Gift für die Lust - Warum Alkohol und Sex kein gutes Duo sind
Viele Männer greifen bei Dates zum Alkohol, um ihre Nervosität zu zügeln und entspannter zu sein. Für den sexuellen Genuss kann das jedoch schnell zum Stolperstein werden. Warum? Das erklärt Sexualtherapeutin Beatrix Roidinger in diesem Artikel.
Ein Glas Wein oder ein Bier scheint der perfekte Türöffner zu sein, um beim Date leichter in Kontakt zu kommen und die Atmosphäre zu entspannen. Doch ein Glas zu viel, und plötzlich ist der Abend gelaufen. Denn Alkohol mag zwar zunächst die Stimmung heben, aber er kann auch die sexuelle Performance massiv beeinträchtigen.
Tatsächlich ist Alkohol Gift für den Körper, so auch für die Erektion und die Orgasmusfähigkeit. Nach der anfänglichen Euphorie und Geilheit geht dann im Bett plötzlich gar nichts mehr. Erektionsprobleme können natürlich viele Ursachen haben. Für eine erste Einschätzung, ob es eher körperliche oder mentale Ursachen sind, empfehle ich meinen kostenlosen Onlinetest.
Was passiert im Körper nach dem Alkoholkonsum?
Sobald Alkohol im Körper ankommt, verteilt er sich schnell und macht auch vor dem Gehirn nicht Halt. Dort wirkt er negativ auf die Neurotransmitter – jene chemischen Botenstoffe, die für die Weiterleitung von Signalen zwischen den Nervenzellen zuständig sind. Diese Beeinträchtigung der Signalübermittlung mindert das Empfindungsvermögen, sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler Ebene.
Alkohol hat also einen direkten Einfluss auf die körperliche Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten. Zu Beginn führt Alkohol zu einer Erweiterung der Blutgefäße, doch bald darauf kommt es zu einer Verengung – auch im Penis. Weniger Blutfluss bedeutet eine schwächere Erektion.
Zusätzlich sorgt Alkohol dafür, dass der Blutdruck ansteigt, was die Durchblutung weiter einschränkt und die Erektion zusätzlich schwächt. Alkohol wirkt außerdem dehydrierend und macht müde.
Der Rausch, der die Sinne zuerst noch anregt, blockiert später oft auch den Weg zum Orgasmus. Mit der Zeit nimmt die sexuelle Erregung ab. Für viele Männer ist es dann unmöglich, zum Höhepunkt zu kommen.
Alkohol verhindert sinnliche Wahrnehmung
Alkoholkonsum führt zu einer veränderten Wahrnehmung: Neben den körperlichen Auswirkungen auf die Erektion beeinflusst er auch die Feinmotorik und das Empfinden. Bewegungen werden weniger präzise, grober und unachtsamer. Intimität lebt von Achtsamkeit in Berührungen und Bewegungen – und genau die geht mit Alkohol verloren. Wer sich berauscht, verliert oft das taktile Feingefühl für die andere Person.
Doch die negativen Auswirkungen des Alkohols gehen weit über den Moment des Konsums hinaus. Wer regelmäßig trinkt, wirft den gesamten Hormonhaushalt aus der Bahn. Alkohol fördert die Produktion von Prolaktin und Östrogen, was in der Folge den Testosteronspiegel sinken lässt. Ein niedriger Testosteronspiegel kann Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, weniger sexuelles Verlangen und Schwierigkeiten, eine Erektion aufrechtzuerhalten, verursachen.
Grenzenloser Rausch, bittere Folgen
Viele Männer trinken sich Mut an, um über ihre Grenzen gehen zu können: um den ersten Schritt zu wagen, das erste Wort an die Frau zu richten, um sich allgemein freier zu fühlen. Leider erkennt man im betrunkenen Zustand weder die Grenzen des Gegenüber besonders gut noch die eigenen.
Alkoholkonsum macht es deutlich schwieriger, eine konsensuelle, respektvolle und wertschätzende Situation zu gestalten. Zusätzlich steigt das Risiko, Safer-Sex-Praktiken nicht einzuhalten. Nicht selten gibt es nach einer berauschten Nacht ein böses Erwachen in Form einer ungewollten Schwangerschaft oder einer sexuell übertragbaren Krankheit.
Fazit: Alkohol und Sex sind kein gutes Duo
Alkohol mag zu Beginn dabei helfen, die Stimmung zu lockern und Hemmungen abzubauen. Die Dosis macht das Gift. Zu viel Alkohol kann aber die Empfindung dämpfen, die Erregung blockieren und die Erektions- und Orgasmusfähigkeit beeinträchtigen. Regelmäßiger Konsum führt zu hormonellen Veränderungen, die das sexuelle Verlangen langfristig verringern können.
Wer etwas gegen seine Nervosität beim Sex machen will, sollte sich mit den eigenen Ängsten und Unsicherheiten auseinanderzusetzen, anstatt sie im Rausch zu ertränken. Intimität und sexuelle Erfüllung kommen nicht aus dem Glas, sondern aus einem selbstbewussten und achtsamen Umgang mit sich selbst und der Person, mit der man Sex hat.