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GNTM: Einmal Seelen-Striptease, bitte

Nach einem Shooting im Weltall werden die Models auf die Arbeit abseits von Laufsteg und Fotostudio vorbereitet: Neben einer Instagram-Lehrstunde gilt es Interviews mit dem Boulevard zu absolvieren – die in handfestem Zoff vor der laufenden Kamera ausarten. In der vierten Folge ist also Einiges geboten bei “Germanys next Topmodel”. Doch so richtig Spannung kommt noch immer nicht auf, zu anonym bleiben die meisten Kandidatinnen.

Wenn die angehenden Models ausreden und nicht intimste Details ausplaudern wollen, werden sie von Julia Bauer, Journalistin bei bunte.de lächerlich gemacht. Foto: Screenshot ProSieben.de
Wenn die angehenden Models ausreden und nicht intimste Details ausplaudern wollen, werden sie von Julia Bauer, Journalistin bei bunte.de lächerlich gemacht. Foto: Screenshot ProSieben.de

Die vierte Folge von Germanys Next Topmodel beginnt ausgedünnt – zwei der angehenden Models sind nicht mit nach Los Angeles gereist. Die eine, Kim, aus persönlichen Gründen, Liebe, Freund, sowas in die Richtung, die andere, Jasmin, weil sie „das Land nicht verlassen kann und erst noch was klären muss“. Das klingt doch direkt nach organisiertem Verbrechen und damit spannend genug, dass ProSieben alles daransetzen dürfte, sie irgendwie noch vor die Kamera zu karren. Und tatsächlich, kurz vor Sendungsende folgt ein kurzer Einspieler von ihr: „Vielleicht bin ich schon bald bei euch, Mädels.“

Die erste Challenge – be a Social Media Star

Unterstützt wird Heidi diese Woche von Winnie Harlow, einem Model, das durch oder trotz ihrer Pigmentstörung berühmt geworden ist. Sie hat Vitiligo, die Weißfleckenkrankheit. Was sie noch hat: Fünf Millionen Fans auf Instagram. Das ist wichtig, denn die vierte Folge steht im Zeichen der Selbstvermarktung und da spielen die Sozialen Medien eben eine zentrale Rolle. Heidi sagt: „Man kann seinen Marktwerkt steigern, wenn man für die Follower interessant ist.“ GNTM ist wirklich die Schule des wahren Lebens.

Die erste Challenge besteht darin, nachdem sich die angehenden Models in zwei Teams eingeteilt haben, einen Instagram-Beitrag zu produzieren. Dazu bekommen sie zwei Mottos zugeteilt: #couplegoals und #partyintheusa.

Die Models sollen in 15 Minuten ein passendes Video auf dem Hollywood Boulevard zu filmen. Team#couplegoals entscheidet sich für einen inszenierten Heiratsantrag, Team#partyintheusa hüpft und singt ein wenig vor der Kamera. Problem ist, das Partyteam filmt dabei im Querformat, Instagram aber ist ein Hochformat-Medium. Das Endprodukt ist also umgekippt und damit gewinnt der Heiratsantrag. Der Preis für die Challenge: eine Garage voller Levis-Klamotten – was die Models tragen können, gehört ihnen. Sie rennen also los, packen alles unter den Arm und innerhalb weniger Minuten ist die Garage wie leergefegt. Wie eine Tierdoku, in der im Zeitraffer ein Ameisenhaufen über einen Kadaver herfällt.

Die zweite Challenge – bissiger Boulevard

Für die zweite Challenge ist Julia Bauer von “bunte.de” angereist, um in einem Interview den Model-Anwärterinnen auf den Zahn zu fühlen. Und das ist schlicht böse. Denn die jungen Frauen sind einerseits vollkommen unbedarft mit den Mechanismen des Boulevards, andererseits stehen sie unter dem Zwang einer Challenge, die sie meistern wollen. Dazu kommen unglaublich private Fragen, die nicht etwa die Privatsphäre kurz streifen, sondern sofort auf intimste Details abzielen.

