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Alexander Bommes im Interview: "Das ging gegen unsere Werte bei 'Gefragt - Gejagt'"

Es läuft und läuft und läuft: Die ARD-Quizshow "Gefragt - Gejagt" ist ein absoluter TV-Dauerbrenner. Worin der stete Erfolg des Formats begründet ist? Moderator Alexander Bommes hat da eine Vermutung.

"Das ging gegen unsere Werte bei 'Gefragt - Gejagt'"
Für Alexander Bommes ist das Erfolgsrezept von "Gefragt - Gejagt" klar: "Die Sendung lebt vom Duell Jäger gegen Kandidat." (Foto: ARD/Thomas Leidig/itv Studios)

Was 2012 als Versuchskaninchen im NDR debütierte, ist heute eine der erfolgreichsten Quiz-Sendungen im deutschen Fernsehen: "Gefragt - Gejagt" im Ersten erreicht regelmäßig tolle Quoten im Vorabendprogramm (werktags, 18 Uhr) und bringt es mittlerweile auf mehr als 400 Sendungen. Von Anfang an dabei ist Moderator Alexander Bommes, der in seiner Show einen "Fixpunkt" für die Zuschauer sieht. Ob mit spontanen Gesangseinlagen oder durch die ewigen Kabbeleien mit den Jägern - der 44-Jährige ist bei Kandidaten wie Zuschauern gleichermaßen beliebt.

Im Interview spricht Bommes über die besonderen Umstände der Corona-Krise, sein Verhältnis zu den Jägern, und er verrät, weshalb er von älteren Damen und Herren beim Bäcker oder im Supermarkt angegangen wird.

"Das ging gegen unsere Werte bei 'Gefragt - Gejagt'"
Alexander Bommes präsentierte bereits über 400 Ausgaben der ARD-Quizshow "Gefragt - Gejagt". Ans Aufhören denkt er trotzdem nicht: "Wir sind bei 'Gefragt - Gejagt' noch nicht fertig." (Foto: ARD / Thomas Leidig)

teleschau: "Gefragt - Gejagt" fuhr zuletzt sehr gute Quoten ein - kürzlich starteten auch wieder neue Folgen. Woran machen Sie diese anhaltende Begeisterung der Zuschauer fest?

Bommes: Die Sendung ist ein Anker. Ich habe es früher auch geliebt, wenn ich etwas um dieselbe Zeit, am selben Tag und zum Teil auch mit demselben Wortlaut bekommen haben. Als ich früher Fernsehen geschaut habe, hat mir das immer eine gewisse Geborgenheit und Beruhigung gegeben. Für die Leute ist das einfach ein Fixpunkt, viele sehnen sich nach Kontinuität. Die Zeiten sind ja unruhig und herausfordernd genug. Da kann man ein paar Konstanten ganz gut gebrauchen.

teleschau: Was macht für Sie das Erfolgsrezept des Formats aus?

Bommes: Zum einen ist es die Faszination für das Wissen der Jäger. Es ist ja immer wieder beeindruckend, dass da Menschen sitzen, die so umfassend gebildet sind. Gleichzeitig ist es ein Impuls, sie verlieren sehen zu wollen. Die Sendung lebt vom Duell Jäger gegen Kandidat.

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teleschau: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den Jägern beschreiben?

Bommes: Liebevoll, frotzelig und von großem Respekt geprägt. Ich weiß, was ich an meinen Jägern habe, und ich glaube, dass es anders herum auch so ist. Das ist ein sehr gewachsenes Verhältnis. Was Klaus Otto Nagorsnik und mich zudem eng zusammengeschweißt hat, sind die täglichen Angriffe, denen ich ausgesetzt bin - beim Bäcker, in der Apotheke oder im Supermarkt.

teleschau: Warum das denn?

Bommes: Wir frotzeln in der Sendung seit Jahren über sein Alter, und dafür werde ich zum Teil regelrecht angegangen von älteren Damen und Herren, die mich als absoluten Frechling empfinden. Sie können sich gar nicht vorstellen, womit sich auch die ARD da teilweise beschäftigt. Ich lächle dann freundlich und sage: "Im Tatort ist der Mörder auch nur ein Schauspieler." Und Klaus Otto Nagorsnik schreibt fast täglich in der Beantwortung seiner Fanpost, wie sehr wir uns mögen.

