Goldesel der Anbieter - Riester-Rente ist ein Desaster, aber mit einem Trick profitieren Sie dennoch

Fast ein Viertel der Kontrakte für die Riesterrente existiert nicht mehr<span class="copyright">Alexander Heinl/dpa-tmn/dpa</span>
Fast ein Viertel der Kontrakte für die Riesterrente existiert nicht mehrAlexander Heinl/dpa-tmn/dpa

Riester lohnt sich nur, wenn Sie ordentlich Förderung vom Staat bekommen: Diesen Satz haben Sie beim Geld-Ratgeber Finanztip sicher schon oft gelesen. Eine Finanztip-Recherche zeigt jetzt, wie selten Riesterverträge Sparern und Sparerinnen wirklich etwas bringen.

Bis Ende 2023 wurden mehr als 20 Millionen Riesterverträge in Deutschland abgeschlossen. Laut Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wurden 2022 aber nur knapp die Hälfte dieser Verträge gefördert, nämlich rund 9 Millionen.

Viele Sparer müssen Förderung zurückzahlen

Noch schlimmer: Bis Ende 2023 wurden 4,6 Millionen der ursprünglich 20 Millionen Verträge gekündigt – und zwar „förderschädlich“. Das bedeutet, dass die Sparer und Sparerinnen die Förderung zurückzahlen mussten, im Schnitt rund 1900 Euro. Knapp jeder vierte Riestervertrag wurde also schon wieder gekündigt.

Das Modell Riester-Rente ist nicht nur gescheitert, sagt Martin Klotz, unser Finanztip-Experte für Altersvorsorge. „Es ist ein Desaster.“

Jeder Dritte bekommt keine Zuschüsse

Ein weiteres Problem: Viele Riester-Sparer und -Sparerinnen bekommen nach Finanztip-Hochrechnungen keine staatliche Förderung. Die verbliebenen Riesterverträge verteilen sich demnach auf ca. 14 Millionen Menschen, rund 4,8 Millionen davon ohne staatliche Zuschüsse.

Ein Riestervertrag lohnt sich in der Regel nur, wenn Sie mehrere Kinder haben oder wenig verdienen – oder am besten beides der Fall ist. Ist das nicht gegeben, lohnt sich der Vertrag häufig nicht mehr. Sie können ihn dann stilllegen, also kein neues Geld mehr einzahlen – verzichten aber auf die staatliche Förderung.

Versicherer und Banken haben von Riester profitiert

Die Riester-Anbieter durften zusätzlich zu den Kosten auf die Einzahlungen auch auf die staatlichen Zulagen Kosten abrechnen. So wurde die Riester-Rente „zum Goldesel der Versicherer und Fondsgesellschaften“, sagt Finanztip-Experte Klotz.

Nach Finanztip-Hochrechnungen sind seit der Einführung von Riester ca. 1,8 Milliarden Euro aus der Staatskasse an Versicherer und Fondsgesellschaften geflossen. Sie verwalten zusammen 85 Prozent aller Riester-Verträge. Tatsächlich dürfte die Summe also noch höher sein.

Viele Riester-Renten liegen unter 100 Euro pro Monat

Für Sie als Riester-Kunde oder -Kundin war das aber noch nicht alles: Viele Riester-Renten sind sehr gering. 2022 haben laut offiziellen Zahlen rund eine Million Menschen Auszahlungen aus ihren Riester-Verträgen bekommen.

In knapp drei Viertel aller Fälle war die zusätzliche Rente aber niedriger als 100 Euro im Monat. Deshalb sollten Sie zum Rentenbeginn folgende gute Gelegenheit nutzen.

Holen Sie sich 30 Prozent Ihres Geldes zu Rentenbeginn

Sie haben dann nämlich die Option, bis zu 30 Prozent Ihres angesparten Kapitals auf einmal aus dem Vertrag zu holen. Diese Option haben 2022 aber nur 10 Prozent der Neu-Rentner und -Rentnerinnen genutzt. Dabei ist sie eine gute Variante, um möglichst früh viel vom eingezahlten Geld zurückzubekommen.

Das lohnt sich, denn die meisten Anbieter rechnen damit, dass Sie sehr, sehr alt werden und zahlen Ihnen deshalb nur eine sehr kleine Rente aus. Das Geld im Vertrag muss ja bis zu Ihrem Tod reichen.

Nicht einfach Riester kündigen

Bleibt die Frage, was Sie am besten mit Ihrem Riester-Vertrag machen sollten. Wir raten Ihnen, nicht einfach zu kündigen. Gerade alte Verträge mit guten Konditionen sollten Sie weiter besparen.

Eine andere Option, das Geld aus Ihrem Vertrag sinnvoll zu nutzen, könnte das neue Altersvorsorge-Depot sein. Was geplant ist und welche Änderungen bei Riester anstehen, erfahren Sie in unserem kostenlosen Finanztip-Ratgeber zur Riester-Reform .