Golden Globes Zeremonie ohne Stars oder TV-Zuschauer, aber mit peinlichem Twitter-Feed

Die ganze Woche über waren Variationen desselben Witzes im Umlauf. Er lautet in etwa so: Wenn die Gewinner der Golden Globes verkündet werden, es aber keine Stars gibt, die die Auszeichnungen entgegennehmen und kein Fernsehpublikum, um die Zeremonie anzusehen, ist es dann wirklich passiert?

"The Power of the Dog" und "West Side Story" haben bei den Golden Globes, die in diesem Jahr nicht im Fernsehen ausgestrahlt, größtenteils von Hollywood ignoriert und nur über die sozialen Medien enthüllt wurden, die Top-Preise abgeräumt. (Foto von Chris Delmas/AFP via Getty)
"The Power of the Dog" und "West Side Story" haben bei den Golden Globes, die in diesem Jahr nicht im Fernsehen ausgestrahlt, größtenteils von Hollywood ignoriert und nur über die sozialen Medien enthüllt wurden, die Top-Preise abgeräumt. (Foto von Chris Delmas/AFP via Getty)

Die 79. Golden Globes fanden am Sonntag tatsächlich an ihrem normalen Austragungsort statt, nämlich im Beverly Hilton in Los Angeles. Allerdings war an dem diesjährigen abgespeckten Event nichts weiter normal. Die glamouröse Globe-Verleihung, die traditionell die meistgesehene Preisverleihung des Jahres ist, wurde von einer weltweiten Fernsehübertragung in einen Twitter-Feed umgewandelt. Gelinde gesagte einen ziemlich merkwürdigen Twitter-Thread.

Der Sonntag bildete den Abschluss eines Jahres des Umbruchs für die Globes und ihr Wahlgremium, die Hollywood Foreign Press Association (HFPA), die sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne gecancelt wurde. Fast die gesamte Unterhaltungsindustrie boykottierte die Feier, nachdem Berichte die mangelnde Vielfalt und die zweifelhaften Praktiken der HFPA aufgedeckt hatten, während ihr regulärer Fernsehpartner, NBC, die jährliche Übertragung absagte.

Pandemie oder nicht, der Kontrast zwischen dem privaten Event ohne Promis am Sonntag und den hochkarätigen Zeremonien der vergangenen Jahre hätten größer nicht sein können. In Beverly Hills wurden keine Straßen gesperrt. Es fuhren keine Limousinen von. Keine Pre-Shows. Kein roter Teppich, der ausgerollt wurde. Keine Amy Poehler, keine Tina Fey oder kein Ricky Gervais, die die HFPA-Mitglieder ganz ungehemmt kritisieren. Keine anwesenden Gewinner. Und auch keine Presse, außer HFPA-Mitglieder. Und auch keine zahlreichen After-Partys, die normalerweise um das Hilton herum bis in die frühen Morgenstunden stattfinden.

Laut Gregory Ellwood von The Playlist waren grob geschätzt nur 300 Leute anwesend und im International Ballroom des Beverly Hilton waren nur die vorderen Reihen besetzt.

Allerdings wurden in den regulären 25 Film- und Fernsehkategorien weiterhin Golden Globes verliehen.

Aber die Entscheidung der HFPA, die Veranstaltung nicht einmal per Livestream zu übertragen, war besonders verwirrend. Obwohl NBC den Stecker gezogen hatte, hätte der Sender Berichten zufolge kein Problem damitgehabt, wenn die HFPA sich für einen YouTube-Feed entschieden hätte. Hat die HFPA versucht, ihr Gesicht zu wahren und noch mehr Spott von bissigen Kommentatoren in den sozialen Medien zu vermeiden? Oder war die Gruppe einfach der Meinung, dass sich der Aufwand nicht lohnte? Wir würden auf Ersteres tippen.

Stattdessen wurden die Gewinner, die im Beverly Hilton von HFPA-Stipendiaten verkündet wurden, über den Twitter-Account der Golden Globes bekannt gegeben. Das lief alles andere als reibungslos ab, denn in den Tweets wurde vergessen zu erwähnen, für welche Projekte Schauspieler und Filmemacher ausgezeichnet wurden.

