Gewinnprognosen hinken Realität hinterher: Der Tag mit Bloomberg

(Bloomberg) -- Während die europäischen Aktienmärkte im ersten Halbjahr über 15% gefallen sind, scheinen die aktuellen Gewinnschätzungen der Analysten sich nicht die Bohne um Rezession, Zinsen oder den Krieg in Osteuropa zu scheren. Im Gegenteil: die Erwartungen sind im Laufe des Jahres auf ein neues Allzeithoch gestiegen.

Vom Optimismus dieser Zahlen sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Eine Korrektur der Prognosen scheint für die Mehrheit der Marktteilnehmer sehr wahrscheinlich. In einer vergangene Woche durchgeführten informellen Bloomberg MLIV-Umfrage, gaben 65% der 629 Befragten an, dass die Prognosen dem konjunkturellen Umfeld hinterhinken und noch nicht den Schaden reflektieren, den hohe Inflation und steigende Zinsen verursachen werden.

Die gute Nachricht ist, dass die Aktienmärkte zu einem großen Teil bereits schwächere Unternehmensergebnisse vorweggenommen haben. Eine Anpassung der Schätzungen nach unten könnte also gegebenenfalls sogar mit einem Kursanstieg quittiert werden.

JÜNGSTE NACHRICHTEN:

  • In Bezug auf die Belastungen des Energieriesen Uniper aus der Gaskrise hat Bundeskanzler Olaf Scholz signalisiert, dass die während der Pandemie zur Rettung großer Unternehmen wie der Lufthansa entwickelten Rettungsinstrumente wieder auf dem Tisch liegen

  • Eine Gruppe von Gläubigern der Adler Group lässt den Streit mit dem umkämpften Vermieter zunehmend eskalieren und fordert nun das Management der Tochtergesellschaft Adler Real Estate zum Rücktritt auf

  • Die Europäische Zentralbank sucht laut einem Bericht der Financial Times nach Wegen, um zu verhindern, dass die Banken mit dem während der Pandemie aufgelegten Programm zur subventionierten Kreditvergabe ungerechtfertigte Gewinne einstreichen, sobald sie Ende des Monats die Zinsen anhebt

  • Bei der Credit Suisse müssen Neukunden in Asien für die Eröffnung von Konten bis zu acht Monate Geduld aufbringen, wie ebenfalls die Financial Times berichtet. Grund dafür sind intensivere Kontrollen, mit denen die Schweizer Großbank auf die jüngsten Skandale reagiert

  • Die NordLB will nach ihrem Schrumpfkurs wieder wachsen. Ein zentraler Treiber soll das Firmenkundengeschäft sein, wie Vorständin Ingrid Spletter-Weiß im Bloomberg-Interview erklärte

  • Der chinesische Baukonzern Shimao hat die Zahlung eines am Sonntag fälligen Kupons für eine $1 Milliarde schwere Anleihe verpasst

ANALYSEN:

  • In Deutschland beginnen die Beratungen der Bundesregierung mit Tarifparteien, Wissenschaft und Bundesbank über die Frage, was gegen die Teuerung getan werden kann und wie das Land am besten durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Verbindung mit der Gaskrise zu steuern ist

  • Sollten die Sanktionen der USA und Europas Russland dazu veranlassen, seine Rohölförderung als Vergeltungsmaßnahme zu drosseln, droht nach Ansicht von JPMorgan ein Ölpreisanstieg auf enorme $380 pro Barrel. Wegen seiner soliden Haushaltslage könnte es sich Russland durchaus leisten, die tägliche Rohölproduktion um 5 Millionen Barrel zu kürzen, ohne die Wirtschaft übermäßig zu schädigen, so die Bank

AKTIENMÄRKTE | An der Börse wird es heute an Impulsen von der Wall Street fehlen, da der Handel aufgrund des Unabhängigkeitstags ruht. Im Fokus stehen die weiteren Entwicklungen im Umgang mit der Gaskrise. Bundeswirtschaftsminister Habeck hatte am Samstag gewarnt, dass nach der 60%-Senkung der russischen Lieferungen mit weiteren Einschnitten zu rechnen sei. Die Märkte in Asien tendieren seitwärts

RENTENMÄRKTE | Kurz laufende Bundesanleihen setzten am Freitag ihre starke Kurserholung fort und verzeichneten die größte wöchentliche Handelsspanne aller Zeiten, nachdem zarte Anzeichen einer abflachenden Inflation Händler dazu brachten, ihre Wetten auf Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zurückzuschrauben. Am US-Treasury-Markt ruht der Kassahandel

ROHSTOFFMÄRKTE | Am Rohstoffmarkt gehen die Preise für Öl und Gold seitwärts. Der Eisenerzpreis fällt um mehr als 5%. Goldman hat die Preisprognose für das H2 gesenkt und auf die “Mini-Rezession” in China im April verwiesen

TERMINE AM MONTAG

  • 14:00 Bundesbankpräsident Nagel hält Rede zum Thema “Wohin steuert die Geldpolitik?” beim Frankfurt Euro Finance Summit

  • 14:00 Bundeskanzler Scholz trifft Arbeitgeber und Gewerkschaften zum Umgang mit der Inflation

  • 17:00 EZB-Vize De Guindos hält Rede beim Frankfurt Euro Finance Summit

  • Bundeskanzler Scholz trifft französischen Präsident Macron in Paris

  • US-Handel ruht wegen des Unabhängigkeitstags

ERWARTUNGEN ZU AUSGEWÄHLTEN WIRTSCHAFTSDATEN

  • 08:30 Schweiz Juni VPI (YoY); Erw. 3,1%; zuvor 2,9%

  • 08:30 Schweiz Juni VPI (MoM); Erw. 0,2%; zuvor 0,7%

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