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Darum ist Lewandowski so unzufrieden

Robert Lewandowski steht seit 2014 beim FC Bayern unter Vertrag

Gut gelaunt, mit Siegerpose und einem Sekt in der Hand, so bedankte sich Robert Lewandowski bei seinen Followern für die Glückwünsche zu seinem 29. Geburtstag. Im Hintergrund ragen die Spitzen des Neuen Rathauses auf dem Marienplatz empor.

Endlich daheim, wird sich der Stürmer dabei gedacht haben, waren ihm doch gerade die Reisestrapazen in den vergangenen Wochen ein Dorn im Auge. In der Vorbereitung habe es schlichtweg "keine Zeit für Training" gegeben. "Es gab Reisen, viele Freundschaftsspiele. Das hilft nie!", klagte Lewandowski nach dem 3:1-Auftaktsieg des FC Bayern gegen Leverkusen und kritisierte damit seine Bosse beim Rekordmeister deutlich.

Wieder einmal.

Bereits in der vergangenen Saison zeigte sich der Pole gegenüber Mitspieler und Trainern wegen dem Verpassen der Torjägerkanone verärgert. "Ich war enttäuscht über die Einstellung des Teams. Das war mein Gefühl nach dem Spiel", sagte Lewandowski damals. Auch von "Unzufriedenheit und Verärgerung" war die Rede.

Nun die abermalige öffentliche Äußerung des Sturmstars, was steckt dahinter?

- Sportliche Ziele in Gefahr

Dass Robert Lewandowski gerne einmal die Champions League gewinnen und auch Weltfußballer werden möchte, daraus machte der Pole in der Vergangenheit nie einen Hehl. Diese Ziele sah Lewandowski nun womöglich in Gefahr. Schlechte Ergebnisse in der Vorbereitung, eine wackelige Abwehr gegen Leverkusen und auch bei den großen Transfers spielt der FC Bayern international nicht mehr die erste Geige.

Für viele gehören die Münchner derzeit auch deshalb nicht mehr zu den Topfavoriten auf den Titel in der Königsklasse. Möglich, dass der Topverdiener bereits jetzt im Sinne des Erfolgs das Bewusstsein schärfen möchte. Das Standing dazu hätte er: Lewandowski geht bereits in seine vierte Saison beim Rekordmeister, sein Wort hat Gewicht, auch wenn der Pole kein Lautsprecher ist.

- Keine Weiterentwicklung

Letztes Jahr scheiterten die Roten (im Hinspiel ohne den an der Schulter verletzten Lewandowski) bereits im Viertelfinale an Real Madrid, zuvor zweimal im Halbfinale. Auch überragende 43 Tore in 47 Pflichtspielen - Lionel Messi erzielte 54 in 52, Cristiano Ronaldo 42 in 46 – werden Lewandowski ohne internationalen Titel nicht näher an den Weltfußballertitel bringen.

2015 wurde er noch Vierter, im letzten Jahr reichte es dagegen nur noch zu Platz 16. Ob die Zahlen wirklich repräsentativ sind, sei einmal dahingestellt. Eine Weiterentwicklung ist aber auch für den extrem ehrgeizigen Polen nicht erkennbar.

- Extreme Belastung

Dazu passt: Vor vier Wochen beschlossen die Bayern-Bosse, auf einen Backup für ihren unverzichtbaren Topstürmer, der aufgrund seines Status' selten ein Widerwort zu öffentlich geäußerter Kritik kassiert, zu verzichten.

"Wir sind uns da mit dem Trainer einig, dass wir da nichts machen wollen. Robert macht pro Jahr 90 bis 95 Prozent aller Spiele", sagte Karl-Heinz Rummenigge kürzlich. Eine brisante Entscheidung, da sie nicht nur den Erfolg des FCB gefährden, sondern auch ein Grund für Lewandowskis Unzufriedenheit sein könnte.

Das Problem: Dem Polen fehlt seit Jahren ein echter Konkurrent auf seiner Position. Um die entscheidenden letzten zwei, drei Prozent im Wissen des absoluten Gesetzt-Seins freimachen zu können, bedarf es extremer Selbstmotivation. Über Jahre hinweg kann dies extrem schlauchen, Lewandowski machte in drei Jahren nicht weniger als 150 Spiele für Bayern.

- Ein letzter großer Wechsel?

Oder bereitet der 29-jährige Pole etwa einen letzten großen Wechsel vor? Schon des Öfteren war von einem Karriereplan zu lesen, alle drei Jahre wechselt der Stürmer, der in München noch bis 2021 gebunden ist, im Schnitt den Verein.

Was dagegen spricht: Das Interesse aus England oder von Real Madrid scheint in den letzten Monaten deutlich erkaltet. Außerdem ist der Pole keiner, der wegen eines Wechsels Stunk macht. Man denke an sein letztes Jahr bei Borussia Dortmund. Obwohl ihm im Sommer die Freigabe zu den Bayern zunächst verweigert worden war, schoss er den BVB ohne Murren in die Champions League.

Ein Umstand, den nun auch die Bayern-Bosse wohlwollend im Hinterkopf haben dürften.