"Gönn Dir": Die CDU versucht sich an Freshness

Altparteien und die Jugend, das ist ein schwieriges Verhältnis. Das muss auch die CDU einsehen, nachdem sie ihre Vorsitzende in ein Jugendsprache-Desastervideo schickte und sich zum Gespött machte.

"Fresher denn je" gibt sich die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (Bild: REUTERS/Hannibal Hanschke/Pool)
"Fresher denn je" gibt sich die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (Bild: REUTERS/Hannibal Hanschke/Pool)

Es ist immer so eine Sache, wenn Organisationen, Parteien oder Unternehmen sich an Jugendsprache versuchen. Der schmale Grat auf den man sich dort begibt, führt gerne mal in den Abgrund der Lächerlichkeit. Die CDU wollte nun ihr Social Media Game unter Beweis stellen. Ein kurzer lustiger Clip mit der Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer sollte ein paar Bonuspunkte bei jungen Wählern sammeln. In der Wählergruppe der unter 30-jährigen ist die Union nämlich nicht gerade beliebt. Bei der Europawahl im vergangenen Jahr kam sie auf gerade einmal 13 Prozent. Das mag auch an einer Politik liegen, die Themen junger Wähler nicht in den Fokus stellt oder am Personal. Doch bei der CDU versucht man erstmal, den Coolness-Faktor per Instagram nach oben zu schrauben. Und zwar in der Königsdisziplin: Selbstironie.

Der Schlüssel dazu sollte ein Insta-Video sein, das konträr zu Kramp-Karrenbauers eher nüchterner Ansprache zum 75. Jahrestag der CDU mit dem untertitelt ist, was man sich bei den Christdemokraten als Jugendsprache vorstellt. Während also AKK, die immerhin schon mal einen straßentauglichen Spitznamen trägt, in die Kamera sagt: “Manche finden die CDU ja etwas altbacken. Aber wir sind doch ziemlich junggeblieben,” steht darunter geschrieben: “Yo Leute. Ihr denkt, die CDU ist Old School. Aber wir sind fresher denn je.” Der kurze Clip endet mit einem Hinweis auf das CDU-Geburtstagsvideo: “Gönn dir!”

Wie “fresh” man wirklich unterwegs ist, lässt einen dieses Internet ja normalerweise relativ schnell und unbarmherzig wissen. Im Falle von AKK und ihrer Partei ist die Antwort: eher geht so.

Da hilft auch nicht mehr viel, dass Kramp-Karrenbauers persönlicher Referent Boris Binkowska noch einmal klar stellt, man habe die “Jugendsprache” bewusst überzogen: “Ich werte das eher als Selbstironie.” Doch kaum etwas ist peinlicher, als Selbstironie, die dann noch erklärt werden muss.

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Dementsprechend fiel die Kritik in den Sozialen Medien eher vernichtend aus.

Besser hätte eine Satire-Sendung das Image der Union kaum persiflieren können, findet User Thomas Altgeld.

Sogar zum Fremdschämen fand dieser User das Video.

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Und ein anderer User vermutete sogar den Rapper Eno als Ghostwriter hinter dem jugendlichen Slang.

Immerhin, ob peinlich oder nicht, zumindest nehmen jüngere Menschen die CDU und AKK auf diese Weise wahr. Um deren Wahlentscheidung zu Gunsten der Union zu verändern, braucht es aber noch etwas Übung. Vielleicht ja demnächst mit ein paar coolen Merkel-Memes oder einem twerkenden Friedrich Merz?

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