Große Ziele oder Rücktritt? Das hat Kerber noch vor

Mit dem Wimbledon-Sieg erfüllte sich Angelique Kerber einen Lebenstraum

Endlich hat sie es geschafft: Nachdem Angelique Kerber 2016 noch im Finale gescheitert war, durfte sie am Sonntag ihren ersten Triumph in Wimbledon feiern. Nach dem Sieg war sie zu Tränen gerührt - denn mit dem Gewinn des Rasen-Turniers ging ihr "Lebenstraum" in Erfüllung.

Ist für Kerber der Höhepunkt der Karriere der richtige Zeitpunkt zum Aufhören? Oder will sie jetzt erst recht die offenen Rechnungen der Vergangenheit begleichen? SPORT1 zeigt, wie es mit Angelique Kerber weitergeht.

Kerber: Zwei große Karriere-Ziele bleiben

Für den Karriere-Grand-Slam fehlt Kerber nur noch ein Turniersieg bei den French Open. In ihrem Traum-Jahr 2016 schnappte sie sich die Trophäen bei den Australian Open und bei den US Open, jetzt kommt die altehrwürdige Venus Rosewater Dish von Wimbledon dazu.

Wie realistisch ist die Vollendung des Kunststücks? Sand gilt als schlechtester Belag Kerbers, weiter als ins Viertelfinale (2012, 2018) schaffte sie es bei Roland Garros nicht. Mut macht der diesjährige Auftritt in Paris, bei dem sie auch dank ihres neuen Trainers Wim Fisette "den Sand im Kopf akzeptiert" hat.

Tennischefin Barbara Rittner glaubt nicht, dass Kerber sich den Sieg in Frankreich als Ziel setzt: "Dazu ist sie zu realistisch." Dirk Hordorff, Vizepräsident Sport im DTB, hält es für "schwierig, aber nicht ausgeschlossen."

Bleibt noch die zweite offene Rechnung aus 2016: Bei den Olympischen Spielen in Rio musste sie sich nach dem verlorenen Finale gegen Monica Puig aus Costa Rica mit Silber begnügen. Mit den Spielen in Tokio kommt ihre zweite Chance noch zur rechten Zeit - 2020 wäre sie 32 Jahre alt.

Wird Kerber nochmal die Nummer 1 der Welt?

Unabhängig von den möglichen Erfolgen in der Zukunft hat Kerber ihre Erwartungen und die vieler Experten bereits übertroffen. "Egal, was jetzt kommt, ist natürlich Bonus", so Kerber. Aus ihren Möglichkeiten holt sie das Optimum raus, dank ihrer Kämpfer-Mentalität setzt sie sich immer wieder gegen die großen Namen durch.

Dieser Spirit brachte ihr bereits 34 Wochen als Nummer eins der Weltrangliste ein. Nach dem schwierigen Jahr 2017 ist sie am Montag wieder bis auf Platz vier vorgerückt.

Eine Rückkehr auf den Thron noch vor dem Jahreswechsel ist aber unwahrscheinlich. Die aktuell Führende Simona Halep hat über 2000 Punkte Vorsprung vor Kerber. Zwar könnte die Deutsche mit einem Sieg bei den US Open, die am 27. August beginnen, einiges gut machen. Allerdings war Halep 2017 ebenfalls bereits in Runde eins ausgeschieden und muss daher dieses Jahr keine Punkte in New York verteidigen.

Früher Rücktritt am Höhepunkt?

Oder kommt für die 30-Jährige gar ein verfrühtes Karriere-Ende in Frage? In der jüngeren Vergangenheit hatten immer wieder große Namen des deutschen Sports nach Erfolgen verhältnismäßig früh ihre Laufbahnen beendet, wie die Biathletin Magdalena Neuner oder Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg.

Daran denkt Kerber überhaupt nicht: "Aufhören ist ganz weit weg. Das ist überhaupt kein Thema", sagte sie nach ihrem Wimbledon-Erfolg zur Bild. Mit ihrem nächsten Turnier-Auftritt in Montreal (3. bis 12. August) startet der Angriff auf die US Open: "Kleine Turniere sind keine Priorität mehr, jetzt geht's nur noch um die großen."

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