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Greta Thunberg: "Die Kaiser sind nackt"

Greta Thunberg ist eine Ikone der Klima-Bewegung, doch während der Pandemie ist es stiller um sie geworden. Jetzt äußerte sie sich mit einer eigenen Radiosendung zur Corona-Krise.

In der Corona-Krise ist auch Greta Thunberg auf Kommunikation per Videokonferenz angewiesen. (Bild: Jessica Gow/TT News Agency/via REUTERS)
In der Corona-Krise ist auch Greta Thunberg auf Kommunikation per Videokonferenz angewiesen. (Bild: Jessica Gow/TT News Agency/via REUTERS)

Die “Fridays for Future” Bewegung wurde durch die Corona-Pandemie ziemlich in den Hintergrund verdrängt. Das gilt auch für ihre Gründerin, die 17-jährige Schwedin Greta Thunberg. Doch das heißt nicht, dass sich die Klima-Aktivistin nicht mehr engagiert. In der schwedischen Sommersendung “Summer” meldete sie sich jetzt mit einem langen Radio-Beitrag zurück.

In der beliebten Show des Senders “P1” können Prominente eine Stunde lang das Programm gestalten. Greta Thunberg eröffnete die Reihe und sprach unter anderem über die Corona-Krise. Dabei verglich sie die aktuelle Situation mit dem Märchen “Des Kaisers neue Kleider” von Hans Christian Andersen: “Die Kaiser sind nackt, jeder Einzelne von ihnen. Es zeigt sich, das unsere ganze Gesellschaft nur eine große Nudistenparty ist.” Doch sie erklärte auch, warum aus der Krise viel Gutes wachsen könnte.

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Nun agiere die Menschheit endlich so, wie sie es müsse. Endlich würden die Menschen auf der ganzen Welt ihre Gewohnheiten verändern, um auf die Pandemie zu reagieren. Auch die Politik arbeite endlich zum Wohle aller zusammen, findet Thunberg. “Dieses Krisenmanagement eröffnet eine vollkommen neue Dimension”, sagt sie in der Sendung. Ihre Schlussfolgerung ist deutlich: Die Klimakrise könne nicht mehr innerhalb der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Systeme gelöst werden. “Das ist keine Meinung. Es ist nur einfache Mathematik.”, schrieb sie auf ihrem Twitter-Account. Die 75-minütige Radiosendung ist als Podcast auf Englisch abrufbar. Dort erzählt sie auch, wie sie sich bei ihrem emotionalen Auftritt im September 2019 vor der UN-Vollversammlung gefühlt hat.

Die “Fridays for Future” Demonstrationen können wegen der Versammlungsbeschränkungen in vielen Ländern nicht wie gewohnt stattfindet. Stattdessen hat sich der Protest ins Internet verlagert und auf kleinere lokale Aktionen beschränkt. Mit zahlreichen Demonstrationen ohne Teilnehmer oder unter Wahrung der Abstandsregeln versuchten die Aktivisten auf der ganzen Welt, den Klima-Protest am Leben zu halten. Auch Thunberg setzt ihren Schulstreik weiter von zuhause aus fort. Mittlerweile zählt sie die 96. Woche ihrer Protestaktion, mit der sie die “Fridays for Future” Bewegung im August 2018 angestoßen hatte.

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Social Media, Videokonferenzen und Brandbriefe

Neben diversen Videokonferenzen mit Klima-Aktivisten und -Experten auf der ganzen Welt, hat sich Thunbergs Aktivismus hauptsächlich auf die Sozialen Medien verlagert. Dort ist sie täglich aktiv und versorgt ihre 4,1 Millionen Follower mit Nachrichten und Informationen zum Thema Klimawandel. Anfang Juni startete sie gemeinsam mit brasilianischen Aktivisten eine Kampagne zur Unterstützung der indigenen Bevölkerung im Amazonasgebiet. Diese ist von der Covid-19 Pandemie besonders schwer betroffen und von der rechten Regierung Bolsonaros in ihrem Lebensraum bedroht. Sie äußerte auch scharfe Kritik an der Europäischen Zentralbank. In den vergangenen zwei Monaten habe diese 7,6 Milliarden Euro in fossile Brennstoffe investiert. “Gestattet mir, dass ich die Ernsthaftigkeit des sogenannten “grünen” Recovery-Plans der EU bezweifele,” schrieb sie auf ihrem Twitter-Account.

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Aber nicht nur in ihren Meinungsäußerungen, sondern auch politisch bleibt die junge Klima-Aktivistin involviert. In einem dringlichen Brief an kleinere Inselstaaten, den Thunberg gemeinsam mit drei anderen jungen Aktivisten und 22 Klima-Forschern unterzeichnete, forderte sie deren UN-Abgeordneten dazu auf, Kanada und Norwegen politisch unter Druck zu setzen. Beide Länder hoffen auf eine Wahl in den UN-Sicherheitsrat, bestehen aber trotz des Versprechens auf eine bessere Klima-Politik auf eine Ausweitung der eigenen Öl- und Gasproduktion. Hier sehen Thunberg und ihre Mitunterzeichner Potenzial für einen politischen Hebel der kleineren Staaten, die besonders hart vom Klimawandel betroffen sind.

Den Großteil der vergangenen Wochen hat Thunberg aber mit dem Schreiben des Skriptes für die am Samstag veröffentlichte Radiosendung verbracht. Die Hoffnung auf eine bessere Welt hat die 17-Jährige auch in der Corona-Krise offensichtlich nicht aufgegeben. Der Titel ihrer Sendung lautet übersetzt: Die Menschheit ist noch nicht gescheitert.

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