An einer Stelle implizierten die Globes, dass der Gewinner für den besten Spielfilm, das beste Musical oder die beste Komödie, Steven Spielbergs Adaptation des berühmten Musicals West Side Story, eine Komödie voller Schenkelklopfer sei.

Also, wer hat sonst noch am Sonntag „groß“ abgeräumt?

The Power of the Dog, Jane Campions viel beachteter Western und Film des Jahres bei Yahoo Entertainment, dominierte die Filmkategorien und gewann den besten Film, die beste Regie für Campion und den besten Nebendarsteller für Kodi Smit-McPhee. Belfast, der autobiografische Coming-of-Age-Film von Kenneth Branagh, der als größter Oscar-Konkurrent von Dog galt, konnte nur einen Sieg für sich verzeichnen: Branagh erhielt die Auszeichnung für das beste Drehbuch.

West Side Story war auch ziemlich erfolgreich und gewann, wie bereits erwähnt, das Rennen um das beste Musical oder die beste Komödie. Dazu wurde auch Rachel Zegler als beste Schauspielerin (in einem Musical oder einer Komödie) und Ariana DeBose (Beste Nebendarstellerin) ausgezeichnet.

Nicole Kidman (Being the Ricardos) und Will Smith (King Richard) gewannen in den Hauptdarsteller-Kategorien, während Andrew Garfield für seine Arbeit in Tick, Tick... Boom! als Bester Darsteller in einem Musical oder einer Komödie ausgezeichnet wurde. Der beste Animationsfilm ging an Disneys Encantound der beste nicht-englischsprachige Film an Drive My Car aus Japan.

HBOs Succession war der große Gewinner im TV-Bereich und erhielt den Preis für die beste Fernsehserie (Drama), den besten Hauptdarsteller (Drama) für Jeremy Strong und die beste Nebendarstellerin für Sarah Snook. HBO gewann außerdem den Preis für die beste Fernsehserie (Comedy) für Hacks, wobei Jean Smart als beste Hauptdarstellerin (Comedy) ausgezeichnet wurde. Jason Sudeikis von Ted Lasso wurde als bester Hauptdarsteller in der Kategorie Komödie ausgezeichnet. Und M.J. Rodriguez aus Pose schrieb Geschichte, als sie als erste transsexuelle Schauspielerin einen Globe für die beste Hauptdarstellerin in einer Fernsehserie (Drama) gewann. (Siehe die vollständige Liste der Gewinner unten).

Zwischen der Verkündung der Gewinner ehrte die HFPA sich selbst – oder zumindest ihre ehrenwerten Bemühungen im humanitären Bereich. Sie machte auf ihre Charity-Arbeit mit Organisationen wie Las Fotos, St. Elmo Village, Get Lit und Streetlights aufmerksam. Der einzige prominente Auftritt des Abends war eine aufgezeichnete Botschaft von Jamie Lee Curtis, die die philanthropische Arbeit der Gruppe lobte. „Ich bin stolz darauf, mit Ihnen in diesem Projekt verbunden zu sein“, sagte Curtis.

Die Rolle der Golden Globes als Vorreiter der Oscars war schon immer umstritten. Einerseits stimmen, im Gegensatz zu den Tausenden, die die Academy ausmachen, traditionell weniger als 100 HFPA-Journalisten über die Gewinner ab. Aber aufgrund der überall gesehenen Fernsehübertragung könnten die Globes-Gewinner theoretisch in der langen Preisverleihungssaison an Schwung gewinnen. Da die Globes jedoch nicht ausgestrahlt wurden, ist es wahrscheinlich, dass die diesjährigen Globes-Gewinner keinen Auftrieb im Oscar-Derby erhalten werden.

