"Goodbye Deutschland": Ungleiches Paar setzt mit Corona-Hochzeit ein Zeichen

Ihre Hochzeit war so ungewöhnlich wie ihre Kennenlerngeschichte: Lara Sanders und Sam Mekonnen feierten ihre Liebe via Zoom mit Freunden aus aller Welt. In die TV-Nachrichten schafften es die Frischvermählten jedoch aus anderen Gründen, wie die VOX-Doku "Goodbye Deutschland!" zeigte ...

"Für mich ist er der beste Vater, den ich je hatte!", schwärmte der 13-jährige Luca in der VOX-Doku "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer". "Der ist supernett und ich lieb' ihn." Sam Mekonnen, den er hier in den höchsten Tönen lobte, ist mit 30 nur 17 Jahre älter als er und könnte vom Alter her auch sein großer Bruder sein, denn Mama Lara Sanders zählt immerhin schon 51 Lenze. Doch anders als für ihr Umfeld war der große Altersunterschied für die deutsche Autorin und Filmproduzentin, die 2012 nach Hollywood, gezogen war, kein Thema: "Ich hab' da nie drüber nachgedacht. Mein Gefühl sagt mir: Das ist der Mann fürs Leben." Und den hat sie - kaum zu glauben - bei IKEA gefunden! Dort hatte eine Kassiererin nach Laras "Wish of the day", ihrem "Wunsch des Tages" gefragt. Die bis dahin seit elf Jahren Alleinerziehende, die die Hoffnung auf die große Liebe eigentlich schon fast aufgegeben hatte, sprach aus, was eine halbe Stunde später tatsächlich geschah: Noch im Möbelhaus, in der Schlange bei der Warenausgabe, lernte sie ihren Traummann kennen: Sam, der zufällig ebenfalls aus Deutschland eingewandert war, zehn Tage später bei ihr einzog und dem sie nun, zwei Jahre danach, ihr Ja-Wort geben wollte.

Die Hochzeit canceln?

Mitten ins große Glück platzte allerdings die Krise: Corona stellte auch das Leben der kleinen Familie auf den Kopf. Das Paar betreibt eine Talent-Agentur, vermittelt Visa und Castings an Künstler mit Hollywood-Ambitionen und konnte bislang gut davon leben. Doch weil viele Filmprojekte aufgrund der weltweiten Krise auf Eis gelegt wurden, wurde nun unerwartet das Geld knapp und beide mussten überlegen, wo sie sparen konnten. "Seine erste Reaktion war: Du, die Hochzeit ist das erste, was wir canceln", erzählte Lara und die Enttäuschung war ihr immer noch anzumerken. Doch ihr Sam bemühte sich sehr, ihr am geplanten Hochzeits- und gleichzeitig zweitem Jahrestag dennoch eine Freude zu machen und überraschte sie unter anderem mit einem selbstgeschriebenen Gedicht und ihrem Lieblingskuchen. Der war im strengen kalifornischen Lockdown gar nicht so leicht zu organisieren.

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Happy End per Videoschaltung

Das hollywoodreife Happy End folgte allerdings, denn die Hochzeit fand schließlich doch noch statt, wenn auch anders als geplant: Sechs Wochen nach dem geplanten Termin und einen Tag nach einer gut durchorganisierten Generalprobe gaben sich Lara und Sam das Ja-Wort direkt vor der eigenen Haustür: getraut von einem fast nebenan wohnenden Priester, beklatscht von einigen Nachbarn mit Mund-Nase-Maske, musikalisch untermalt von einem ebenfalls benachbarten Saxofonisten und dem Gesang von Sohn Luca ("I'm Feeling Good") sowie über eine Zoom-Videokonferenz begleitet von rund 500 Freunden und Familienmitgliedern aus 15 Ländern. "Man sieht da 500 kleine Bildchen, aber ob da Emotionen rüberkommen, weiß ich nicht", hatte Lara am Tag vor der Feier noch gezweifelt, und natürlich fehlten ihr an ihrem großen Tag ihre Eltern und Freunde sehr. Dennoch standen ihr Tränen der Rührung in den Augen, als sie sich bei allen für ihre Teilnahme bedankte.

Das Paar wird zum Symbol

Und es sollte sogar noch bewegender werden! Fünf Tage vor der Trauung war in Minneapolis, Minnesota der schwarze US-Amerikaner George Floyd bei einer gewaltsamen Festnahme von einem weißen Polizisten getötet worden, im ganzen Land tobten "Black Lives Matter"-Proteste, so natürlich auch in Laras und Sams Wahlheimat Los Angeles. Als beide ein paar Tage nach der Trauung in voller Montur und in einem geliehenen Rolls Royce durch die Stadt fuhren, um Hochzeitsfotos zu machen, gerieten sie in einen dieser BLM-Proteste. Sie stiegen spontan aus, um mitzuprotestieren und wurden von den Demonstrierenden bejubelt. Medien aus aller Welt berichteten im Anschluss über das schwarz-weiße Traumpaar, das mit seiner Heirat ein Zeichen gesetzt hatte: für eine Liebe, die weder Alter noch Hautfarben kennt.

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