Großrazzia wegen Betrug - Skrupellose Clan-Frauen plündern Millionen aus Fluthilfe-Fonds
NRW-Innenminister Herbert Reul ist fassungslos: Trotz der verheerenden Hochwasserkatastrophe haben Clan-Betrüger die Situation ausgenutzt und mit gefälschten Fluthilfe-Anträgen Millionen Euro erbeutet. Jetzt hat die Polizei zugeschlagen.
Mit einer großangelegten Razzia hat die Bonner Polizei eine Bande mutmaßlicher Fluthilfebetrüger ausgehoben. Die Ermittlungsgruppe „Camillo“ geht von einem Millionenbetrug aus, in dem nach FOCUS-online-Informationen der deutsch-libanesische Artris-Clan verwickelt sein soll. Diese Großfamilie taucht auch im neuesten Clanlagebild des Landeskriminalamts auf.
Die Ermittler gehen von einer vorläufigen Schadensumme in der Höhe von 4,688 Millionen Euro aus. In vier Komplexen führt die EG „Camillo“ 182 Verfahren. Im Zentrum der Ermittlungen stehen zwei Clan-Frauen.
Clan-Frauen ziehen komplexes Betrugsnetz auf
Nessrin A. und Ferial A. (35, 42) sollen mit Hilfe 20 weiterer Familienmitglieder ein komplexes Betrugsnetz aufgezogen haben. Auch sollen die Beschuldigten teilweise Strohleute vorgeschaltet haben, die falsche Fluthilfeanträge für ihre beschädigten Heime stellten. Nach der Auszahlung wurde der Gewinn je zur Hälfte geteilt.
Laut der Polizei wurden in diversen Anträgen unterschiedlicher Wohnobjekte dieselben Schadensbilder festgestellt. Zudem reichten die Schwindler Anträge ein, „deren Hausratschäden durch die Flut faktisch nicht möglich waren. So sind beispielsweise Hilfen für Schäden in Obergeschossen von Wohnhäusern beantragt worden, die nicht mit dem Höchstwasserstand zum Zeitpunkt der Flut übereinstimmten“.
In Mechernich, Euskirchen und Kassel wurden 17 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt.
Der Clan, der hinter der Betrugsmasche stecken soll, ist polizeibekannt. Wie FOCUS online aus Ermittlerkreisen erfuhr, tauchen viele der 22 Beschuldigten wegen Gewalt- und Betrugsdelikten sowie Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz auf.
NRW-Innenminister Herbert Reul fassungslos
NRW-Innenminister Herbert Reul gab sich fassungslos: „Das ist unvorstellbar: Es ist eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte unseres Landes. Mehr als 180 Menschen sterben, Unzählige in den Flutgebieten kämpfen um ihre Existenzen. Und in so einer Situation denken diese Verbrecher nur daran, wie sie aus der Katastrophe Kapital schlagen können.“
Reul weiter: „Sie nutzen das System aus, verhöhnen damit nicht nur die Flutopfer, die das Geld wirklich brauchen, sondern betrügen das Land um Millionen, die dann beim Aufbau fehlen.“
Sich auf diese Weise die Taschen vollzumachen, sei nicht nur perfide, erklärte der Minister. „Es zeigt, wie kriminelle Banden agieren - ohne Skrupel und jegliche moralische Grenzen auf dem Rücken von uns allen. Gut, dass unsere Ermittler das aufgedeckt haben.“