Eine weitere Frage, die Beobachtern der Branche unter den Nägeln brannte, war, ob die diesjährigen Gewinner ihre Globes-Auszeichnungen zu feiern oder von ihren PR-Teams dazu angehalten werden, keinen Kommentar abzugeben. Und werden die Gewinner überhaupt ihre Globes annehmen? Auf dem Höhepunkt der Kritik an der HFPA gab Tom Cruise die drei Trophäen, die er gesammelt hatte, zurück. Allerdings folgten keine anderen großen Stars diesem Beispiel, zumindest nicht öffentlich.

Und dann ist da noch die ultimative Frage nach den bizarren Globes am Sonntag: Kann sich die Veranstaltung jemals wieder erholen?

Die HFPA hat diverse Aktionen eingeleitet, um auf die Kritik zu reagieren, der sie in Hollywood ausgesetzt war. So stellte sie einen Chief Diversity Officer ein und überarbeitete den Vorstand, indem sie 21 neue Mitglieder (einschließlich sechs schwarze Journalisten, nachdem es zuvor keinen einzigen gab) einstellte. Dazu arbeitet sie mit der NAACP zusammen und hat ihren Verhaltenskodex aktualisiert.

Wir werden es in etwa einem Jahr sehen. In der Zwischenzeit würden wir uns gern mit ihrem Social-Media-Manager unterhalten.

Bester Kinofilm — Drama
The Power of the Dog (GEWINNER)
Belfast

Coda
Dune
King Richard

Beste Hauptdarstellerin Spielfilm — Drama
Nicole Kidman, Being the Ricardos (GEWINNERIN)
Jessica Chastain, The Eyes of Tammy Faye
Olivia Colman, The Lost Daughter
Lady Gaga, House of Gucci
Kristen Stewart, Spencer

Bester Hauptstarsteller Spielfilm — Drama
Will Smith, King Richard (GEWINNER)
Mahershala Ali, Swan Song
Javier Bardem, Being the Ricardos
Benedict Cumberbatch, The Power of the Dog
Denzel Washington, The Tragedy of Macbeth

Bester Spielfilm — Musical oder Komödie
West Side Story (GEWINNER)
Cyrano

Don’t Look Up
Licorice Pizza
Tick, Tick… Boom!

Beste Hauptdarstellerin Spielfilm — Musical oder Komödie
Rachel Zegler, West Side Story (GEWINNERIN)
Marion Cotillard, Annette
Alana Haim, Licorice Pizza
Jennifer Lawrence, Don’t Look Up
Emma Stone, Cruella

Bester Hauptdarsteller Spielfilm — Musical oder Komödie
Andrew Garfield, Tick, Tick … Boom! (GEWINNER)
Leonardo DiCaprio, Don’t Look Up
Peter Dinklage, Cyrano
Cooper Hoffman, Licorice Pizza
Anthony Ramos, In the Heights

Bester Animationsfilm
Encanto (GEWINNER)
Flee
Luca
My Sunny Maad
Raya und der letzte Drache

Bester nicht-englischer Spielfilm (zuvor fremdsprachlicher Film)
Drive My Car (Japan) (GEWINNER)
Compartment Nr. 6
(Finnland / Russland / Deutschland)
The Hand of God (Italien)
A Hero (Frankreich / Iran)
Parallele Mütter (Spanien)

Beste Nebendarstellerin Spielfilm
Ariana DeBose, West Side Story (GEWINNERIN)
Caitriona Balfe, Belfast
Kirsten Dunst, The Power of the Dog
Aunjanue Ellis, King Richard
Ruth Negga, Passing

Bester Nebendarsteller Spielfilm
Kodi Smit-McPhee, The Power of the Dog (GEWINNER)
Ben Affleck, The Tender Bar
Jamie Dornan, Belfast
Ciarán Hinds, Belfast
Troy Kotsur, CODA

Beste Regie — Spielfilm
Jane Campion, The Power of the Dog (GEWINNERIN)
Kenneth Branagh, Belfast
Maggie Gyllenhaal, Frau im Dunkeln (The Lost Daughter)
Steven Spielberg, West Side Story
Denis Villeneuve, Dune

Bestes Drehbuch — Spielfilm
Kenneth Branagh, Belfast (GEWINNER)
Paul Thomas Anderson, Licorice Pizza
Jane Campion, The Power of the Dog
Adam McKay, Don’t Look Up
Aaron Sorkin, Being the Ricardos

