Die große Liste - Postbank schließt diese 97 Filialen - was Kunden wissen müssen

Kahlschlag bei der Postbank. Bis 2026 soll das Filialnetz weiter schrumpfen. Rund 97 Filialen stehen auf der aktuellen Schließungsliste. Weitere 123 sollen folgen. Damit sind rund 1000 Arbeitsplätze gefährdet. FOCUS online erklärt, was betroffene Postbank-Kunden jetzt wissen müssen.

  • Passend im Video zum Thema: Kunden heben zu viel Bargeld an der Supermarkt-Kasse ab - was das jetzt bedeutet

Die Postbank will bis 2027 rund 230 ihrer insgesamt 550 Filialen in Deutschland schließen. Betroffen sind vor allem Berlin (14 Filialen), Düsseldorf (drei Filialen), Frankfurt (zwei Filialen), Hamburg (neun Filialen) und München (sechs Filialen). Auch in kleineren Städten und Gemeinden auf dem Land werden die Kunden spätestens in den nächsten Jahren ohne Postbank auskommen müssen.

In Dingolfing und Plattling (Bayern) zum Beispiel sowie Kamp-Lintfort (NRW) gibt es künftig keine Postbank mehr. In mittelgroßen Städten wie Grevenbroich und Solingen werden die letzten Filialen geschlossen. Wer in Grevenbroich wohnt, muss in Zukunft mindestens zehn Kilometer nach Neuss oder Mönchengladbach fahren. Solinger Kunden haben die Wahl zwischen Remscheid oder Leverkusen, beide ebenfalls etwa zehn Kilometer entfernt.

Eine Liste mit den ersten 97 Filialen, die schließen müssen, berichtet das „Handelsblatt“ in seiner Online-Ausgabe. Die Daten basieren auf Daten von regionalen Zeitungen und Internet-Nennungen. Gegenüber der Wirtschaftszeitung hat die Pressestelle die Liste bereits bestätigt. Die Liste finden Sie hier:

Die Pläne hatte Claudio de Sanctis, Privatkundenvorstand der Deutschen Bank, in einem Interview mit der „Financial Times“ (Paid Content) bereits im Oktober 2023 angekündigt. Zur Einordnung: Die Deutsche Bank hatte die Aktienmehrheit der Privatbank im Jahr 2010 von der Deutschen Post übernommen.

Nun ist bekannt: Am Ende sollen nur noch 320 Postbank-Filialen übrig bleiben. Es ist bereits der zweite Kahlschlag bei der Postbank. Bereits im vergangenen Jahr wurde das Filialnetz von 750 auf 550 reduziert.

Vor allem im ländlichen Raum wirken sich die Filialschließungen der Postbank aus. Denn dort können die Kunden bisher auch Briefe und Pakete aufgeben. Die Postbank ist dort nicht nur die letzte verbliebene Bankfiliale im Ort, sondern auch Poststelle. Briefe und Pakete sollen auch weiterhin in einigen der verbleibenden Filialen abgegeben werden können. „200 der 320 verbleibenden Filialen der Postbank werden im Rahmen des Kooperationsvertrages mit der Deutschen Post auch künftig Post- und Paketdienstleistungen anbieten“, schreibt dazu die Pressestelle.

Viele Filialschließung auch nach Automaten-Sprengungen

Unvorhersehbare Ereignisse wie Automatensprengungen können Filialschließungen beschleunigen, so das „Handelsblatt“. So wurde eine Filiale in Hannover nach zwei Sprengungen bereits in diesem Jahr geschlossen, obwohl das erst für 2025 geplant war. Auch in Frankfurt kam es zu einer vorzeitigen Schließung aus demselben Grund.

In einigen Fällen führt eine solche Sprengung sogar zur endgültigen Aufgabe eines Standorts, den die Postbank ursprünglich gar nicht aufgeben wollte. „Aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse kann es in Einzelfällen zu außerplanmäßigen Schließungen von Filialen kommen“, lässt die Pressestelle entsprechend ausrichten.

