Große Änderungen - Strompreise steigen ab 2025 – damit müssen Verbraucher rechnen

Netzbetreiber Tennet will die Bürger am Bau neuer Stromtrassen beteiligen<span class="copyright">dpa</span>
Netzbetreiber Tennet will die Bürger am Bau neuer Stromtrassen beteiligendpa

Für Stromkunden wird es ab dem kommenden Jahr teurer: Die Gebühr für die Nutzung des Übertragungsnetzes, über das der Strom in die Haushalte gelangt, wird steigen. Das gaben die vier großen Netzbetreiber bekannt. FOCUS online sagt, was Verbraucher außerdem wissen müssen.

  • Im Video: Ökostrom-Produzenten kämpfen vor Gericht: Es geht um 13,5 Milliarden Euro

Das Rückgrat der deutschen Stromversorgung, das Übertragungsnetz, wird für die Verbraucher teurer. Für das kommende Jahr erwarten die Betreiber eine Erhöhung der Nutzungsgebühren für die sogenannten „Stromautobahnen“. Damit werden nicht nur große Strommengen über weite Strecken transportiert, sondern auch die steigenden Kosten auf die Verbraucher umgelegt.

Die gute Nachricht: Die Preisanpassung fällt nicht ganz so stark aus. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von rund 3500 Kilowattstunden bedeutet die Erhöhung der Nutzungsentgelte für die Stromautobahnen eine Mehrbelastung von rund 7,70 Euro im Jahr. Die vier großen Netzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW sprechen von einer Erhöhung um 3,4 Prozent.

Darum steigen Strompreise ab 2025

Die vier Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Kosten für Netzreserve und Engpassmanagement mit fortschreitendem Netzausbau vermindern werden. Um die Belastungen für Wirtschaft und Verbraucher abzufedern, sprechen sie sich weiterhin für eine Stabilisierung der Netzentgelte aus. „Eine Möglichkeit ist, die in der Transformationsphase entstehenden Kosten etwa für Netzreserve und Engpassmanagement von den Netzentgelten zu trennen und stattdessen durch Mittel aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren“, schreiben die Anbieter in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Ein wesentlicher Grund für den Anstieg sind die gestiegenen Kosten für das so genannte Engpassmanagement, mit dem Überlastungen der Leitungen vermieden werden. „Allein dieser Kostenblock macht inzwischen über 50 Prozent der Netzentgelte aus“, betonten die Netzbetreiber. Zweiter Faktor seien die Investitionen in den Netzausbau. „Diese sind unerlässlich, um insbesondere den Aus- und Umbau des Netzes für eine klimaneutrale Energieversorgung voranzutreiben.“ Die Gebühren sind bundesweit einheitlich. Die endgültige Höhe wollen die Netzbetreiber bis zum Jahresende bekanntgeben.

Netzgebühr wird ab 2025 neu verteilt - Wo die Preise steigen und wo nicht

Die Verbraucher müssen sich jedoch grundsätzlich auf Anpassungen der Stromtarife einstellen. Die Bundesagentur kündigte an, dass die Netzgebühr für Elektrizität ab 2025 anders verteilt werden. Zum Einsatz kommen soll ein Stufenmodell.

In einem ersten Schritt wird ermittelt, ob ein Netzbetreiber von einer besonderen Kostenbelastung durch den Ausbau der erneuerbaren Energien betroffen ist. Hierzu legt die Bundesnetzagentur eine Kennzahl fest. Diese setzt die ans Netz angeschlossene erneuerbare Erzeugungsleistung ins Verhältnis zur Verbrauchlast im Netzgebiet.

Davon profitieren sollen Menschen im Norden und Osten Deutschlands. Besonders Regionen wie Brandenburg, die beim Ausbau der Windenergie und Solarkraft führend sind, dürften deutlich entlastet werden. Diese Fortschritte spiegeln sich nun auch in den Gebühren für den Stromnetzausbau wider.

Auch Schleswig-Holstein, das ebenfalls stark in erneuerbare Energien investiert, wird voraussichtlich von niedrigeren Kosten profitieren. Anders sieht es dagegen im Westen und Süden des Landes aus: Bayern und Nordrhein-Westfalen müssen sich auf höhere Netzgebühren einstellen. Die genauen Zahlen werden laut der Bundesnetzagentur im Oktober veröffentlicht. „Wir schaffen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben und wirtschaften“, sagte Netzagentur-Chef Klaus Müller. Besonders profitieren dürften Menschen in Nord- und Ostdeutschland.

Neukunden profitieren von Spar-Tarifen bei Strom und Gas

Der Grundversorgungstarif des örtlichen Stromversorgers ist in der Regel beim Strom am teuersten. Ein Drei-Personen-Haushalt kann mit einem Wechsel zu einem Neukundentarif mit Preisgarantie im Bundesschnitt aktuell 803 Euro sparen, das geht aus den Berechnungen von Verivox hervor.

Im teuersten Bundesland Thüringen sparen Drei-Personen-Haushalte mit einem Wechsel durchschnittlich 1052 Euro, in Bremen immerhin 637 Euro. „Die Strompreise für Neukunden sind in den letzten 12 Monaten um rund 15 Prozent gesunken. Wer noch in der teuren Grundversorgung steckt, sollte unbedingt wechseln“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

 

Das sich das für Haushalte lohnt, zeigt auch der Halbjahresvergleich. Die Preise beim Abschluss neuer Verträge seien in der ersten Jahreshälfte deutlich gesunken, so Verivox. Das gelte für Strom und auch für Gas. Bei Strom seien die Preise für Neukunden etwa von 28,6 Cent auf 25 Cent je Kilowattstunde (minus 12,6 Prozent) gesunken.

Surftipp: Hier finden Sie den günstigen Stromvertrag

Auch die Bundesnetzagentur hatte kürzlich auf die gesunkenen Preise für Neukunden hingewiesen und Verbraucher aufgefordert, über einen Wechsel nachzudenken. „Wer es noch nicht getan hat, dem empfehlen wir, seinen Strom- oder Gasvertrag auf Einsparmöglichkeiten zu prüfen“, erklärte Müller. Wegen gesunkener Preise für Neukunden sei ein Lieferantenwechsel die einfachste Möglichkeit, Geld zu sparen.