Grünen-Chefin Baerbock schimpft: "Ich brauche einen verlässlichen Kitaplatz!"

Wird in Corona-Zeiten an den richtigen Stellen investiert? - Bei Anne Will waren die milliardenschweren staatlichen Ausgaben das große Thema.

1,25 Billionen Euro: Auf diesen eigentlich unvorstellbaren Betrag belaufen sich die geplanten Corona-Hilfen. Inkludiert sind dabei auch die Beteiligung an einem 500-Milliarden-Euro schweren EU-Wiederaufbaufonds und Mittel zur Rettung der Lufthansa. In einer Sendung mit dem Titel "Milliarden gegen die Krise - wird das Geld richtig investiert?" war ein Gast unerlässlich: Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Mit ihm diskutierten bei ARD-Talkerin Anne Will am Sonntagabend die Grünen-Chefin Annalena Baerbock, Carsten Linnemann, Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung der Union, Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler sowie die neue Wirtschaftsweise Monika Schnitzer.

Gerade zum Thema EU-Rettung war man sich zunächst einig. Außer Reiner Holznagel fand es die Talk-Runde unisono vernünftig, die 500 Milliarden zu investieren. Scholz: "Es wird nicht bei uns gut laufen, wenn es bei den anderen schlecht läuft." Ganz anders wurde gegen Ende der Sendung zum Thema Bildung und Familien diskutiert. Der Finanzminister musste zugeben: "Eltern und Kinder haben im Augenblick eine ganz schwierige Situation." Aus diesem Grund sei er für den von der Familienministerin Franziska Giffey geplanten Kinderbonus von 300 Euro.

Investitionen in Humankapital

Annalena Baerbock, selbst Mutter zweier Kinder, widersprach ihm sofort: "Mit einem Einkommen, das definitiv über dem Durchschnittseinkommen in diesem Land liegt - warum soll ich 600 Euro bekommen? Was ich brauche, ist ein verlässlicher Kitaplatz und, dass meine Tochter wieder in die Grundschule gehen kann." Homeschooling neben ihrer Berufstätigkeit funktioniere nicht. Es gebe Familien - gerade mit Hartz-IV-Bezug -, die bräuchten finanzielle Unterstützung, gerade um sich etwa nötige Tablets zu besorgen. Dafür seien 300 Euro zu wenig. "Das geht vollkommen an den Bedürfnissen der Familien vorbei."

Es wird und wurde zu wenig in Bildung gesetzt, sagte auch Wirtschaftsexpertin Monika Schnitzer. "Hätten wir vorher schon mehr in eLearning investiert, hätten wir jetzt schon die iPads an den Schulen und die Chance, das jedes Kind damit ausgestattet wäre und zu Hause besser lernen könnte." Das zeige einfach, wo Deutschland - ein Land, das vom Humankapital lebe, verschlafen habe und wo dringend investieren werden müsse.