Postbank schließt Filiale - soll ich mein Konto kündigen?

Wenn Banken schließen, haben Menschen keinen Zugang mehr zu klassischen Bankdienstleistungen mit persönlichem Kontakt. Vielmehr können Bankdienstleistungen ausschließlich über das Internet in Anspruch nehmen. Einfaches Beispiel: Wer einen Kredit braucht, nutzt dann die Beratung per Video-Call. Gerade für ältere Menschen ist die Schließung von Filialen eine große Herausforderung, denn die Geldinstitute ziehen nicht nur das Personal ab, sondern auch die Geldautomaten. Die Postbank argumentiert, man werde nun insgesamt elf regionale Beratungscenter aufbauen. Hier sollen Kunden dann per Video und Telefon beraten werden. „Damit bieten wir unseren Kundinnen und Kunden eine flexible Beratungsmöglichkeit – mit erweiterten Öffnungszeiten im Vergleich zu den Filialen“, sagt ein Pressesprecher der Postbank.

Wenn es durch die Schließung keine Postbank-Filiale oder einen entsprechenden Automaten mehr in Ihrem Ort gibt, sollten Sie über eine Kündigung nachdenken. Prüfen Sie, ob eine Sparkasse, eine Volksbank oder eine andere Privatbank in Ihrer Nähe eine Filiale betreibt. Allerdings gilt auch: Das Bankensterben in Deutschland geht weiter. Es kann also sein, dass auch die neue Bank die bestehende Filiale im Ort schließt.

Gleichzeit ist der Betrieb von Geldautomaten für die Banken oft nicht mehr rentabel. Wie Branchenkenner erklären, sind die Systeme veraltet, was zu hohen Wartungskosten führt. Auch die Geldtransportunternehmen hätten massiv an der Preisschraube gedreht und verlangten höhere Gebühren für das Auffüllen der Automaten oder das Abheben von Bargeld aus den Einzahlautomaten. Zudem nutzen immer mehr Menschen digitale Überweisungen, verstärkt Online-Banking und auch Bargeld-Abhebungen im Supermarkt und beim Discounter.

„Die Postbank gehört zusammen mit Deutsche Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank zur Cash Group. Damit stehen den Kunden der Postbank alle Geldautomaten der Cash Group Banken, inkl. dem Bargeldbezug an den Kassen von teilnehmenden Shell-Tankstellen, kostenlos zur Verfügung“, schreibt die Postbank.

Im Durchschnitt können die Haushalte in fast allen Supermärkten Bargeld abheben. An der Kasse wird beim Bezahlen einfach der gewünschte Betrag in bar ausgezahlt. Es gibt jedoch eine Obergrenze von 200 Euro pro Kunde. In einigen Fällen gibt es auch 2-Euro-Münzen, wenn nicht genügend 5- und 10-Euro-Scheine in der Kasse sind. Dieser Service ist kostenlos.

Worauf Sie beim Bankenwechsel achten müssen

Viele Geldinstitute machen es Neukunden bequem und werben mit einem Kontoumzugsservice. Die Banken und Sparkassen erledigen alle Formalitäten rund um den Wechsel.

Hierzu reicht der Kunde oder die Kundin bei dem Institut, zu dem er oder sie wechseln möchte, einen Antrag ein. Damit gehen an das alte und das neue Institut der Auftrag und die Ermächtigung, den Kontowechsel durchzuführen.

Voraussetzung für die Pflicht zur Wechselhilfe ist, dass beide Banken - die alte und die neue - ihren Sitz in Deutschland haben. „Und beide müssen die Konten in derselben Währung führen“, sagt Roland Stecher von der Verbraucherzentrale Bremen.

Allgemeine Informationen zur Kontowechselhilfe nach dem Zahlungskontengesetz sowie den Antrag auf Kontowechsel erhalten Sie auf den Internetseiten der Bankhäusern.

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