Goldrausch in Pingjiang - 1.000 Tonnen Gold in China entdeckt - was das für Kurs und Anleger bedeutet

Der Goldpreis legt seit Monaten kräftig zu.<span class="copyright">picture alliance/dpa</span>
Der Goldpreis legt seit Monaten kräftig zu.picture alliance/dpa

In China ist Gold im Wert von bis zu 83 Milliarden US-Dollar entdeckt worden. Droht nun ein Preis-Schock auf dem Goldmarkt? Münz-Profi Sebastian Wieschowski analysiert, wie sich der Fund auf globale Goldpreise und Chinas Rolle als Marktführer auswirken könnte.

In China ist ein regelrechter Goldrausch ausgebrochen - in der zentral gelegenen Provinz Hunan wurde einer der größten Goldschätze des Landes entdeckt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, belaufen sich die neu entdeckten Goldreserven auf einen Wert von 600 Milliarden Yuan – das entspricht etwa 83 Milliarden US-Dollar.

Die Exploration in der Region Pingjiang brachte mehr als 40 Goldadern zutage, wobei in der Kernzone 300,2 Tonnen Gold mit einem Spitzengehalt von 138 Gramm pro Tonne nachgewiesen wurden. Laut Prognosen könnten in größeren Tiefen über 1.000 Tonnen Gold lagern, was das Potenzial dieser Lagerstätte noch erheblich steigern könnte.

Im Jubel um den sensationellen Goldfund sind jedoch auch kritische Stimmen zu vernehmen. Die Sorge: Ein so großer Goldfund, der völlig unerwartet kam, könnte negative Auswirkungen auf den Goldpreis haben. Denn im Vergleich zur weltweiten Jahresproduktion von Gold im Jahr 2023 von rund 3.100 Tonnen ist der Goldfund von Hunan mit 1.000 Tonnen durchaus beachtlich – er entspricht somit etwa 32 Prozent der weltweiten Jahresproduktion.

Auch für Chinas Goldreserven wäre der Fund strategisch wichtig: Die offiziellen Goldreserven Chinas lagen im November 2024 bei rund 2.200 Tonnen – der Goldfund von Hunan mit 1.000 Tonnen würde, wenn er denn vollständig gefördert und den Reserven hinzugefügt wird, die Goldbestände um knapp 45 Prozent auf ca. 3.200 Tonnen steigen. China könnte sich auf lange Zeit vom internationalen Goldmarkt zurückziehen – und damit den Goldpreis in den Sinkflug befördern.

 

Dass China den Goldfund für eigene Zwecke nutzt, ist in Anbetracht der aggressiven Goldkaufpolitik des Landes nicht abwegig. Mit einer Jahresproduktion von etwa zehn Prozent der weltweiten Goldförderung ist China bereits der größte Goldproduzent der Welt. Dennoch kann das Land seine Nachfrage von über 740 Tonnen jährlich nicht vollständig aus eigener Förderung decken und ist auf Importe angewiesen. Der neu entdeckte Schatz könnte daher langfristig die Importabhängigkeit reduzieren und die Position Chinas auf dem globalen Goldmarkt stärken.

Einfluss auf den Goldpreis: Kurzfristig volatil, langfristig stabil?

Der Fund von über 1.000 Tonnen Gold könnte durchaus für Unsicherheit auf den internationalen Märkten sorgen. Bei Gold handelt es sich um ein Gut, dessen Preis stark von Angebot und Nachfrage abhängt. Eine solch große Reserve könnte bei schneller Erschließung das globale Angebot erhöhen, was theoretisch zu einem Preisrückgang führen könnte. Doch wie realistisch ist dieses Szenario?

Experten betonen, dass neu entdeckte Goldreserven meist Jahre oder sogar Jahrzehnte benötigen, um wirtschaftlich abgebaut zu werden. Allein die Tiefe der Lagerstätte – teils über 3.000 Meter – stellt technische und finanzielle Herausforderungen dar. Zudem regelt China den Export von Gold streng, sodass der Großteil des geförderten Goldes voraussichtlich im Inland verbleibt, um die eigene Nachfrage zu decken.

Gold als Inflationsschutz bleibt gefragt

Langfristig dürfte der Einfluss des Funds auf den globalen Goldpreis begrenzt bleiben. Gold wird vor allem als Inflationsschutz und sichere Anlage geschätzt. Die hohe Nachfrage nach physischem Gold – insbesondere in Schwellenländern – bleibt ein stabilisierender Faktor. Selbst wenn China den Fund zügig erschließen sollte, könnte der globale Markt diesen zusätzlichen Nachschub absorbieren.

Strategische Bedeutung für China

Aus geopolitischer Sicht könnte der Fund allerdings Chinas Position auf den Rohstoffmärkten stärken. Eine Verringerung der Importabhängigkeit würde nicht nur die Handelsbilanz entlasten, sondern auch Chinas Rolle als wichtiger Akteur im Edelmetallsektor festigen. Zudem bietet die Entdeckung technologisches Entwicklungspotenzial, etwa durch Innovationen im Tiefbergbau.

Langfristige Stabilität wahrscheinlich

Historisch gesehen hat sich gezeigt, dass große Goldfunde nur begrenzten Einfluss auf die langfristige Preisentwicklung haben. Der Preis von Gold wird stärker von makroökonomischen Faktoren wie Zinspolitik, Inflation und geopolitischen Unsicherheiten bestimmt. Der Hunan-Fund dürfte diesen Trend nicht grundlegend ändern. Der Goldfund in Hunan ist somit zweifellos eine bedeutende Entdeckung, deren Auswirkungen jedoch eher langfristig zu sehen sind. Während kurzfristig Preisschwankungen nicht ausgeschlossen sind, bleibt Gold als Anlageklasse aufgrund seiner stabilisierenden Eigenschaften attraktiv.