"Gran Abuelo": Ist dieser Baum mehr als 5.000 Jahre alt?

In einem chilenischen National Park wächst ein Baum, der mehrere Tausend Jahre alt ist. Ein junger Forscher will nun das genaue Alter der Patagonischen Zypresse berechnet haben: Sie soll mehr als 5.000 Jahresringe zählen.

Forests of Alerce Andino National Park in southern Chile
In Chile wächst eine Patagonische Zypresse, die mit mehr als 5.000 Jahren der älteste lebende Baum der Welt sein soll. (Symbolbild: Getty Images)

In den Bergen Chiles wächst ein Baum, von dem man weiß, dass er sehr, sehr alt ist. Nun behauptet ein junger Wissenschaftler: Die im Nationalpark Alerce Costero beheimatete Patagonische Zypresse ist mit mehr als 5.000 Jahren gar der älteste Baum der Welt.

Die kühne These vertritt der chilenische Klimaforscher Jonathan Barichivich, der für das Laboratoire des Sciences du Climate et de l'Environnement in Paris (LSCE) arbeitet. Seinen Schätzungen zufolge ist der "Gran Abuelo", der "Ur-Großvater", wie ihn die Einheimischen nennen, etwa 5.400 Jahre alt.

Altersbestimmung durch Zählen und Rechnen

Zu der Erkenntnis sei Barichivich durch "eine Kombinationen von Computermodellen und traditionellen Methoden zur Berechnungen des Alters eines Baums" gelangt, heißt es im Fachblatt "Science".

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Das Problem der neuen Methodik allerdings: Barichivich konnte bei der dendrochronologischen Altersbestimmung nicht alle Jahresringe des "Gran Abuelo" zählen, sondern nur etwa 2.400. Den Rest erledigte sozusagen unter Berücksichtigung von Faktoren wie Umweltbedingungen und Wachstumsschwankungen ein Computerprogramm.

Demnach müsste die Zypresse geschätzte 5.484 Jahre alt sein. Dass sie mindestens 5.000 Jahresringe hat, soll bei einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent liegen. Das Ergebnis überraschte selbst Barichivich, der mit rund 4.000 Jahren gerechnet hatte. "Das war erstaunlich", so seine Stellungnahme dazu.

Ist Gran Abuelo wirklich der älteste Baum?

Die These hat in der Fachwelt einen schweren Stand. "Die einzige Möglichkeit, das Alter eines Baumes wirklich zu bestimmen, ist die Zählung der Ringe", kritisiert der Dendrochronologe Ed Cook. Und zwar müssten "alle vorhandenen Ringe" berücksichtigt werden, betont er.

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Andere Forscher zeigen sich aufgeschlossener. So wie Harald Bugman von der Eidgenössischen Technische Hochschule Zürich, der "volles Vertrauen" in die Analyse des Chilenen habe. Dessen Methodik, fügt er hinzu, klinge "nach einem sehr klugen Ansatz."

Noch hat Barichivich seine Arbeit nicht publiziert. Sollte sich die als hieb- und stichfest erweisen, dann wäre "Gran Abuelo" der älteste lebende Baum der Welt. Den Titel trägt noch Methuselah, eine Kiefer aus dem Nationalforst Inyo National Forst in Kalifornien, die stolze 4853 Jahresringe zählt. Wahrlich ein biblisches Alter.

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