Solana</span>
Einsamkeit und soziale Isolation gehören zu den unsichtbaren, aber einflussreichen Faktoren unserer Gesundheit, die oft unterschätzt werden.Getty Images/Pasotraspaso. Jesus Solana

Einsamkeit ist ein weitverbreitetes Phänomen, das besonders im Alter zunimmt und drastische Folgen für die Gesundheit haben kann. Wie Longevity-Profi Nils Behrens erklärt, folgt das Gefühl der Einsamkeit einer „U-Kurve“ – mit einem gefährlichen Höhepunkt im hohen Alter.

Die U-Kurve der Einsamkeit: Warum wir uns in späteren Lebensjahren oft allein fühlen

Soziale Verbindungen sind für unser Leben genauso wichtig wie für unseren Körper die Muskulatur: Lassen wir sie verkümmern, verlieren wir sie – und mit ihnen ein Stück unserer Lebensqualität. Eine umfassende neue Studie hat aufgezeigt, dass das Gefühl der Einsamkeit nicht linear verläuft, sondern sich im Laufe unseres Lebens in Form einer U-Kurve entwickelt.

Junge Menschen sind häufig sozial eingebunden und mit einer Vielzahl von Beziehungen vernetzt. Dieses Netz an Kontakten dünnt sich jedoch meist in den mittleren Jahren aus, sei es durch berufliche Verpflichtungen, Familienaufgaben oder geografische Veränderungen. Ab 60 Jahren nimmt die Einsamkeit dann oft wieder zu und erreicht ihren Höhepunkt meist im hohen Alter, etwa ab 80.

Ein globaler Trend: Einsamkeit und die menschliche Lebensspanne

In der genannten Studie, die Menschen über vier Jahrzehnte und aus mehr als 20 Ländern untersucht hat, zeigt sich dieses Muster klar. Unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Hintergrund nimmt das Gefühl von Einsamkeit mit den Jahren wieder deutlich zu.

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Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von gesundheitlichen Einschränkungen bis hin zu persönlichen Verlusten. Eine zunehmend vernetzte, aber zugleich isolierte Gesellschaft verstärkt dieses Phänomen noch. Soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, erfordert heutzutage nicht nur Zeit, sondern auch bewusste Anstrengungen. Besonders in den höheren Altersjahren können die Folgen sozialer Isolation weitreichend sein, was uns zur nächsten Frage bringt: Wie stark beeinflusst Einsamkeit unsere Gesundheit?

Einsamkeit und Gesundheit: Herzinfarkt, Schlaganfall und mehr

Es ist inzwischen wissenschaftlich belegt, dass Einsamkeit weit mehr ist als ein emotionales oder soziales Problem. Einsamkeit ist ein echter Risikofaktor für die physische Gesundheit, vergleichbar mit Faktoren wie Rauchen oder Übergewicht. Eine zweite groß angelegte Studie hat festgestellt, dass Einsamkeit und soziale Isolation das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöhen können.

Die Meta-Analyse, die mehr als 770.000 Teilnehmer untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass Einsamkeit und soziale Isolation direkte Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben und somit ein erhöhtes Risiko für tödliche Krankheiten bedeuten. Doch damit nicht genug: Einsamkeit trägt auch zu einem allgemeinen Rückgang der physischen Fitness und einer Verschlechterung des mentalen Zustands bei. Menschen, die isoliert leben, haben ein höheres Risiko für Demenz und Depressionen und erleben oft eine verstärkte Verschlechterung ihrer geistigen Fähigkeiten.

Die digitale Welt: Ein Hindernis für echte soziale Kontakte?

Obwohl soziale Medien und mobile Geräte uns theoretisch besser vernetzt machen sollen, gibt es einen wachsenden Körper wissenschaftlicher Beweise, der zeigt, dass die ständige Nutzung von Technologie tatsächlich das Risiko von Einsamkeit und mentalen Gesundheitsproblemen erhöht.

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Besonders jüngere Generationen, die mehr Zeit online verbringen und weniger in persönlichen Kontakten investieren, neigen dazu, später im Leben eher Einsamkeit zu erleben. Die Kehrseite der Medaille: Schon im mittleren Alter beginnen viele, sich mehr von echten sozialen Interaktionen zu entfernen und stärker auf digitale Kontakte zu setzen, die jedoch oft nur oberflächlich sind. Dies fördert das Gefühl, „allein unter vielen“ zu sein – verbunden, aber nicht verbunden genug, um wirkliche Nähe zu erfahren.

Was Sie konkret tun können, um Einsamkeit aktiv zu bekämpfen

Die gute Nachricht: Es gibt einfache, aber effektive Wege, um Einsamkeit entgegenzuwirken und die eigene soziale Fitness zu fördern. Die Autoren der Studien empfehlen, gezielt in soziale Beziehungen zu investieren und aktiv auf andere zuzugehen. Das muss keine große Sache sein; manchmal reicht schon eine freundliche Geste, um das soziale Netz zu stärken. Ein gemeinsames Essen mit Freunden, ein offenes Gespräch oder eine helfende Hand bei einem Projekt – diese kleinen Aktionen haben oft eine große Wirkung.

Wer regelmäßig seine sozialen Kontakte pflegt, profitiert davon nicht nur emotional, sondern auch körperlich. Zudem kann das Engagement für die Ziele anderer – sei es die Unterstützung bei einem Vorhaben oder die gemeinsame Entdeckung eines neuen Hobbys – die Verbindung vertiefen und gleichzeitig das eigene Wohlbefinden fördern.

Der Schlüssel zu einem gesunden Altern liegt auch im sozialen Miteinander

Das Gefühl von Einsamkeit, besonders im hohen Alter, ist kein unausweichliches Schicksal. Im Gegenteil: Es liegt in unserer Hand, den Verlauf der Einsamkeit zu beeinflussen. Durch eine bewusste Entscheidung, soziale Kontakte zu pflegen, können wir dem Gefühl der Isolation entgegenwirken und damit zugleich einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit erzielen.

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Menschen, die in gut funktionierenden sozialen Netzwerken eingebunden sind, haben nachweislich eine höhere Lebensqualität und sind sogar körperlich fitter. Tatsächlich reichen laut Forschung etwa vier bis sechs tiefe, bedeutungsvolle Beziehungen aus, um das persönliche Wohlbefinden zu sichern und den negativen Effekten der Einsamkeit entgegenzuwirken.

Fazit: Einsamkeit vorbeugen, Gesundheit stärken

Einsamkeit und soziale Isolation gehören zu den unsichtbaren, aber einflussreichen Faktoren unserer Gesundheit, die oft unterschätzt werden. Dabei ist es leichter, als viele denken, aktiv gegen Einsamkeit vorzugehen und die eigene soziale Fitness zu verbessern.

Für ein langes und gesundes Leben brauchen wir ein starkes soziales Netz – und die Entscheidung, dieses Netz zu knüpfen und zu erhalten, liegt bei uns. Wer frühzeitig damit beginnt, Beziehungen zu pflegen und in Freundschaften zu investieren, hat nicht nur die Chance auf ein erfülltes Leben, sondern auch auf eine verlängerte Lebensspanne, die weniger von Krankheit und mehr von Wohlbefinden geprägt ist.