Großrazzia gegen kriminelles Netzwerk - Polizei und GSG 9 zerschlagen 18-köpfige Schleuserbande

Schleuser nutzen zum Transport von Migranten oft Kleintransporter (Archivbild).<span class="copyright">Peter Kneffel/dpa</span>
Schleuser nutzen zum Transport von Migranten oft Kleintransporter (Archivbild).Peter Kneffel/dpa

Die Polizei geht bei einer großangelegten Aktion am Mittwochmorgen gegen mutmaßliche Schleuser vor. Schwerpunkt der Razzien ist Jena. Auch die Spezialeinheit GSG 9 ist im Einsatz. Bundesweit führen mehr als 300 Polizisten Hausdurchsuchungen und Festnahmen druch.

Die Polizei geht seit Mittwochmorgen bundesweit gegen mutmaßliche Schleuser vor. In Jena, Sondershausen und Nordhausen werden Gebäude durchsucht. Die Spezialeinheit GSG 9 ist im Einsatz. Laut MDR richtet sich die Aktion gegen eine 18-köpfige Bande, die über 140 Menschen nach Deutschland und Westeuropa eingeschleust haben soll. Auch in Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg rückten die Beamten aus.

Gestoppte Kleintransporte wurden Schleuserbande zum Verhängnis

Insgesamt sollen 19 Wohn- und Geschäftsräume durchsucht werden, allein in Jena sind es laut Bundespolizei zehn. Ein Sprecher verkündete laut MDR zudem die Vollstreckung von fünf Haftbefehle gegen drei syrische und zwei irakische Staatsangehörige. Die Ermittlungen richten sich gegen 18 Beschuldigte aus Syrien, dem Irak und Bulgarien.

Sie sollen 2023 und 2024 mindestens 140 Menschen eingeschleust haben. Den mutmaßlichen Tätern wird banden- und gewerbsmäßige Einschleusung vorgeworfen. Der MDR berichtet, dass die Ermittler der Bande auf die Spur gekommen seien, nachdem mehrmals Transporter auf der Westbalkanroute aufgehalten worden seien.

Monatelange Ermittlungen gipfeln in Groß-Razzia

Die illegalen Grenzübertritte sollen mit Kleintransportern erfolgt sein. Diese wurden immer wieder gestoppt, sodass sich aus Einzelfällen schließlich ein Gesamtbild ergeben habe, so die Bundespolizei. Die Menschen wurden zunächst in einer Wohnung in Jena untergebracht, heißt es weiter. Zur Bezahlung wurde dem Sprecher zufolge sogenanntes „Hawala Banking“ genutzt, bei dem Bargeld über Mittelsmänner transferiert wird.

Die Polizei hat im Zuge der Ermittlungen, die von der Staatsanwaltschaft Gera geführt werden, Telefone abgehört und Verdächtige überwacht. Die Hinzunahme der Spezialeinheit GSG 9 erfolgte aufgrund von Befürchtungen, die Täter seien gewalttätig und bewaffnet. Die Festgenommenen leisteten jedoch nach MDR-Informationen keinen Widerstand.

Zahl der illegalen Grenzübertritte in EU auf Höchststand seit 2016

Derweil befindet sich die Zahl der illegalen Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen im Jahr 2023 auf dem höchsten Stand seit 2016. Das Bundeskriminalamt (BKA) berichtet über rund 380.200 unerlaubte Grenzübertritte, ein Plus von über 50.000 Fällen. Deutschland ist dabei das Hauptzielland. Das BKA registrierte 266.224 Personen mit unerlaubtem Aufenthalt, was einer Zunahme von 33,4 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Rund 39.700 dieser Migranten stehen im Verdacht, eingeschleust worden zu sein.

Schleuser agieren dabei zunehmend rücksichtslos und bieten ihre Dienste oft über Messengerdienste wie Telegram und WhatsApp an. Die meisten unerlaubten Grenzübertritte finden über die zentralmediterrane und ostmediterrane Route statt. Die von der Jenaer Bande genutzte Westbalkanroute war eher ins Hintertreffen geraten.

Dabei gehen die Schleuser oft Risiken ein, die das Leben der Migranten gefährden können. Erst im Oktober 2023 kam es zu einem schweren Verkehrsunfall, bei dem sieben Flüchtlinge ums leben kamen und weitere 16 teils schwer verletzt wurden. Der Fahrer, ein 24-jähriger Staatenloser, wollte vor einer Polizeikontrolle fliehen und verlor bei der Flucht die Kontrolle über den Transporter.