20 Tote bei Gewalt zwischen rivalisierenden Gruppen eines Drogenkartells in Mexiko

Im Nordwesten Mexikos sind bei internen Auseinandersetzungen des Sinaloa-Drogenkartells mindestens 20 Menschen getötet worden. Sicherheitskräfte wurden als Verstärkung nach Culiacán geschickt. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen, Feste abgesagt. (Ivan MEDINA)
Im Nordwesten Mexikos sind bei internen Auseinandersetzungen des Sinaloa-Drogenkartells mindestens 20 Menschen getötet worden. Sicherheitskräfte wurden als Verstärkung nach Culiacán geschickt. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen, Feste abgesagt. (Ivan MEDINA) (Ivan MEDINA/AFP/AFP)

Im Nordwesten Mexikos eskaliert die Gewalt zwischen rivalisierenden Gruppen des berüchtigten Sinaloa-Drogenkartells. Fünf weitere Menschen wurden in Concordia im US-Bundesstaat Sinaloa getötet, wie die Staatsanwaltschaft am Samstag (Ortszeit) bekannt gab. Zuvor hatte sie bereits erklärt, dass mindestens 15 Menschen seit vergangenem Montag infolge des internen Krieges in dem Kartell getötet worden seien. Die Gesamtzahl der Todesopfer stieg somit auf mindestens 20 binnen nicht einmal einer Woche.

Die Kämpfe zwischen zwei rivalisierenden Gruppen innerhalb des Sinaloa-Kartells, das von Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán gegründet worden war, terrorisieren die Bevölkerung der Stadt mit fast einer Million Einwohner. Sicherheitskräfte wurden als Verstärkung in die Hauptstadt von Sinaloa, nach Culiacán, geschickt. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen und für Sonntag geplante Feste zum mexikanischen Unabhängigkeitstag komplett abgesagt.

Es werden auch mehrere Menschen vermisst, die offenbar entführt wurden. Die Bevölkerung befürchtet, dass die Drogenbanden für ihre Truppen zwangsrekrutieren. "Meine Cousins gehen nicht mehr aus dem Haus, meine Tante will nicht, dass sie rausgehen, weil sie sagen, die Verbrecher rekrutieren Leute", berichtete die 27-jährige Estefania in Culiacán.

Die internen Auseinandersetzungen im Sinaloa-Kartell gehen nach Angaben von Gouverneur Rubén Rocha Moya auf die Ereignisse des 25. Juli zurück. An dem Tag war der Mitbegründer des Kartells, Ismael "El Mayo" Zambada, im Süden der USA zusammen mit einem Sohn von "El Chapo" festgenommen worden. "El Mayo" sitzt nun in den USA in Haft. Am Freitag wies er alle Anschuldigungen vor Gericht in New York zurück. "El Mayo" wirft aber dem Sohn von "El Chapo" vor, ihn in den USA in eine Falle gelockt zu haben.

Zambada hatte in den 90er Jahren zusammen mit dem ebenfalls in den USA inhaftierten "El Chapo" das Sinaloa-Kartell gegründet. Jahrzehntelang konnte er den Fahndern entwischen, die USA hatten ein Kopfgeld von 15 Millionen Dollar ausgesetzt.

"El Chapo" verbüßt in den USA bereits eine lebenslange Haftstrafe wegen Drogenhandels, Geldwäsche und Waffendelikten. Nach seiner Auslieferung 2016 an die USA hatten seine Söhne die Führung des Kartells übernommen.

Gouverneur Rocha Moya sagte nun, die Gewalt sei "sicher" Folge des Machtkampfes im Sinaloa-Kartell zwischen den Anhängern von "El Mayo" und den Söhnen von "El Chapo", den "Chapitos".

Das US-Außenministerium riet US-Bürgern am Freitag eindringlich, nicht nach Sinaloa zu reisen. Dort komme es zu "Autodiebstählen, Schießereien, Einsätzen von Sicherheitskräften, Straßensperren", auch würden Autos in Brand gesetzt.

Wegen der Welle der Gewalt kam es auch zu Panikkäufen in der Bevölkerung, weil hunderte Geschäfte geschlossen wurden.

Die Behörde für öffentliche Sicherheit in Sinaloa meldete am Samstag ebenfalls "zwei Morde", was mit den jüngsten Zahlen der Staatsanwaltschaft zusammenfiel. Die Behörde machte aber keine Angaben, ob die beiden Todesfälle mit dem internen Machtkampf beim Sinaloa-Kartell in Verbindung stehen. Zudem wurden demnach drei Zivilisten bei Zusammenstößen zwischen der Armee und "bewaffneten Zivilisten" getötet.

cp/ma