Gotthilf Fischer ist tot: Trauer um den berühmtesten Chorleiter der Welt

Man nannte ihn den "Therapeuten der wunden Seelen": Gotthilf Fischer starb im Alter von 92 Jahren. Der Autodidakt aus Schwaben war über Jahrzehnte der wohl berühmteste Chorleiter der Welt.

Er war der Chorleiter der Nation, ein schier unverwüstlicher Botschafter des deutschen Liedguts. Nun ist der "Herr der singenden Heerscharen", wie seine Managerin bestätigte, "einfach friedlich eingeschlafen". Gotthilf Fischer starb bereits am Freitag im Alter von 92 Jahren. Mit ihm verlässt ein großer Autodidakt und Menschenfreund die Unterhaltungsbühne.

Er lächelte eigentlich immer, und manchmal wurde er belächelt, aber nie meint es einer wirklich böse mit Gotthilf Fischer. So ist das mit einer Legende. Der Gründer der Fischer-Chöre war der berühmteste Chorleiter Deutschlands, vielleicht der Welt, er trug das deutsche Volkslied in die Welt hinaus und wurde nebenbei selbst ein bisschen zum Kulturgut.

2007 stellte die ARD seine Kultsendung "Straße der Lieder" nach 13 erfolgreichen Jahren ein. Fischer aber blieb umtriebig, veröffentlichte CDs und ging auf Tournee. Auch der Tod seiner Frau Hilde, die 2008 nach 59 Jahren von ihm ging, hielt ihn nicht davon ab. "Er war ein liebenswerter und hoch zu respektierender Mensch", schrieb der frühere "Hitparaden"-Moderator und Weggefährte Uwe Hübner auf Facebook. "Was für eine traurige Nachricht zum Jahresende. Und doch ist ein sehr erfülltes Leben zu Ende gegangen. In dem er vielen Menschen große Freude bereiten konnte."

"Singen ist lebensnotwendig"

"Ach, wenn die Leute nur wüssten, wie gesund das Singen ist", pflegte Gotthilf Fischer zu dozieren. "Singen ist lebensnotwendig, wir haben die Stimme ja nicht erfunden, sondern man hat sie uns von Geburt an mitgegeben. Ich behaupte sogar, die Ärzte müssten den Menschen ab 50, 60 Jahren das Singen verschreiben." Mit 14 Jahren gründete der umtriebige Schwabe seinen ersten Chor und verkaufte in 70 Jahren über 16 Millionen Platten. Als "Therapeut der wunden Seelen" taufte ihn die Presse.

Gotthilf Fischer, 1928 in Plochingen als Sohn eines Zimmermeisters geboren, kam früh mit der Musik in Kontakt. Also alles kein Zufall - nicht einmal der schöne Vorname. Im Interview hatte er dazu die passende Geschichte parat: "Meine Mutti hatte vor meiner Geburt auf der Fahrt in die Klinik einen Unfall. Der Taxifahrer war tot, die Ärzte sagten, die Frau kommt nicht davon, das Kind kommt nicht auf die Welt. Meine Mutti kam davon, ich kam zur Welt, und die Schwestern sagten zu meinem Vater: 'Das ist so ein Wunder, eigentlich muss der Junge Gotthilf heißen!"