Großer Überblick - Heftige Proteste gegen Touristen auf Mallorca geplant - was Urlauber wissen müssen

"Liebe Touristen, Balkonien macht Spaß", heißt es auf einem Protestschild.<span class="copyright">AFP via Getty Images</span>
"Liebe Touristen, Balkonien macht Spaß", heißt es auf einem Protestschild.AFP via Getty Images

In Barcelona wurden Aktivisten gesehen, die Urlauber beschimpften, mit Wasserpistolen bespritzten und sie aufforderten, das Land zu verlassen. Jetzt droht am kommenden Sonntag auf Mallorca die größte Protestaktion gegen Touristen.

Am Sonntag wollen Aktivisten in mehreren spanischen Städten und erstmals auch direkt in touristischen Hochburgen auf die Straße gehen. Im Fokus steht dabei die Insel Mallorca.

FOCUS online sagt, wo sich deutsche Urlauber am 21. Juli nicht aufhalten sollten.

  • In der Hauptstadt Palma ist der Treffpunkt um 19 Uhr am Nationalpark Parc de les Estacions (danach Protestmarsch durch die Stadt).

  • Teilnehmende Gruppen haben angekündigt, zunächst durch Cafés und Bars in S'Arenal und El Molinar zu ziehen.

  • Von den Gemeinden Montuïri , Vilafrance de Bonany , Manacor , Campanet , Calviá , Andratx , Santa Ponsa, sowie von umliegenden Städten und Dörfern fahren am 21. Juli in regelmäßigen Abständen Busse mit Aktivisten in die Richtung Palma. Touristen sollten Treffpunkte und Bushaltestellen meiden.

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Aktivisten kündigten bereits an, durch die von deutschen Urlaubern beliebten Strand von Cala Agulla zu ziehen. Über Telegramm fordern sie von Teilnehmern sich mit Wasserpistolen, Trillerpfeifen und Absperrbändern einzudecken. Die Folge? Ähnlich wie in Barcelona könnten Urlauber in Bars, Restaurants und Cafés zur Zielscheibe werden - die Lage könnte eskalieren.

Wie sicher ist mein Urlaub in Spanien?

Spanien ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt , vergangenes Jahr kamen laut offiziellen Statistiken 85 Millionen ausländische Touristen. Daher gilt: Trotz der Proteste bleibt Spanien ein sicheres Reiseland.

Die meisten Demonstrationen verlaufen friedlich, und die Polizei vor Ort ist darauf bedacht, Eskalationen zu vermeiden. Bundesbürger, die gern in Spanien Urlaub machen, sollten dennoch wachsam sein und sich über lokale Entwicklungen informieren. Wenn Sie sich bedroht fühlen, ziehen Sie sich in Ihr Hotel oder Ihre Ferienwohnung zurück und wenden Sie sich an die Polizei oder die örtliche Botschaft.

Sie fliegen nach Spanien? Was Sie jetzt wissen müssen

Prüfen Sie vor Abflug mögliche Reisewarnungen. Helfen kann dabei die offizielle Seite des Auswärtigen Amtes. Meiden Sie größere Menschenansammlungen von Aktivisten, die sich gegen den Massentourismus richten und folgen Sie den Anweisungen der örtlichen Behörden.

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Lassen Sie sich nicht provozieren. Werden Sie beim Abendessen gestört oder genötigt, sollten Sie um Hilfe bitten. Auf keinen Fall auf Beleidigungen eingehen. Videos von Protesten aus Barcelona zeigen, dass einige Aktivisten sehr aufgebracht sind und auch nicht davor zurückschrecken, Urlauber zu beschimpfen und mit Wasserpistolen zu ärgern.

Spanisches Tourismusministerium ignoriert Anfragen zu Protesten

Das zuständige Tourismusministerium will sich auf Anfrage von FOCUS online zu den Protesten nicht äußern. Auf einen Fragekatalog, wie Touristen geschützt werden, antwortete die Behörde nicht. Ein Sprecher erklärte lapidar gegenüber FOCUS online, dass Spanien ein „sichereres und gastfreundliches Land“ sei und bleibe.

Gleichzeitig wächst aber zunehmend die Sorge, dass im kommenden Jahr weniger Touristen nach Spanien kommen könnten. Davor warnen nun auch deutsche Reisebüros und größere Hotelketten. Die Sorge sei groß. „Man darf sich die Lage nicht schönreden“, sagen deutsche Reiseführer auf Mallorca auf Anfrage.

Fakt ist aber auch, dass die Proteste dem spanischen Tourismus bisher nicht geschadet haben. Spanien erlebt in diesem Jahr eher einen Rekordsommer. Die Buchungen für Hotels sind hoch, die Auslastung liegt in manchen Regionen für den August bei 86 Prozent. Ferienwohnungen sind teilweise sogar komplett ausgebucht. Gleichzeitig nehmen auch Buchungen für den Herbst und Winter Fahrt auf.

Warum so viele Menschen in Spanien protestieren

Gerade weil Privatleute ihre Wohnungen und Häuser in den Sommermonaten lieber Touristen zur Verfügung stellen, finden Einwohner von Madrid, Barcelona oder Mallorca keinen bezahlbaren Wohnraum mehr. Die Politik löse das Problem mit „angezogener Handbremse“, kommentieren spanische Zeitungen. In Barcelona sind die Durchschnittsmieten in den letzten Jahren um 68 Prozent gestiegen. Gleichzeitig müssen die Einheimischen in den beliebten Touristengebieten viel mehr für Lebensmittel und Restaurantbesuche bezahlen. Das wollen viele nicht mehr hinnehmen.

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Ähnliche Probleme gibt es auch in Griechenland, der Türkei und anderen Mittelmeerländern. Das Krankenhaus auf Santorin zahlt Ärzten etwa bis zu 5000 Euro, wenn sie sich auf der Insel niederlassen. Doch der fehlende Mietraum schreckt viele ab. Viele Eigentümer vermieten ihre Wohnungen nur kurzfristig zwischen November und März eines jeden Jahres.

In Kommentaren und per E-Mail schreiben Hoteliers der Redaktion von FOCUS online, dass die Proteste sich nicht pauschal an deutsche Touristen richten, sondern den Massentourismus kritisieren. „Wir brauchen den Tourismus und wir brauchen volle Hotels“, schreibt Oriol García, Hotelier aus Barcelona.

„Das ist vielen Menschen in der Stadt auch bewusst. Dennoch ist Massentourismus ein wichtiges Problem unserer Zeit.“ Günter Ihlau, Vorstandsvorsitzender des Arbeitskreises Kulturtourismus im Deutschen ReiseVerband (DRV), sieht das ähnlich. Er arbeitet derzeit an einem Zehn-Punkte-Plan, um Vorschläge für einen nachhaltigeren Tourismus zu machen. Bis dahin gehen die Bewohner von Mallorca, Madrid, Barcelona, Teneriffa und anderen spanischen Touristenhochburgen weiter auf die Straße.