Goldene Himbeere: Heftige Kritik an Award für Nominierung des Kinderstars des Films „Firestarter“

Ryan Kiera Armstrong in „Firestarter“ (Foto: Ken Woroner/Universal Pictures/Mit freundlicher Genehmigung Everett Collection)
Ryan Kiera Armstrong in „Firestarter“ (Foto: Ken Woroner/Universal Pictures/Mit freundlicher Genehmigung Everett Collection)

Die Goldene Himbeere wurde 1981 zum ersten Mal vergeben und positioniert sich als eine Art Anti-Oscar. Die Veranstalter bezeichnen den Negativ-Preis selbst als „hässlichen Cousin der Oscars“. Die Razzies, wie sie kurz genannt werden, zeichnen die schlechtesten Filme und Darbietungen aus und sind dafür berüchtigt, dies in skurrilen Kategorien zu tun. So gewann Jackass: The Movie 2003 den Preis für den „Most Flatulent Teen-Target Movie“ (auf Deutsch etwa: Meistfurzender Teeniefilm), während der berüchtigte Flop Ein Kater macht Theater 2003 zur schlechtesten Ausrede für einen echten Film gekürt wurde.

Gutmütige Prominente wie Tom Green (fünffacher Gewinner für Freddy Got Fingered aus dem Jahr 2002), Halle Berry (Schlechteste Schauspielerin für Catwoman von 2004) und Sandra Bullock (die in der Nacht vor ihrem Oscar-Gewinn für Blind Side – Die große Chance im Jahr 2010 einen Razzie für Verrückt nach Steve erhielt) waren bei der ansonsten eher unauffälligen Zeremonie schon anwesend, um ihre Trophäen entgegenzunehmen.

In den letzten Jahren haben die Razzies jedoch sowohl ihr popkulturelles Gütesiegel als auch das Wohlwollen der Cineasten verloren. „Ist es an der Zeit, die Razzie Awards abzuschaffen?“, haben nicht wenige Experten gefragt. Ein Teil der Kritik könnte auf Ermüdung zurückzuführen sein – vielleicht haben wir genug von der verletzenden Kritik, vielleicht hat der vier Jahrzehnte alte Witz einfach seinen Zenit überschritten – aber das Nominierungskomitee hat in den letzten Jahren auch einige sehr öffentliche Fehltritte begangen, die zu wachsender Kritik geführt haben.

Die jüngste Kontroverse wurde am Montag ausgelöst, als die Razzies die 12-jährige Firestarter-Darstellerin Ryan Kiera Armstrong in die Liste der Nominierten für die schlechteste Schauspielerin aufnahmen, zusammen mit Bryce Dallas Howard (Jurassic World: Ein neues Zeitalter), Diane Keaton (Mack & Rita), Kaya Scodelario (The King‘s Daughter) und Alicia Silverstone (The Requin – Der Hai).

Es spielt keine Rolle, dass Armstrong (Es Kapitel 2, Black Widow, The Old Way) eine der talentiertesten und produktivsten Kinderdarstellerinnen ist oder dass sie kaum die schlechteste Rolle in dem gescheiterten Stephen-King-Remake war. Das Problem ist natürlich, dass sie ein Kind ist, das von Erwachsenen verspottet wird – auch wenn die Razzies darauf bestehen, dass das alles nur ein Scherz ist.

Trotzdem wird die Organisation wegen der Nominierung scharf kritisiert.

„Wenn ihr dachtet, die Razzies würden sich dieses Jahr dazu entschließen, weniger gemein zu sein, denkt noch einmal nach, denn unter den diesjährigen Nominierten für die schlechteste Schauspielerin ist ein 12-jähriges Mädchen“, schrieb Ethan Shanfeld von Variety.

„Die Razzies sind auf einen neuen Tiefpunkt gesunken, indem sie ein elfjähriges Mädchen nominiert haben – dessen Leistung ich eigentlich gut fand“, twitterte Filmemacher Joe Russo (nicht der Joe Russo). „Wenn ihr schon die harte Arbeit von Menschen verunglimpft – was ihr nicht tun solltet – dann macht das wenigstens mit Erwachsenen.“

„Die [Razzies] sind schon gemein und ohne Klasse, aber ein Kind zu nominieren, ist einfach nur abstoßend und falsch“, schrieb ein ander Kinderdarsteller, Julian Hilliard. „Warum sollte man ein Kind dem Risiko aussetzen, noch mehr gemobbt zu werden oder Schlimmeres zu erleben? Macht es besser.“

Von der Golden Raspberry Foundation, der Gruppe hinter den Razzies, gab es keinen unmittelbaren Kommentar zu den jüngsten Reaktionen.

Obwohl Armstrongs Nominierung ein Wendepunkt zu sein scheint, ist dies nicht die erste Kinderdarstellerin, die von der Organisation nominiert wurde. Zu den früheren Nominierten gehören Diana Scarwid (die die Tochter von Joan Crawford in Meine liebe Rabenmutter von 1981 spielte), Jake Lloyd (der einen sehr jungen Anakin Skywalker in Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung von 1999 spielte) und Macaulay Culkin (für drei verschiedene Darstellungen im Jahr 1995).

Erst im vergangenen Jahr hatte sich die Golden Raspberry Foundation groß blamiert. Sie hatte eine Sonderkategorie mit dem Titel „Schlechteste Leistung von Bruce Willis in einem Film aus dem Jahr 2021“ ins Leben gerufen, diese dann aber wieder aufgehoben, nachdem Willis' Familie bekannt gegeben hatte, dass er mit der neurologischen Störung Aphasie kämpft und sich von der Schauspielerei zurückzieht. Willis hatte im Jahr 2021 in elf Filmen mitgewirkt. Mehrere Berichte deuteten jedoch darauf hin, dass er aufgrund seines sich verschlechternden Gesundheitszustands von der Branche ausgenutzt wurde, um in Filmen mitzuspielen, mit denen man Geld verdienen konnte.

Es gibt sicherlich Teile der Filmfangemeinde, die den Razzies nie viel abgewinnen konnten. In ihrem ersten Jahr hatten es die Razzies auf eine weitere Stephen-King-Verfilmung abgesehen, indem sie Stanley Kubrick für den Horrorklassiker Shining als schlechtesten Regisseur auszeichneten. Die Organisation, die hinter der Preisverleihung steht, kündigte jedoch letztes Jahr an, dass sie den Preis für die schlechteste Darstellerin an Shelley Duvall aus demselben Film zurücknehmen würde, da sie angeblich von Kubrick am Set misshandelt wurde.

Aber da die Feindseligkeit gegenüber den Razzies von Jahr zu Jahr zu wachsen scheint, scheint es, als hätte Hollywood einen heißen Anwärter für die Kategorie „Schlechteste Preisverleihung“.

Kevin Polowy

VIDEO: Oscar-Nominierungen 2023: Bester Film