Dieser zwangsangeordnete Seelenstriptease wird dann noch zynisch von Bauer kommentiert („bisschen dünne Story“, „manche sind ein wenig langweilig“), wenn sich die Models selbstbewusst geben („Ich würde gerne ausreden“) und nicht sofort in Tränen ausbrechen, wie es bei einigen geschieht. Hier werden, unter dem Deckmantel eines Lerneffekts („so geht der Boulevard mit euch um“), private Details nach außen gekehrt, die keinen Zuschauer etwas angehen. Ohne Medientraining ist es nahezu unmöglich, sich in einer solchen Situation richtig zu verhalten. Und Training hieße dann auch in einem geschützten Raum, nicht vor Publikum.

Was man allerdings wissen kann und was meistens nicht ratsam ist: sich vor laufender Kamera anzugiften. So sagt die eine im Gespräch mit Bauer: „Ich hatte nur mit einer Person hier Schwierigkeiten. Das könnten wir gleich jetzt klären.“ Und dreht sich um zu ihrer Mitbewerberin. „Ich habe gehört, du hast gesagt, wir sind alles dumme F… darf ich im Fernsehen Schimpfwörter sagen? Und dass du uns klatschen willst.“ Es gibt dann Tränen.

Julia Bauer: „Vielen Dank, gut gemacht.“

Das große Shooting

Der Fotograf ist Christian Anwander, er inszeniert die Models als knallbunte Stewardessen im All. Ob irgendwann mal ein Fotograf oder eine Fotografin eingeladen wird, um die Frauen nicht in irgendwelchen ausgelutschten Rollenklischees abzulichten? Naja, immerhin haben sie dieses Mal farbige Gesichtern. Eine sagt, blau angestrichen: „Bin ich Schlumpfine, Avatar oder in der Blue Men Group?“

Die Frauen hängen dann an einer Kletterwand mit eingelassenen Planeten. Manche turnen, andere springen, wieder andere kuscheln mit den Kugeln. Der Fotograf sagt zu einer: „Man hat das Gefühl, du bist ein bisschen lost.“ Lost in Space. Super Gag. Weiter sagt er: „Entweder du bist professional or not.“ Und reimen kann er auch noch.

Das Besondere am Shooting: Die jeweils besten Bilder lädt Heidi bei Instagram hoch, die Fans können so mitentscheiden. Das Model mit den meisten Likes ist sicher in der nächsten Runde. Überraschend gewinnt die Influencerin, die schon vor der Sendung 400.000 Fans bei Instagram hat.

Vielleicht erfüllt die Instagram-Wahl aber auch einen ganz anderen Zweck, vielleicht ist es ein erstes Vorfühlen, welches der Models am massenkompatibelsten ist. Denn auf die Gewinnerin wartet ja neben oder nach der „erfolgreichen, internationalen“ Karriere als Topmodel vielleicht noch eine Zweitkarriere im deutschen Privatfernsehen. Im besten Fall als Moderatorin…

Der Entscheidungs-Walk

Die Designerin Marina Hoermanseder zeichnet sich verantwortlich für die Kreationen, die die Models beim Entscheidungs-Walk tragen. Heidi sagt: „Es sind eher Kunstwerke, als Abendkleider.“ Klein wenig untertrieben.

Die Frage ist dann, wer „die Kreationen mit Leben füllen“ kann. Die Designerin sagt: „Ihr müsst das mit Ernsthaftigkeit rüberbringen.“ Schwierig, wenn man in einer Matroschka steckt. Oder nicht über den steifen Kragen hinausblicken kann, um zu sehen, wo man gerade eigentlich hinläuft.

Heidi sagt dazu: „Ich liebe das Outfit und es ist so praktisch.

Dann geht die Folge auch schon zuende, drei der Models müssen die Show verlassen. Aber die wichtigste Ankündigung kommt ganz zum Schluss, denn es ist soweit: Die Models müssen zum Friseur.