Werbung

Größtes Radioteleskop der Südhalbkugel eingeweiht

Mehrere Antennen des Meerkat-Radioteleskops stehen in der Halbwüste Karoo. Foto: Brendon Wainwright/South African Radio Astronomy Observatory
Mehrere Antennen des Meerkat-Radioteleskops stehen in der Halbwüste Karoo. Foto: Brendon Wainwright/South African Radio Astronomy Observatory

Ein neues Radioteleskop in Südafrika ermöglicht noch schärfere Bilder des Universums. Forscher sprechen von einem Meilenstein der Astronomie. Das Zentrum der Milchstraße rückt näher.

Johannesburg (dpa) - Der Sternenhimmel über Südafrikas Halbwüste Karoo ist klar, das nächste Dorf ist fast 100 Kilometer entfernt. Hier gibt es fast nichts, was den Blick ins Weltall stört, die Milchstraße ist bereits mit bloßem Auge gut zu erkennen.

Doch das ist nichts gegen die Bilder, die das am Freitag eingeweihte Radioteleskop Meerkat liefert: Forscher können mit ihm sehr genau bis ins rund 25.000 Lichtjahre entfernte Zentrum der Milchstraße blicken.

«Es ist weltweit das stärkste und empfindlichste Radioteleskop seiner Art», erklärte Rob Adam, der Leiter der Betreibergesellschaft Sarao bei der Einweihung in der Provinz Nordkap. Das 4,4 Milliarden Rand (280 Millionen Euro) teure Radioteleskop besteht aus 64 tellerförmigen Antennen mit einem Durchmesser von je 13,5 Metern, die über mehrere Kilometer verteilt sind.

«Das Teleskop ist ein riesiger Schritt bei der Erforschung des Alls», sagte der technische Leiter, Justin Jonas. Meerkat soll demnach Millionen Galaxien abbilden können und dabei helfen, Mysterien des Alls aufzuklären, die bisher unlösbar scheinen. Der Standort in der Karoo sei perfekt, da die sehr dünn besiedelte Region kaum von irdischer Störstrahlung betroffen sei, erklärte Jonas.

Die empfindlichen Radioteleskope sammeln zunächst Radiowellen aus dem All, dann verarbeiten Computer die Signale und wandeln sie in Bilder um. «Da die einzelnen Antennen weiter verteilt sind, werden die Bilder schärfer als bei anderen Anlagen», erklärt Norbert Junkes vom Max Planck Institut für Radioastronomie in Bonn. Das Institut steuerte einen Teil der Empfangssysteme im Wert von 11 Millionen Euro bei. «Meerkat eröffnet uns den südlichen Sternenhimmel, den man von der Nordhalbkugel nicht sehen kann», sagt Junkes. Phänomene wie zum Beispiel die Magellanschen Wolken - zwei Zwerggalaxien neben der Milchstraße - könnten nun besser erforscht werden, erklärt Junkes.

Die Anlage ist das größte Radioteleskop der südlichen Hemisphäre. Zu den größten Anlagen dieser Art zählen auch das Arecibo-Teleskop in Puerto Rico und das chinesische Fast-Observatorium. Meerkat soll es unter anderem ermöglichen, schärfere Aufnahmen vom Zentrum der Milchstraße zu machen. Die Region sei für andere Teleskope kaum abzubilden, weil es dort immer Gas- und Staubwolken gebe, erklärte Fernando Camilo, Saraos wissenschaftlicher Leiter.

Das Interesse der internationalen Astronomiegemeinschaft an dem Radioteleskop westlich des Ortes Carnarvon ist groß: 300 Wissenschaftler hätten bereits eine Beobachtungszeit zugeteilt bekommen, erklären die Betreiber. Darunter auch deutsche Forscher.

Meerkat soll in einigen Jahren in das noch größere Radioteleskop Square Kilometre Array (SKA) integriert werden, das über mehrere Länder verteilt sein wird. Nach Fertigstellung soll es bis zu 100 Mal empfindlicher sein als jedes andere Radioteleskop und fast bis zum Urknall zurück ins All blicken können, versprechen die Verantwortlichen. SKA wird federführend von elf Ländern betrieben, darunter Südafrika, Australien, China, Großbritannien und Italien. Deutschland zählt bisher nicht zu den Vollmitgliedern. Eine deutsche Vereinigung aus Wissenschaftlern und Einrichtungen strebe jedoch eine assoziierte Mitgliedschaft an, so Junkes.