"Großes Säbelrasseln": Sportrechtler sieht keine UEFA-Handhabe gegen neue Super League

Paul Lambertz, Fachanwalt für Sportrecht, sieht keine Handhabe der UEFA, gegen die geplante Super League vorzugehen. (Bild: ZDF)
Paul Lambertz, Fachanwalt für Sportrecht, sieht keine Handhabe der UEFA, gegen die geplante Super League vorzugehen. (Bild: ZDF)

Im "ZDF-Morgenmagazin" wurde es früh am Dienstag sportlich. Paul Lambertz, Fachanwalt für Sportrecht, äußerte sich zu den Aussagen des europäischen Fußballverbands UEFA, gegen die geplante Super League vorgehen zu wollen. Für Fußballromantiker besteht wenig Hoffnung.

Die Nachricht erhitzt die Gemüter in der Fußballwelt: Zwölf Schwergewichte des Klubfußballs aus England, Spanien und Italien kündigten die Gründung einer europäischen Super League an. Für viele Fans und Offizielle ein Affront, ein unsolidarischer Alleingang der ohnehin superreichen Vereine. Es wird derzeit mehr denn je über Fragen von Gier und Moral im Profifußball debattiert. Eine Herausforderung auch für den europäischen Fußballverband UEFA, unter anderem Ausrichter der Champions League, der umgehend mit rechtlichen Konsequenzen drohte. Doch wie könnten diese Konsequenzen aussehen? Paul Lambertz, Fachanwalt für Sportrecht, machte dem Verband im "ZDF-Morgenmagazin" wenig Hoffnung: "Die Frage ist halt immer: Habe ich die rechtliche Handhabe, das zu machen? Und ich sehe keine."

Lambertz bezeichnete es am frühen Dienstagmorgen viel mehr als "großes Säbelrasseln, was die UEFA gerade veranstaltet". Weder aus Regeln, die sich der Verband selbst gesetzt habe, noch aus einem größeren Kontext heraus, sähe er eine Möglichkeit, gegen den Vorstoß von Klubs wie Real Madrid oder Manchester City vorzugehen.

Da helfen auch die Drohungen gegen die Spieler auf dem Rasen nichts. So kündigte die UEFA an, die Akteure für andere Wettbewerbe wie etwa die Europameisterschaft sperren zu wollen, sollten sie an Super-League-Partien teilnehmen. "Das ist so ein bisschen eindreschen auf den Kleinsten und Druck aufbauen auf die Spieler", so Lambertz. Die Kicker seien arbeitsrechtlich verpflichtet, für ihre Vereine aufzulaufen und hätten im Gegensatz zu den Klubs keine Wahlmöglichkeit.

Die zwölf Gründungsmitglieder der Super League: FC Liverpool, Manchester United, Arsenal, Chelsea, Manchester City, Tottenham Hotspur, Real Madrid, FC Barcelona, Atletico Madrid, Juventus Turin, Inter und AC Mailand. (Bild: Getty / PIERRE-PHILIPPE MARCOU)
Die zwölf Gründungsmitglieder der Super League: FC Liverpool, Manchester United, Arsenal, Chelsea, Manchester City, Tottenham Hotspur, Real Madrid, FC Barcelona, Atletico Madrid, Juventus Turin, Inter und AC Mailand. (Bild: Getty / PIERRE-PHILIPPE MARCOU)

"Verbrechen am Fußball"?

"Am Ende des Tages manifestiert damit sich die UEFA als der Monopolist, der Angst hat um seine Pfründe, die davonschwimmen", so der Sportrechtler weiter. Er sehe keine juristische Chance für die UEFA, die Super League zu verhindern. "Es ist einfach eine Frage des Wettbewerbsrechts". In anderen Sportarten wie Ringen, Reiten oder Schwimmen seien schon ähnliche Entscheidungen gegen die großen Verbände gefallen. Der Versuch, eigene Ligen durch die Androhung von Sanktionen verhindern zu wollen, sei immer "am Ende des Tages gescheitert". Beispielsweise entschied die Europäische Kommission im Eisschnellauf, dass derartige Sanktionen jeglicher Art - finanzielle sowie Sperren - rechtswidrig seien. Laut Paul Lambertz verstöße dies gegen das Kartellrecht. So müsse die UEFA dem Treiben der Big Player wohl tatenlos zusehen.

Die Idee bleibt hochumstritten. Rudi Völler bezeichnete die Super League in "Bild" als "Verbrechen am Fußball", Lukas Podolski ließ auf Twitter Dampf ab: "Dieses Projekt ist ekelhaft, nicht fair und ich bin enttäuscht, dass Vereine, die ich vertreten habe, daran beteiligt sind." Gemeint sind seine Ex-Klubs FC Arsenal sowie Inter Mailand.

Real Madrids Präsident und Initiator der Super League Florentino Perez sieht das naturgemäß etwas anders: "Es geht darum, den Fußball zu retten, damit wir zumindest für die nächsten 20 Jahre in Ruhe leben können. Die Situation ist sehr dramatisch." Als Begründung führte Perez die Corona-Pandemie an, welche die Klubs viel Geld gekostet habe. Deutsche Teams sind aktuell nicht an dem Projekt beteiligt.