"Zusammen mit Abstand - das geht sehr gut"

teleschau: Was zeichnet die Jäger aus?

Bommes: Sie wollen immer gewinnen, sie sind ehrgeizig und zu 100 Prozent professionell, wenn sie an die Arbeit gehen. Damit haben wir in wesentlichen Bereichen des Lebens eine Übereinstimmung, denn nur in so einem Umfeld möchte ich arbeiten. Jeder will jeden Abend das Beste rausholen. Die Jäger für ihre eigene Statistik und ich für die Sendung. Gleichzeitig haben die Jäger es über die Jahre geschafft, Plaudern und Frotzeln zuzulassen. So haben wir täglich einen Abend, an dem jeder seine Stärken ausspielen kann.

teleschau: Nach über 400 Sendungen "Gefragt - Gejagt": Hätten Sie auch selbst mal Lust, gegen die Jäger anzutreten?

Bommes: Nein. Auch wenn ich nach all den Jahren der beste Kandidat sein müsste. Ich kann zwar beim Angucken einer alten Folge alle Antworten geben, aber nur, weil ich mich an die Situation erinnere und leider nicht, wenn Sie mir jetzt die gleichen Fragen stellen würden. Das ist wohl eine bestimmte Art von Gedächtnis oder Erinnerung.

teleschau: In einem früheren Interview betonten Sie, dass Ihnen der persönliche Kontakt mit den Kandidaten sehr wichtig sei. Können Sie diesem Anspruch angesichts der Corona-Hygienemaßnahmen überhaupt gerecht werden?

Bommes: Da habe ich ja gar keine Wahl. Ich wäre aktuell der Letzte, der die Kandidaten nach einem Sieg trotzdem noch umarmt. Das geht einfach nicht, und da müssen wir alle damit umgehen. Bei mir ist es mitnichten so, dass ich dadurch meinen Anspruch an die Sendung herunterschraube, im Gegenteil. Ich finde es wirklich interessant und spannend, wie man sich trotzdem nah sein kann, ohne sich zu berühren. Zusammen mit Abstand - das geht sehr gut.

teleschau: Zuletzt traten in einer Spezialausgabe auch wieder Prominente gegen die Jäger an. Was unterscheidet sie von "normalen Kandidaten"?

Bommes: Sie haben noch viel mehr Angst. Das kann ich auch verstehen. Anders als unsere normalen Kandidaten stehen die Prominenten extrem in der Öffentlichkeit, und dementsprechend sage ich immer wieder "Hut ab, wer da zu uns kommt." Es ist ja nicht so, dass wir ein anderes Fragenniveau spielen, nur weil Prominente zu uns kommen. Mancher Promi zweifelt schon, ob er das schafft und gegen die Jäger bestehen kann. Blamieren wollen sie sich ja auch nicht.

"Das ging gegen unsere Werte bei 'Gefragt - Gejagt'"
In der Prominenten-Ausgabe von "Gefragt - Gejagt" trat zuletzt unter anderem Verona Pooth ans Pult. "Mancher Promi zweifelt schon, ob er das schafft und gegen die Jäger bestehen kann", plaudert Alexander Bommes aus dem Nähkästchen (Foto: NDR/Uwe Ernst)

"Jeder in unserer Branche weiß, dass so etwas jeden Tag passieren kann"

teleschau: Sie haben viele Kandidaten kommen und gehen sehen. Gibt es welche, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Bommes: Meist sind es die, die mit einer extrem lustigen, aber falschen Antwort hängengeblieben sind. Einer hat kurz vor dem Gewinn von 50.000 Euro einmal anstatt "Das Leben ist kein Ponyhof" mit "Das Leben ist keine Blumenwiese" geantwortet. Ein anderer Kandidat hat in der Schnellraterunde die Frage nach der größten deutschen Stadt mit dem Anfangsbuchstaben "I" mit Istanbul beantwortet. Solche Momente sind herrlich.

teleschau: Vor einem Jahr wurden Sie von "Verstehen Sie Spaß?"-Moderator Guido Cantz hereingelegt. Was von dieser Sendung ist Ihnen heute noch präsent?