Beste Originalmusik — Spielfilm
Hans Zimmer, Dune (GEWINNER)
Alexandre Desplat, The French Dispatch
Germaine Franco, Encanto
Jonny Greenwood, The Power of the Dog
Alberto Iglesias, Parallele Mütter

Bester Original-Song —Spielfilm
„No Time to Die“ — No Time to Die (GEWINNER)
Musik von Billie Eilish, Finneas O’Connell; Text von Billie Eilish, Finneas O’Connell
„Be Alive“ — King Richard
Musik von Dixson, Beyoncé Knowles-Carter; Text von: Dixson, Beyoncé Knowles-Carter
„Dos Oruguitas“ — Encanto
Musik von Lin-Manuel Miranda; Text von Lin-Manuel Miranda
„Down to Joy“ — Belfast
Musik von Van Morrison; Text von Van Morrison
„Here I Am (Singing My Way Home)“ — Respect
Musik von Carole King, Jennifer Hudson, Jamie Hartman; Text von Carole King, Jennifer Hudson, Jamie Hartman

Beste TV-Serie Drama
Succession (GEWINNER)
Lupin

The Morning Show
Pose
Squid Game

Beste Schauspielerin TV-Serie — Drama
Michaela Jaé Rodriguez, Pose (GEWINNERIN)
Uzo Aduba, Der Therapeut (In Treatment)
Jennifer Aniston, The Morning Show
Christine Baranski, The Good Fight
Elisabeth Moss, Der Report der Magd: The Handmaid’s Tale

Bester Schauspieler TV-Serie — Drama
Jeremy Strong, Succession (GEWINNER)
Brian Cox, Succession
Lee Jung-jae, Squid Game
Billy Porter, Pose
Omar Sy, Lupin

Beste TV-Serie Musical oder Komödie
Hacks (GEWINNER)
The Great

Only Murders in the Building
Reservation Dogs
Ted Lasso

Beste Hauptdarstellerin TV-Serie — Musical oder Komödie
Jean Smart, Hacks (GEWINNERIN)
Hannah Einbinder, Hacks
Elle Fanning, The Great
Issa Rae, Insecure
Tracee Ellis Ross, Black-ish

Bester Hauptdarsteller TV-Serie — Musical oder Komödie
Jason Sudeikis, Ted Lasso (GEWINNER)
Anthony Anderson, Black-ish
Nicholas Hoult, The Great
Steve Martin, Only Murders in the Building
Martin Short, Only Murders in the Building

Beste Miniserie, Anthologie oder bester Fernsehfilm
The Underground Railroad (GEWINNER)
Dopesick

Impeachment: American Crime Story
Maid
Mare of Easttown

Beste Hauptdarstellerin Miniserie, Anthologie oder Fernsehfilm
Kate Winslet, Mare of Easttown (GEWINNERIN)
Jessica Chastain, Scenes From a Marriage
Cynthia Erivo, Genius: Aretha
Elizabeth Olsen, WandaVision
Margaret Qualley, Maid

Bester Hauptdarsteller Miniserie, Anthologie oder Fernsehfilm

Michael Keaton, Dopesick (GEWINNER)
Paul Bettany, WandaVision
Oscar Isaac, Scenes From a Marriage
Ewan McGregor, Halston
Tahar Rahmi, The Serpent

Beste Nebendarstellerin Miniserie, Anthologie oder Fernsehfilm
Sarah Snook, Succession (GEWINNERIN)
Jennifer Coolidge, The White Lotus
Kaitlyn Dever, Dopesick
Andie MacDowell, Maid
Hannah Waddingham, Ted Lasso

Bester Nebendarsteller Miniserie, Anthologie oder Fernsehfilm
O Yeong-su, Squid Game (GEWINNER)
Billy Crudup, The Morning Show
Kieran Culkin, Succession
Mark Duplass, The Morning Show
Brett Goldstein, Ted Lasso

Kevin Polowy

VIDEO: Golden Globes ganz ohne Glamour