Bommes: Jeder in unserer Branche weiß, dass so etwas jeden Tag passieren kann, aber in dem Moment, in dem es passiert, hast du gar keine Ahnung - einfach, weil sie dich in deinem gewohnten Umfeld erwischen. Dass ich da auf ein Pult fasse, das immer ausgeht und mir dann einreden lasse, ich hätte ein Syndrom und müsse Milch trinken, war völlig absurd. Sie haben es aber gut gemacht, weil sie Sachen, die mir bei "Gefragt - Gejagt" jeden Tag passieren, ins Unermessliche gesteigert haben. Ein Kandidat wollte besonders witzig sein, eine andere war sehr flirty, der dritte ging den Jäger an. Plötzlich stehst du da und denkst: "Was ist hier denn eigentlich los?"

teleschau: Das heftige Wortduell eines Kandidaten mit dem Jäger war auch ein Merkmal der Sendung. Sie blieben dennoch nach außen hin besonnen. Wie sah es damals in Ihnen drin aus?

Bommes: Da war kein großer Unterschied. Ich habe dem Kandidaten in seinem Sinne gesagt: "Du siehst gerade richtig schlecht aus, und dir sehen ein paar Millionen Leute zu." Außerdem will ich nicht, dass in meiner Sendung jemand persönlich beleidigt wird. Er war respektlos, und da ging es gegen unsere täglich bei "Gefragt - Gejagt" gelebten Werte.

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teleschau: Spricht da gewissermaßen die nordische Gelassenheit aus Ihnen, die Ihnen von außen immer wieder zugeschrieben wird?

Bommes: Wer mir was zuschreibt, ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich kann mich zum Glück auf mich selbst verlassen. Viele hoffen ja, dass sich die reingelegten Promis in diesen Momenten demaskieren. Aber was ich nicht trage, kann auch unter Druck nicht fallen.

"An die Kraft des Sports werde ich immer glauben"

teleschau: Sie machen die Sendung seit acht Jahren, auch bei der "Sportschau" sind Sie schon lange dabei. Welche Ambitionen hegen Sie für die Zukunft?

Bommes: Ich arbeite gerne in diesen beiden Teams. Und wir sind bei "Gefragt - Gejagt" noch nicht fertig, finde ich, auch wenn wir schon jeden Abend am Maximum liegen. Und der Sport hat ja eine besonders interessante Zukunft.

teleschau: Inwiefern?

Bommes: Die Krise hat alles hervorgebracht, was in den Menschen steckt. Und wir sehen, wie dringend sich der Profisport, insbesondere der Fußball, verändern muss, und welche Rolle wir Journalisten da in der kritischen Betrachtung spielen. Das ist nach wie vor sehr herausfordernd. Gerade unser "Sportschau-Club" ist eine Herzenssendung. In diesen Gesprächen mit Protagonisten aus dem Fußball sprechen wir über Aspekte abseits vom Geschehen auf dem grünen Rasen.

teleschau: Stichwort Geisterspiele: Wie viel Spaß haben Sie aktuell noch am Fußball?

Bommes: Ich habe grundsätzlich eine große Distanz zu allen Geschehnissen, bei denen nur noch der Superlativ zählt. Aber an die Kraft des Sports werde ich immer glauben. Die Freude am Wettkampf und der Leistung. Und die in den kommenden Jahren herauszuarbeiten, ist unsere große Herausforderung.

teleschau: Können finanzielle Obergrenzen in Sachen Etat, Transfersummen oder Gehälter helfen?

Bommes: Wie wäre es, wenn wir anfingen, uns von innen heraus zu verändern? Ist dieser Wille überhaupt da? Von außen kannst du immer etwas draufstülpen. Das ist dann aber kein Heilen, sondern allenfalls eine kurzfristige Beruhigung. Es ist leider Realität, dass wir immer gerne nach etwas oder jemandem rufen, um etwas zu regeln, was wir selbst verbockt haben.

teleschau: Zur Realität gehört im Fußball auch die nicht enden wollende Dominanz des FC Bayerns. Wird sich daran in den nächsten Jahren etwas ändern?

Bommes: Ich weiß es nicht. Ich frage mich nur, wann die anderen Mannschaften so sehr die Nase voll haben, dass sie alle - sicherlich existenten - finanziellen Nachteile nicht mehr als Alibi gelten lassen und eine derartige Gier entwickeln, mit der sie die Dominanz unbedingt beenden wollen. So etwas kann Sport. Aktuell sieht es in der Bundesliga aber nicht danach aus.